Abdeckhauben auf Bahnstromleitungen bewahren die seltenen Großvögel jetzt vor dem Stromtod

(23.02.2016) BirdLife und ÖBB schützen im Rahmen der ÖBB Umweltinitiative „Österreich blüht auf“, Uhus in Kärnten

Der imposante Uhu hat in Österreich mit 450-650 Brutpaaren eine stabile Population aufgebaut und besiedelt zunehmend offene Agrarlandschaften.  Auf offenen Flächen lauert der Wartenjäger gerne seiner Beute in erhöhter Position auf.


BirdLife Dr. Remo Probst und ÖBB Martin Pirker

Oft nimmt er vom Menschen geschaffene Sitzwarten, wie etwa gefährliche Stromleitungen, an. Untersuchungen haben ergeben, dass oft besonders geschützte Vogelarten wie Uhu, Kaiser-, See- und Steinadler, Milane, Weiߖ und Schwarzstörche dabei tödlichen Stromschlägen zum Opfer fallen.

Im Rahmen der ÖBB Umweltinitiative „Österreich blüht auf“ zeigen BirdLife Österreich und die ÖBB mit einer Kooperation in Kärnten, wie mit dem Anbringen von Abdeckhauben die Gefahrenquelle tödlicher Stromschläge für die Vogelwelt entschärft werden kann.

Alleine in Kärnten breiten 40-60 Uhupaare ihre Schwingen aus, wobei sich insbesondere der Bereich um das Bleistätter Moor als regelrechter Uhu Hotspot etabliert hat. Die Uhudichte in diesem Gebiet deckt fast 10% der Kärntner Bestände ab. „Uhus sind extrem langlebig und haben sehr lange Reproduktionszeiten.

Es liegt daher auf der Hand,  warum dieser gefährdete Vogel besonderen Schutz benötigt“, macht Dr. Remo Probst, Projektleiter bei BirdLife Österreich, auf die Lage der Großvögel aufmerksam.

ÖBB: Vogelschutzhauben für über 160 Masten

Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich und die ÖBB starteten daher ein gemeinsames Programm zum Schutz des Uhus im Rahmen der ÖBB Umweltinitiative „Österreich blüht auf“. Unter dem Titel „Freie Flugbahn für den Uhu“, waren ÖBB Bahnkunden dazu aufgerufen, bei jeder Bahnfahrt sog. Green Points zu sammeln (www.green-points.at).


ÖBB Monteure bei der Montage einer Vogelschutzhaube

Dazu reicht es, sich die Green Points APP kostenlos auf sein Smartphone zu laden und schon kann man eines der 8 Umweltprojekte, welche die ÖBB zur Auswahl stellt, unterstützen.

Je mehr man mit der Bahn fährt, desto besser für die Umwelt. Das Green Points Projekt „Freie Flugbahn für den Uhu“ ist nun das erste, das nach ca. 1,5 Jahren Laufzeit seinen Gesamtpunktestand erreicht hat und daher umgesetzt wird. 

Dabei wurden im Raum Steindorf am Ossiacher See und Feldkirchen bereits 110 Mastbereiche von Bahnenergieleitungen (das sind Mittelspannungsleitungen, die auf denselben Masten wie die bekannten Zug-Oberleitungen mitgeführt werden) mit Vogelschutzhauben versehen, was bereits 2/3 der Stromleitungen im Bereich des Bleistätter Moors für die Großvögel sicher macht und damit auch das Risiko für betriebliche Störungen, aufgrund von Kurzschlüssen, minimiert.

Davon profitieren letztendlich auch die Bahnkunden. Bis April dieses Jahres sollen noch weitere Abdeckhauben folgen. „Es ist uns ein großes Anliegen dieses wichtige Revier für die Uhus flächendeckend zu schützen.“, so Ing. Siegfried Moser, Regionalleiter der ÖBB-Infrastruktur AG.

Die reinen Materialkosten für dieses Projekt liegen bei rund 30.000 €. „Für uns ist das eine wichtige Investition für diese stark bedrohte Vogelart“, so Moser.

Kärntens Naturschutzlandesrat Rolf Holub begrüßt die gemeinsame Initiative zum Schutz heimischer Vogelarten: „Kärnten ist ein wichtiger Lebensraum für wunderbare und geschützte Tierarten wie den Uhu. Damit das auch in Zukunft so bleibt, ist der Naturschutz dem Land Kärnten ein ganz besonderes Anliegen.

Ich begrüße und unterstütze daher das Projekt von BirdLife und der ÖBB voll und ganz und danke den engagierten Tierschützerinnen und Tierschützer für ihr Engagement. Es ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz und Erhalt des Uhus, der ein faszinierendes Lebewesen ist“, so Holub.

