Dacia Duster im Test

(22.11.2010) Der Dacia Duster ist der Offroader zum Discounterpreis, was er bietet und was er kann, zeigt er in seiner Top-Version in unserem Test.

Die Billigmarke von Renault sorgt schon seit einigen Jahren für viel Aufsehen. Zuerst von vielen etablierten Herstellern belächelt, ist Dacia jetzt auch in Westeuropa eine fixe Größe. Vor allem das Preis/Leistungsverhältnis sorgt für überraschend gute Verkaufszahlen, und die Lieferzeiten übersteigen oft jene von Nobelmarken. Dacia konzentriert sich dabei auf das Wesentliche, die Autos sind robust, aber ohne unnötigen Firlefanz. Viele Kunden, die mit der immer stärker werdenden Technologisierung der Autos nichts am Hut haben, strömen zu den Dacia-Händlern. Die weit verbreitete Meinung, dass alles, was erst gar nicht in einem Auto eingebaut ist auch nicht kaputt werden kann, trifft ja im Prinzip den Nagel auf den Kopf und ist eine Stärke von Dacia.

Mit dem Duster steigt der rumänisch/ französische Hersteller nun auch in den heiß umkämpften Markt der kompakten Offroader ein und siedelt sich ganz am unteren Ende der Preisskala an. Wie schon bei den anderen Modellen setzt man auf bewährte Technik und überschaubare elektronische Helfer. Neu ist jedoch der modische Auftritt, der Duster präsentiert sich optisch sehr gefällig. Wäre nicht das Dacia Logo prominent am Kühlergrill angebracht, würde dieses Auto wohl niemand als Dacia erkennen.

Die breiten Radkästen und die bullige Front lassen den Duster sehr dynamisch aber auch stabil wirken. Preislich startet die Welt des Duster bei 11.990 Euro, dafür gibt es den 1,6 Liter Benzinmotor mit 105 PS (77 kW). Ein wahrer Kampfreis, bei dem man sich aber natürlich nicht viel Ausstattung erwarten kann. ABS, Fahrer- und Beifahrerairbag, Servolenkung und eine Isofix-Kindersitzbefestigung sind die Highlights des Basis-Dusters. Ab 12.990 Euro gibt es dann den Duster "Ambiance" mit gleicher Motorisierung, der zusätzlich mit elektrischen Fensterhebern vorne, Zentralverriegelung mit Fernbedienung, Seitenairbags vorne, und einer Dachreling ausgerüstet ist, und somit noch immer viel Auto um wenig Geld bietet.

Für unseren Test haben wir uns aber doch für das Topmodell entschieden, den Duster Laureate 110 dCi 4x4, mit dem bewährten 110 PS (81 kW) Dieselmotor aus dem Hause Renault. Um 18.490 Euro gibt es nicht nur Allradantrieb, sondern auch Komfort-Goodies wie eine manuelle Klimaanlage, elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, einen Bordcomputer und Nebelscheinwerfer. Als Option sind bei unserem Testauto noch das ESP, ein Lederlenkrad, Radio, die Metallic-Lackierung und das "Look Paket", bestehend aus 16"-Alufelgen, abgedunkelten Scheiben hinten, Unterfahrschutz sowie Dachreling, Seitenschweller und Außenspiegel in Chrom dabei. So komplett ausgestattet durchbricht man die 20.000 Euro Preisgrenze und wird um genau 20.441,58 Euro erleichtert. Noch immer ein Schnäppchen, wofür es woanders teilweise nur Kleinwägen mit gleicher Ausstattung gibt.

Dass man bei diesem Preis auch Abstriche hinnehmen muss, sollte klar sein und zeigt sich auch recht schnell. Der Innenraum versprüht leider nicht ganz den Chic der Außenhaut, sondern wurde einfach von den anderen Modellreihen übernommen, was natürlich Geld bei der Entwicklung und Produktion spart. Daher sind die Schalter der Fensterheber in der Mittelkonsole platziert, die Hupe am Blinkerhebel zu betätigen, und die elektrische Spiegelverstellung versteckt sich unter dem Handbremshebel. Auf den ersten Blick nicht sehr praktisch, aber daran gewöhnt man sich schnell. Die Verarbeitung ist dafür überraschend gut, es gibt kein Klappern und Scheppern, auch nicht auf schlecht befestigten Straßen. Die Sitze sind auch auf langen Strecken sehr bequem, wenngleich für groß Gewachsene die Sitzfläche durchaus größer sein könnte. Auch das Lenkrad ist nur in der Höhe und nicht in der Länge verstellbar, was eventuell für manche Fahrer eine ungünstige Sitzposition ergeben könnte.

