Die neue Mercedes X-Klasse im Test

(24.08.2018) Mit der X-Klasse hat Mercedes jetzt auch einen Pickup im Programm. Wir haben uns das Einstiegsmodell mit Allradantrieb zum Test geholt.

Dank der X-Klasse hat Mercedes jetzt sein Nutzfahrzeugsegment nach unten hin um einen Pickup erweitert. Die X-Klasse soll dabei aber nicht nur als Arbeitstier herhalten, sondern auch den Premium-Charakter von Mercedes in diesem Segment bieten. Die Basis für die X-Klasse kommt aus der Kooperation mit der Renault/Nissan-Allianz und unter dem hübschen Blechkleid ist die X-Klasse eng mit dem Nissan Navara und dem Renault Alaskan verwandt.

Im Vergleich zu Renault, wo man lediglich die Nissan-Logos durch Renault-Logos getauscht und die Frontpartie etwas überarbeitet hat, zeigt sich die X-Klasse sehr eigenständig. Mercedes hat sowohl die Front-, als auch die Heckpartie völlig eigenständig gestaltet, und auch im Innenraum gibt es zum großen Teil Mercedes-Feeling. Die Armaturenlandschaft stammt inkl. Multifunktionshebel von Mercedes. Leider wurde aber die Lenksäule von Nissan übernommen, wodurch diese nur in der Höhe, nicht aber in der Länge verstellbar ist, was nicht so ganz zum Premium-Anspruch des Fahrzeugs passt.

Immerhin zeigt die X-Klasse auch preislich, dass sie ein waschechter Mercedes ist. Der Listenpreis unseres Testfahrzeugs liegt bei 40.692 Euro und beinhaltet eine überschaubare Serienausstattung. Zur Serienausstattung gehören eine Klimaanlage, ein Audiosystem, ein Regensensor, 17"-Leichtmetallfelgen, ein Multifunktionslenkrad und Dekorelemente im Chromlook. Zusätzlich hatten wir noch eine Differentialsperre an der Hinterachse, ein Fahrwerk mit erhöhter Bodenfreiheit, das Audiosystem 20 CD, die Vorrüstung für den Garmin Map Pilot, das Komfort-Paket, das Winter-Paket, eine Rückfahrkamera, eine Anhängerkupplung, Metallic-Lackierung und ein vollwertiges LM-Ersatzrad mit an Bord. Der Gesamtpreis summiert sich damit auf 46.945 Euro.

Der Innenraum zeigt sich sehr wohnlich, und man fühlt sich auf Anhieb wohl. Nutzfahrzeug-Feeling kommt kaum auf, viele Elemente kennt man von den Pkw-Modellen von Mercedes, wie etwa den Dreh/Drückregler für das Infotainmentsystem zwischen Fahrer und Beifahrer. Auch das sportliche Lederlenkrad gefällt mit seiner Griffigkeit, und die Stoff/Ledersitze passen ebenfalls zum robusten, aber durchaus sportlichen Charakter des X-Klasse-Interieurs. Die Bedienung gibt auch keine Rätsel auf, wer schon einmal mit einem Mercedes unterwegs war, wird sich auch in der X-Klasse auf Anhieb zurecht finden.

Überraschend viel Platz bietet die Doppelkabine, selbst in der zweiten Reihe gibt es noch ausreichend Kniefreiheit. Überzeugend ist auch die Ladequalität, die X-Klasse kann mit 1.034 Kilogramm Zuladung aufwarten, und es können bis zu 171,8 cm lange Gegenstände auf der Ladefläche transportiert werden. Mit 3,5 Tonnen Anhängelast ist die Mercedes X-Klasse auch als Zugfahrzeug bestens geeignet, wer die volle Ladekapazität ausnutzt, sollte aber nicht unbedingt die schwächste Motorisierung nehmen.

Der X 220 d 4Matic mit seinem 2,3 Liter-Dieselmotor verfügt über eine Leistung von 163 PS (120 kW). Man kommt damit durchaus spritzig voran, jedoch bei voller Beladung wäre sicher der 250 d 4Matic mit 190 PS die bessere Wahl. Auch wenn der Diesel schon von unten heraus recht kraftvoll ist und sein maximales Drehmoment von 403 Nm zwischen 1.500 und 2.500 U/Min liefert, merkt man bei Steigungen, dass durchaus mehr Leistung gefragt ist. Das fein zu schaltende manuelle 6-Gang-Getriebe verlangt dann schon frühzeitig nach einem niedrigeren Gang, damit man die Steigung gut meistern kann.

