Neuartige biologische Ansätze für Gelenkprobleme bei Hunden
(14.03.2017) Ende Februar fand in Wien eine tierärztliche Fortbildungsveranstaltung statt zur Thematik Gelenkerkrankungen bei Hunden und deren Behandlungsmethoden.
Hierbei wurde der Fokus auf neuartige biologische Verfahren gelegt mit dem Schwerpunkt Stammzelltherapie.
Das Seminar wurde im Tierärztlichen Informations- und Trainingszentrum (TITZ) der Tierklinik Breitensee abgehalten mit Vorträgen von VR. Univ. Prof. Doz. Dr. Norbert Kopf und Univ. Lektor Dr. Karl Grohmann.
Unter dem Terminus »biologische Therapien« in der Tiermedizin sind zahlreiche neue Methode zu verstehen, bei denen für die Behandlung vielerlei Krankheiten unterschiedliche Formen lebender Zellen, Proteine, oder anderer großer Moleküle angewendet werden.
Diese Therapien tragen unterschiedliche Namen: PRP, ACP, Thrombozytentherapien, Stammzelltherapien.
Oft wird die Bezeichung Stammzelltherapie als Überbegriff für alle erwähnten Behandlungsmethoden verwendet. Dies ist in den meisten Fällen nicht richtig, da es sich um verschiede Ansätze handelt, bei denen die Konzentration von Stammzellen im Endprodukt sehr unterschiedlich ausfällt.
Lediglich bei der Therapieform, bei der die körpereigenen Stammzellen aus dem Gewebe des Tieres isoliert werden und anschließend vermehrt werden (von ursprünglich Tausend auf mehrere Millionen) handelt es sich um eine »tatsächliche« Stammzelltherapie.
Durch die Multiplikation und Anreicherung der Zellen entsteht ein klar definiertes Produkt, wodurch der therapeutische Effekt reproduzierbar wird.
Univ. Lektor Dr. Karl Grohmann von der Tierklinik Korneuburg präsentierte in seinem Vortrag zum Titelthema eine klare Abgrenzung zwischen den einzelnen biologischen Ansätzen.
Der Schwerpunkt seines Vortrages lag auf der Stammzelltherapie aus Fettgewebe, die er an seinen Patienten bereits seit 2014 erfolgreich einsetzt: Die Zahl der Gelenkprobleme wird nicht weniger, im Gegenteil ist sie bei zahlreichen Hunderassen sogar im Ansteigen. NSAIDs und Corticoide waren lange Zeit die einzige "Waffe" für Tierärzte im Kampf gegen Gelenkserkrankungen.
Sie sind auch heute immer noch keine langfristige Lösung in der Therapie und wegen ihrer Nebenwirkungen oder einer Grunderkrankung des Patienten (Leber, Niere) manchmal gar nicht einsetzbar.
Neue biologische Methoden bringen auch neue Behandlungsmöglichkeiten mit sich. Das Vertrauen in diese neuen Methoden wird gestärkt, je mehr Behandlungen mit den richtigen Indikationen und den entsprechenden Behandlungserfolgen gemacht werden.
Stammzellen haben sich als eine effiziente Therapieform erwiesen, die jedoch vernünftig in der täglichen Praxis eingesetzt werden muss, um auch den bestmöglichen therapeutischen Effekt zu erreichen.
Wichtig dabei sind: a) die korrekte und umfassende Diagnostik; b) die entsprechende vorhergehende chirurgische Sanierung des Problems (falls nötig); c) die richtige "Begleitung" des Patienten nach der Behandlung und eine entsprechende Einbindung der Besitzer in das Osteoarthrosemanagment.
Dem theoretischen Teil folgte auch ein praktischer Workshop. Der Inhaber und Leiter der Kleintierklinik Breitensee VR. Univ. Prof. Doz. Dr. Norbert Kopf begleitete die TierärztInnen durch den Prozess einer erfolgreichen intraartikulären Injektion in ein osteoarthrotisches Hüft- und Ellbogengelenk ohne Unterstützung bildgebender Verfahren.
Mit seiner Expertise und jahrelanger Erfahrung, zeigte Dr. Kopf den TeilnehmerInnen, dass mit der richtigen Handhabung Injektionen auch in schwierige Gelenke ohne Unterstützung von z.B. Ultraschall möglich sind.
Anschließend hatten die Tierärzte die Möglichkeit, die neuerlernten Handgriffe auszuprobieren, wobei ihnen Dr. Kopf mit Rat und Tipps zur Seite stand.
Das Fortbildungsseminar wurde vom slowenischen Unternehmen Animacel organisiert, das im Jahr 2011 als ein Spin-Out der Veterinärfakultät der Universität von Ljubljana gegründet wurde. Seit 2014 bietet Animacel die autologe Stammzelltherapie bei Gelenkerkrankungen von Hunden und Pferden auch auf dem österreichischen Markt an.
Hier kooperieren sie bereits erfolgreich mit zahlreichen österreichischen Tierärzten, unter anderen auch mit der Tierklinik Korneuburg und mit der Kleintierklinik Breitensee.
Die TeilnehmerInnen konnten aus dem Seminar mitnehmen, dass die regenerative Medizin viele neue Möglichkeiten bietet, um Gelenkprobleme effizient zu behandeln. Wir befinden uns erst am Anfang eines erfolgreichen Weges bei der Verwendung von biologischen Behandlungsansätzen.