Saab 9-3 SportCombi Testbericht

(11.05.2011) Der Saab 9-3 zählt in seiner Klasse zu den weniger beachteten Autos. Unser Test zeigt, dass dies völlig zu Unrecht so ist, denn der flotte Schwede hat viele Stärken.

Seit einigen Jahren kämpft die schwedische Traditionsmarke ums Überleben. Viele Saab-Fans konnten sich nicht mit der Opel-Technologie anfreunden, die unter dem feschen Blechkleid der schwedischen Autos steckt. Im Vergleich zu anderen Konzernen, wo von der Billigmarke bis ins Premium-Segment überall die gleichen Blinkhebel, Klimaschalter und Tasten zu finden sind, kann der Saab aber trotzdem mit seiner ganz persönlichen Note und Ausstattung punkten.

Beim Saab 9-3 SportCombi ist noch alles, was das Auge sieht, typisch Saab: Der Zündschlüssel in der Mittelkonsole, das wuchtige Armaturendesign, welches an ein Flugzeugcockpit erinnern soll, alle Schalter sowie Hebel und auch die Gestaltung der Anzeigen. Das einzige, das nicht mehr an einen Saab erinnert, ist der Preis, der nicht wie früher über jenem des Mitbewerbs angesiedelt, sondern mitten drin positioniert ist.

Unser Testfahrzeug, der Saab 9-3 SportCombi 1,9 TTID mit 130 PS (96 kW), kommt in der Basisausstattung auf 28.000 Euro, bietet dabei aber neben der obligatorischen Sicherheitsausstattung mit ESP, ABS und 6 Airbags schon eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrische Fensterheber vorne und hinten, 16"-Alufelgen, ein Multifunktions-Lederlenkrad, Dekoreinlagen in Alu/Titan-Optik, LED-Tagfahrlicht und ein Radio mit CD-Player.

Geringfügig aufgewertet mit Leder/Stoffpolsterung in Pergamentbeige, der Java-Metallic-Lackierung, 17"-Alufelgen, einer Einparkhilfe hinten und der Saab Infotainment 150 Radio/CD Kombi kommt unser Testauto auf einen Endpreis von 30.185 Euro. Das einzige, was man hier noch vermisst, ist ein Tempomat, sonst hat die Businesslimousine alles an Bord, um die Passagiere komfortabel und bequem zu transportieren.

Design ist zwar immer Geschmacksache, aber der überarbeitete 9-3 SportCombi hebt sich mit Sicherheit wohltuend von der breiten Masse ab. Die nochmals geschärfte Frontpartie wirkt sehr dynamisch, und die neue LED-Tagfahrlichtleiste in den Scheinwerfern macht das Erscheinungsbild auch noch moderner.

Auch im Innenraum bleibt sich der Saab 9-3 treu und präsentiert sich mit einem außergewöhnlichen Design. Die Funktionalität ist dabei fast unübertroffen, durch das leicht zum Fahrer geneigte Armaturenbrett lassen sich alle Schalter und Bedienfunktionen noch besser erreichen und ablesen. Im ersten Moment ist die Anordnung des Zündschlüssels in der Mitte ungewohnt, man lernt diese Position aber schnell zu schätzen. Ursprünglich hat Saab diese Position gewählt, um das Verletzungsrisiko durch den Schlüssel bei einem Unfall zu vermindern, heute ist es aber mehr der Ausdruck einer Individualität, die man sich erhalten hat.

Der wuchtige Armaturenträger wirkt wie für die Ewigkeit gemacht und wurde mit der Alu-Zierleiste auch nett aufgepeppt. Die Verarbeitung ist auf Premium-Niveau, ebenso die Geräuschdämmung. Dazu passend sind die hervorragenden Sitze, die sowohl beim Seitenhalt, als auch bei der Langstreckenqualität punkten können.

Beim Platzangebot kann der Saab in der ersten Reihe voll überzeugen, für die hinteren Passagiere stehen jedoch nicht mehr so fürstliche Raumverhältnisse zur Verfügung. Hier würden sich größere Passagiere durchaus ein paar Zentimeter mehr Bein- und Kopffreiheit wünschen. Mehr überzeugen kann dann wieder der Kofferraum, im Saab 9-3 SportCombi stehen zwischen 477 und 1.331 Liter Volumen bereit. Sehr gut sind auch die vielen Ablagen, die der Saab zu bieten hat und die durchwegs mit rutschfesten Einlagen aufwarten können.