Auch Überholmanöver möchten gut geplant sein, hier zeigt sich, dass man doch mit einem Nutzfahrzeug und keiner Luxuslimousine unterwegs ist. Für den Sprint von 0 auf 100 km/h vergehen 12,9 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit erreicht der X 220 d 4Matic bei 170 km/h. Im Vergleich zu den Brüdern aus der Renault/Nissan-Allianz ist die X-Klasse aber deutlich besser gedämmt, und man kann auch Autobahnetappen sehr komfortabel bewältigen.

Fahrwerk und Federung wurden ebenfalls optimiert, die X-Klasse liegt auch im 2WD-Modus gut auf der Straße und vermittelt auch in flott gefahrenen Kurven einen guten Kontakt zur Straße. Lediglich unbeladen und bei nasser Straße neigt das Heck zu einem Eigenleben. Hier reicht es aber dann aus, den 4WD-Modus zu wählen, mit dem die X-Klasse auch bei schlechter Witterung wieder perfekt auf Kurs zu halten ist.

Dabei macht die X-Klasse in unserer Konfiguration nicht nur auf der Straße eine gute Figur, mit dem erhöhten Fahrwerk und der Differentialsperre an der Hinterachse kommt man auch im Gelände sehr weit, wie wir ebenfalls feststellen durften. Die X-Klasse kann es hier durchaus mit Geländefahrzeugen der alten Garde aufnehmen und beweist, dass sie für (fast) jedes Einsatzgebiet bestens gerüstet ist.

So wohl man sich mit der X-Klasse im Gelände und Überland fühlt, die Stadt ist nicht der beste Freund des großen Pickups. Mit einer Länge von 534 cm ohne Anhängekupplung und einer Breite von 192 cm ohne Außenspiegel wird es in schmalen Gassen der Großstadt schon recht eng. Zudem ist der Wendekreis auch auf Nutzfahrzeugniveau angesiedelt, wodurch man sich gut überlegen sollte, wo man mit der X-Klasse in der Stadt unterwegs ist. Vor allem in Parkhäusern ist es nicht einfach mit dem großen Pickup.

Beim Verbrauch hat sich die X-Klasse überraschend zurückhaltend gezeigt. Der vom Werk angegebene Verbrauch von 7,6 Litern pro 100 Kilometer ist für sparsam Fahrende sicher in greifbarer Nähe. Wir haben bei durchaus flotter Fahrt im Schnitt 8,3 Liter pro 100 Kilometer verbraucht, womit die X-Klasse in diesem Segment eher zu den sparsameren Fahrzeugen zählt.

Die Sicherheitsausstattung ist - der Kooperation mit Renault/Nissan geschuldet - nicht auf Mercedes-Niveau. Es gibt zwar Basics wie ein Kollisionswarnsystem oder einen Spurhalteassistent, einen adaptiven Tempomat gibt es aber nicht.

In unserem Test hat die Mercedes X-Klasse auf jeden Fall gezeigt, dass sie der bessere Nissan Navara ist. Im Vergleich zum japanischen Bruder ist die X-Klasse deutlich mehr auf Pkw-Feeling und Mercedes-Niveau ausgerichtet, ohne jedoch die hohen Ansprüche, die Mercedes sonst an seine Fahrzeuge stellt, in vollem Umfang zu erfüllen. Wenn es noch eine in der Länge verstellbare Lenksäule und eine bessere Ausrüstung bei den Assistenzsystemen gäbe, wäre die X-Klasse ganz so, wie man es sich von einem Mercedes erwartet.

Was uns gefällt:

die Geländegängigkeit, das Platzangebot, das Design außen wie innen

Was uns nicht gefällt:

die nicht in der Länge verstellbare Lenksäule, die eingeschränkte Auswahl an Assistenzsystemen

Testzeugnis:

Ausstattung Sicherheit: 3
Ausstattung Komfort: 2
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 3
Fahrverhalten: 1-
Verarbeitung: 1
Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
Platzangebot Rückbank: 2
Ladefläche: 1
Ablagen: 2
Übersichtlichkeit: 2

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