Symposium zur Wertschöpfungskette Schweinefleisch zieht internationale Referenten an

(12.05.2014) Führende Schweineproduzenten, Fleischverarbeiter und Tierärzte aus Europa, Nordamerika, Asien und Lateinamerika trafen einander kürzlich bei einem in Berlin abgehaltenen Symposium, um die Möglichkeiten einer engeren Zusammenarbeit zu besprechen.

Die Veranstaltung mit dem Titel Creating Winning Relationships Across the Pork Value Chain (Schaffung erfolgreicher Beziehungen über die gesamte Wertschöpfungskette Schweinefleisch) ermöglichte allen beteiligten Berufsgruppen wertvolle Einblicke in die sich verändernde Dynamik der Schweineproduktion und des internationalen Handels mit Schweinefleisch.

Tierschutzbedingt veränderte Praktiken wie der Ersatz der Ferkelkastration durch eine Impfung waren Kernthema bei diesem von Zoetis gesponserten Symposium.

Mehrere Vortragende zeigten die Unterschiede auf, die in den verschiedenen einschlägigen Wertschöpfungsketten bei der Einführung der Impfung als Alternative zur Kastration weltweit bestehen.

Die Symposiumsteilnehmer erfuhren unter anderem, dass Brasilien mit 38 Millionen geschlachteter Schweine pro Jahr der viertgrößte Schweinefleischproduzent der Welt ist.

Die Technologie der Immunkastration wird in den wichtigsten Sektoren der brasilianischen Schweineproduktion wie den großen und mittelgroßen Unternehmen mit vertikaler Integration, den mittleren und kleinen Kooperativen und den unabhängigen Produzenten schrittweise anstelle der Kastration als Standardmaßnahme eingesetzt, um Ebergeruch des Fleisches und aggressives Verhalten der Schweine zu verhindern.

„Bei hundertprozentiger vertikaler Integration lässt sich der volle Wert dieser Technologie ausschöpfen, von der Aufzucht der Tiere über das Entbeinen der Schlachtteile bis zur Herstellung von Fertignahrungsprodukten, denn alles landet in ein und demselben Topf“, sagte der Experte für Schweinefleischqualität Dr. Jose Peloso, der für eines der größten Unternehmen mit vertikaler Integration in Brasilien arbeitet.


Dr. Jose Peloso

„Es ist einfach, eine Rentabilitätsrechnung anzustellen, wenn die gesamte Produktionskette in den eigenen Händen liegt.“

„Obwohl die auf vertikaler Integration basierenden brasilianischen Unternehmen in der Regel keine eigenen Einzelhandelsverkaufsstellen haben, war die Akzeptanz von Fleisch immunkastrierter Eber durch die Verbraucher kein Problem“, ergänzte er und meinte: „Schweinefleisch, das unter Verwendung neuer Technologien produziert wurde, wird problemlos akzeptiert, solange es sicher ist, die Endprodukte unverändert bleiben und dabei eine nachhaltige Produktion gefördert wird. Vonseiten der Konsumenten gab es keinerlei Beschwerden.“

Im Gegensatz dazu sei die Anwendung der neuen Technologie aufgrund der in Europa stärker fragmentierten Wertschöpfungskette und der Dominanz großer Einzelhändler langsamer angelaufen, erklärte Egbert Klokkers, Vizepräsident von Westfleisch, Deutschland. „Wir werden den Weg gehen, den der Einzelhändler oder der Verbraucher wünscht“, meinte Hr. Klokkers.


Egbert Klokkers

„Wenn es um Alternativen zur Kastration geht, stehen immer noch zwei Möglichkeiten zur Debatte: das Risiko von Ebergeruch im Fleisch von nicht kastrierten Schweinen einzugehen, oder die Verwendung von Improvac [als Impfung] zur Vermeidung von Ebergeruch.

Beides ist noch möglich, und wir bei Westfleisch sind dabei, die Alternativen zu bewerten: Wir haben einige Betriebe, die Improvac verwenden, und wir haben einen gewissen Bedarf an nicht kastrierten Ebern für die „Tierschutz“-Märkte wie die Niederlande und das Vereinigte Königreich.

Letztendlich wird der Einzelhändler, der ja die Meinung der Verbraucher vertritt, entscheiden, welchen Weg wir einschlagen werden. Somit ist es also der Einzelhändler, den wir überzeugen müssen.”

Manche Einzelhändler, wie z. B. Colruyt in Belgien, akzeptieren Fleisch von kastrierten Schweinen nicht mehr und verkaufen nur Schweinefleisch von Ebern, die mit Improvac geimpft wurden. Andere fleischverarbeitende Betriebe sind dabei, ihre eigene Bewertung der Alternativen vorzunehmen.

Der italienische Schweineproduzent Fumagalli, der auf die Produktion von für die Erzeugung von Parmaschinken verwendeten schweren Schweinerassen spezialisiert ist und sich das Motto „Vom Erzeuger zum Verbraucher" auf die Fahnen geschrieben hat, sieht die Impfung gegen Ebergeruch als Möglichkeit, das eigene Engagement für den Tierschutz unter Beweis zu stellen.

„Die Kastration ist ein Tierschutzthema, und wir haben Länder, die nachfragen, ob es denn nicht möglich ist, nicht kastrierte Schweine zu verwenden“, sagte Dr. Pietro Pizzagalli, der bei Fumagalli für die Fleischqualität zuständig ist.


Dr. Pietro Pizzagalli

„Unser Problem ist, dass wir die Schweine bis zum Alter von 9 Monaten mästen und der Ebergeruch des Fleisches bereits ab dem sechsten Lebensmonat zu einem großen Problem wird. Wir erzeugen viele High-End-Produkte, wie z. B. den Parmaschinken, sodass die Qualität des Fleisches für uns sehr wichtig ist.

Wir möchten den Einsatz von Improvac bei unseren Schweinen untersuchen, um dieses Problem zu lösen und dabei Produkte mit Premium-Qualität erzeugen zu können.“

Fumagalli hat vor Kurzem in seinen Betrieben in Norditalien einen Versuch mit der Immunkastration an 2000 Schweinen begonnen, um selbst herauszufinden, ob diese Art der Eberproduktion dem geforderten Qualitätsstandard gerecht wird.

Auch in Märkten außerhalb Europas werden die Forderungen nach Tierschutz zunehmend lauter, wie Hr. Soontorn Imboonta, Vizepräsident für Forschung und Entwicklung des thailändischen Unternehmens CPF, bestätigte. „Wir sind dabei, einige unserer Mastschweine zu impfen und dieses Fleisch auf dem Markt einzuführen.“


Hr. Soontorn Imboonta

Es sei zu erwarten, dass sich mit der Einführung der Impfung sowohl eine Verbesserung im Tierschutz als auch eine Steigerung der Produktionsleistung ergeben werde, fügte er hinzu.

Das abgehaltene Symposium ist Teil des aktiven Engagements von Zoetis für eine Aufwertung der Wertschöpfungskette Schweinefleisch bei seinen Kunden und deren Unternehmen.



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