Im Innenraum hat der Saab 9-3 SportCombi auf jeden Fall viel zu bieten, bleibt noch die Frage zu beantworten, ob die schwächste Motorisierung auch für den mindestens 1,6 Tonnen schweren Kombi reicht. Der 1,9 Liter TTID Diesel-Motor steht in mehreren Leistungsstufen zur Verfügung, wir haben für unseren Test die schwächste Version mit 130 PS (96 kW) gewählt.

Hier hat man aber immerhin schon ein maximales Drehmoment von 320 Nm, das zwischen 1.500 und 2.500 U/min bereit steht. Wer es darauf anlegt, erreicht aus dem Stand in 10,9 Sekunden Tempo 100 km/h und ist bis zu 210 km/h schnell. Das Drehmoment steht zwar schon sehr früh zur Verfügung, trotzdem hat man ein kleines Turboloch bei zu niedrigen Drehzahlen. Wer das überwindet, entfesselt dann aber die ganze Leistung und erlebt einen ordentlichen Schub.

Gefühlsmäßig würde man dem Saab mindestens 150 PS zutrauen, so spritzig lässt er sich bewegen. Der Motor kann zwar seine Diesel-Abstammung nicht ganz verbergen, bleibt aber im Verhältnis selbst bei hohen Drehzahlen immer angenehm zurückhaltend. Um die Leistung abzurufen, muss aber auch viel geschaltet werden. Das manuelle 6-Gang-Getriebe ist ganz auf Sparsamkeit ausgelegt. Für das normale Dahingleiten kann man schon früh in den 6. Gang wechseln, möchte man dann beschleunigen, muss man aber in den 3. oder 4. Gang zurück schalten. Macht aber gar nichts, denn die Schaltung ist so ausgelegt, dass die Gänge ganz leicht sortiert werden können, und auch Schaltmuffel haben an dieser leichtgängigen Schaltung ihre Freude.

Wer auf Sportlichkeit setzt, ist auch sonst mit dem Saab 9-3 SportCombi gut beraten. Der Wagen fährt sich wie auf Schienen und glänzt auch in schnellen Kurven mit einem absolut gutmütigen Fahrverhalten. Trotzdem kommt der Komfort nicht zu kurz, die Federung ist sehr angenehm ausgelegt, nicht zu weich und auch nicht zu hart. Der Saab 9-3 zeigt hier seine beiden Gesichter, er ist sowohl als braver Familien-Kombi, als auch als sportliche Reiselimousine geeignet.

Setzt man auf seine Sportlichkeit, muss man sich aber schnell von dem vom Werk versprochenen Verbrauch von 4,5 Liter Diesel verabschieden. Dieser ist unter normalen Umständen nur von Sonntagsfahrern zu erreichen, die konstant 70 km/h fahren. Im Normalbetrieb kommt man mit 6,7 Liter über die Runden, wer die Sportlichkeit ausreizt, kommt aber schnell auch auf über 7 Liter pro 100 Kilometer.

Eines hat unser Test aber deutlich gezeigt: Der Saab 9-3 SportCombi wird weit unter seinem Wert geschlagen. Man hat mit dem schnittigen Schweden einen sehr komfortablen und perfekt verarbeiteten Begleiter, der zudem ausreichend Platz bietet und auch beim Preis mit den Mitbewerbern mithalten kann. Nicht nur, wer sich von der breiten Masse abheben will, ist mit dem 9-3 gut bedient, auch jene, die einfach ein solides Auto mit Fahrspaß möchten, sollten den dynamischen Schweden ins Auge fassen.

Was uns gefällt:
Dass sich der 9-3 von der Masse abhebt, die Verarbeitung, der Motor, die Sitze.

Was uns nicht gefällt:
Das Platzangebot in der zweiten Reihe, die Abwesenheit des Tempomats.

Testzeugnis:

  • Ausstattung Sicherheit: 1-
  • Ausstattung Komfort: 2
  • Verbrauch: 2
  • Fahrleistung: 1-
  • Fahrverhalten: 1
  • Verarbeitung: 1
  • Platzangebot Fahrer/Beifahrer: 1
  • Platzangebot Rückbank: 2-
  • Kofferraum: 1-
  • Ablagen: 1
  • Übersichtlichkeit: 2

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