Das Platzangebot, welches der Duster auf einer Länge von 431,5 cm bietet, ist sehr ordentlich, sowohl in der ersten als auch zweiten Reihe gibt es in jede Richtung genug Platz für die Passagiere. Mit 443 Liter (mit Mobilitäts-Set statt Ersatzrad) ist das Kofferraumvolumen auch recht ordentlich, die 2WD-Versionen haben sogar 475 Liter Raum zur Verfügung. Bei Bedarf kann durch Umklappen der hinteren Sitze das Volumen noch auf bis zu 1.604 Liter gesteigert werden (bzw. 1.636 Liter bei der 2WD -Version). Gespart wurde leider an der Geräuschdämmung, im Innenraum ist es, sobald der Motor gestartet wurde, nicht wirklich leise. Der brummige Motor ist beim Beschleunigen recht laut, erst bei Landstraßentempo kehrt Ruhe ein, die aber mit Auffahrt auf die Autobahn wieder vorbei ist.

Abgesehen davon, dass der Motor recht brummig ist, verhilft er dem Duster zu akzeptablen Fahrleistungen. Das maximale Drehmoment von 240 Nm erreicht der 1,5 Liter Diesel bei 1.750 U/min. Bis man aus dem Stand die 100 km/h erreicht, vergehen 12,5 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 168 km/h. Um auf Tempo zu kommen, muss man aber die Gänge des sehr kurz übersetzten 6-Gang-Getriebes immer ausdrehen. Dafür kennt der Duster kein Turboloch, ein solches wäre bei der Getriebeübersetzung auch kaum möglich. Die ersten drei Gänge sind extrem kurz, die letzten 3 dann nur noch kurz übersetzt. Bei 30 km/h wäre man schon versucht, in den vierten Gang zu schalten, was der Duster auch ohne weiteres zulässt. Der 6. Gang reicht dann von 60 km/h bis zur Endgeschwindigkeit.

Diese Übersetzung hilft dem Duster vor allem im Gelände, welches er mit Allradantrieb nicht scheuen muss. Man hat dabei die Wahl zwischen 3 Modi, die über ein Wählrad in der Mittelkonsole eingestellt werden können. Bei "2WD" kommt der Duster mit Frontantrieb aus, bei "Auto" schaltet sich der von Nissan stammende Allradantrieb automatisch dazu und im "Lock"-Modus wird das Motordrehmoment fix auf alle vier Räder verteilt. Wer brav schaltet und nicht die ganze Leistung abruft, der wird auch an die vom Werk versprochenen 5,6 Liter / 100 km Verbrauch heran kommen. In unserem Test hat sich der Dacia rund 7,4 Liter Diesel für 100 Kilometer gegönnt.

Bei Lenkung, Fahrwerk und Federung gibt es dann wieder nichts zu beanstanden, der Duster erfreut mit einer sehr direkten Lenkung und einem sehr ausgewogenen Fahrwerk. In der Summe seiner Eigenschaften macht der Duster eine gute Figur. Wer sich nicht an der fehlenden Geräuschdämmung stört und nicht alle 300 Meter einen Ampelstart hinlegen muss, hat mit dem Dacia einen robusten und zuverlässigen Wegbegleiter - und das auch abseits der befestigten Straßen. Das Ganze natürlich zum Disconter-Preis, wo man die eine oder andere Schwäche leicht verschmerzen kann.



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Was uns gefällt:
Der Preis, das Design, das Platzangebot

Was uns nicht gefällt:
Das Geräuschniveau im Innenraum, die serienmäßige Sicherheitsausstattung

Testzeugnis:
Ausstattung Sicherheit: 3-
Ausstattung Komfort: 3
Verbrauch: 2-
Fahrleistung: 2-
Fahrverhalten: 1-
Verarbeitung: 1-
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 1-
Kofferraum: 2
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 1-


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