Größere Vogelarten am häufigsten betroffen

Wie oft Stromunfälle passieren ist stark von der Größe des Vogels und der Bauart der Strommasten abhängig. Betroffen sind vor allem Offenlandbewohner, also Vogelarten denen allein von der Landschaftsstruktur nur wenige natürliche Sitzwarten zur Verfügung stehen.

Es hat sich gezeigt, dass vor allem große Arten überproportional häufig dem Stromtod zum Opfer fallen. Beim An- oder Abflug auf Masten streifen sie mit den Flügeln die Leitung und überwinden damit leichter die Isolatorenstrecke, wodurch ein Kurzschluss verursacht wird.

Um rasche Abhilfe in den betroffenen Gebieten zu schaffen, setzt die Vogelschutzorganisation daher auf regionale Kooperationen mit Netzbetreibern.

Datenbank und Meldungen aus der Bevölkerung hilfreich

Durch eine eigene Datenbank kann sich BirdLife ein genaues Bild über das Ausmaß der Stromtod-Problematik und der besonders betroffenen Gebiete verschaffen. „Mit den daraus gewonnenen Erkenntnissen können wir an Netzbetreiber herantreten, die sich freiwillig zum Schutz der Großvögel bekennen und dabei gleichzeitig die Zahl der Betriebsausfälle senken.

Durch diese Vorgangsweise können wir die Maßnahmen zielgenau in den Gebieten mit den größten Aufkommen der gefährdeten Vogelarten und dem Auftreten gefährlicher Leitungsabschnitte umsetzen“, weiß Probst.

Die Vogelschutzorganisation bittet dabei auch um die Mithilfe von aufmerksamen Bürgerinnen und Bürgern, Meldungen von durch Stromschlag getötete Vögel an BirdLife  per E-Mail weiterzuleiten: [email protected].


Weitere Meldungen

NABU

NABU: Vogelschutz im Stromnetz muss besser werden

Bundesweite Erfassung von toten Vögeln an Stromleitungen läuft seit einem Jahr
Weiterlesen

NABU

Vogelfunde unter Stromleitungen melden

NABU und Renewables Grid Initiative starten Hotline für besseren Vogelschutz im Stromnetz
Weiterlesen

Gittermast in Oggau nach Anbringen der Schutzarmatur; Bildquelle: Netz Burgenland GmbH

BirdLife Österreich und Netz Burgenland setzen Schutzmaßnahmen gegen den Stromtod

Rund 130 Weißstorchpaare landen jedes Jahr zur Brut auf burgenländischen Horsten. Drei Horstpaare sind es auch heuer wieder in der Gemeinde Oggau im Bezirk Eisenstadt
Weiterlesen

Nieder- und Mittelspannungsschutz für Störche; Bildquelle: Netz Oberösterreich

Schutzhauben für Weißstörche

BirdLife Österreich und die Netz Oberösterreich GmbH setzen effektive Schutzmaßnahmen gegen den Stromtod bei großen Vögeln
Weiterlesen

Gutachten "Vogel-Kollisionsopfer an Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen in Deutschland – eine Abschätzung"

1,5 Millionen Vögel sterben pro Jahr in Deutschland an Stromleitungen

Die Gutachter berechneten das Risiko von Vögeln gegen freistehende Hochspannungsleitung zu fliegen auf Grundlage vorliegender Daten aus Europa und auf Basis von 61.000 Kilometer Freileitungen
Weiterlesen

NÖ Netz-Monteure bei der Montage der Vogelschutzhauben; Bildquelle: EVN / Antal

Abdeckhauben auf Strommasten bewahren die seltenen Greife jetzt vor dem Stromtod

Mit 9 Brutpaaren und 14 Jungvögeln bleibt Niederösterreich auch mit dem diesjährigen Bruterfolg der Kaiseradler-Hotspot in Österreich. Dabei haben es gerade diese seltenen Greifvögel nicht einfach
Weiterlesen

Durch Stromschlag an falsch gesichertem Mittelspannungsmast getöteter, junger Weißstorch bei Kleindröben, Sachsen-Anhalt am 04.08.2015 ; Bildquelle: U. Seidel/NABU

Todesfalle Stromleitung: Ungesicherte Masten gefährden Jungstörche

Der NABU befürchtet in diesem Jahr viele tote Jungvögel durch ungesicherte Stromleitungen. Allein in den vergangenen vier Wochen wurden sechs tote Weißstörche gemeldet, die an Verbrennungen von Stromschlägen starben
Weiterlesen

Verendeter Uhu; Bildquelle: M. Putz/Birdlife

Uhu und Weißstorch zählen in Österreich zu den häufigsten Stromtodopfern

Funde von durch Stromschlag getötete Vögel sollen an BirdLife gemeldet werden
Weiterlesen