Auszeichnung für AGES-Veterinäre
Verbesserte diagnostische Testsysteme zum Erkennen von Tierkrankheiten gewinnen in der Nutztierhaltung immer mehr an Bedeutung. Die schnelle und genaue Diagnose kann helfen, Seuchen und somit Tierleid und schweren wirtschaftlichen Schäden schnell einzudämmen.
Sind diese Testmethoden allerdings nicht genau genug, kann es zu einer Fehlinterpretation der Ergebnisse kommen. Für Forschungen zu diesem Thema wurden AGES-Veterinäre gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Leipzig und der Veterinärmedizinischen Universität Wien beim größten europäischen Kongress im Bereich der Schweinemedizin ausgezeichnet. Die Arbeit “Influence of spray-dried plasma in swine feed on PRRSV antibody diagnostic in oral fluid” erhielt den Posterpreis.
Inhalt dieser Arbeit war die Abklärung eines plötzlichen und scheinbar unerklärlichen Auftretens von PRRSV-Antikörper-positiven Untersuchungsergebnissen in einer bis dahin PRRSV negativen Zuchtherde durch die AGES-Veterinäre des Geschäftsfelds Tiergesundheit, Leitung Univ.-Prof. Dr. Friedrich Schmoll.
PRRSV steht für das Porzine Reproduktive und Respiratorische Syndrom Virus, das bei Schweinen Fruchtbarkeitsstörungen, Aborte, Geburten lebensschwacher Ferkel und Lungenentzündungen verursachen kann. Bei der Aufarbeitung des Falls wurde nachgewiesen, dass es zu Verfälschung der Untersuchungsergebnisse durch Futtermittelbestandteile kommen kann.
Speichelproben zeigen Gesundheitsstatus einer Herde
Das AGES-Institut für Veterinärmedizinische Untersuchungen in Mödling arbeitet gemeinsam mit Kooperationspartnern der Universität Leipzig und der Veterinärmedizinischen Universität Wien an der Entwicklung und Optimierung von diagnostischen Testsystemen und Stichprobenplänen. Die Untersuchung von Speichelproben zur Feststellung des Tiergesundheitsstatus von Herden wird derzeit als attraktive, kostengünstige und tierfreundliche Methode propagiert.
Gewonnen wird der Speichel durch das Anbieten von Kaustricken, die in die Tierbuchten gehängt werden. Angetrieben aus Neugierde und durch ihren Spieltrieb kauen die Tiere an den Stricken, die dabei den Speichel aufsaugen. Dieser Speichel wird dann ausgepresst und steht für den Nachweis von Infektionserregern bzw. Antikörpern zur Verfügung.
Diese Methode hat sowohl für das Tier als auch für den Landwirt und Tierarzt den Vorteil, dass die Blutentnahme und das aufwändige und stressverursachende Fixieren der Tiere vermieden werden kann. Zusätzlich kann aus einer geringeren Probeanzahl auf die Tiergruppe geschlossen werden, während bei Blutproben eine größere repräsentative Stichprobenanzahl entnommen und jede Probe einzeln untersucht werden muss.
Die Beprobungsfrequenz kann bei der Kaustrickmethode erhöht und dadurch mehr Sicherheit in der Überwachung von Herden, die frei von bestimmten Erregern wie z. B. PRRSV sind, erzielt werden. Durch die Analyse von Speichelproben können überdies Kosten für die Diagnostik eingespart werden.
Keine hundertprozentige Sicherheit
Ein zwar kleiner, aber doch zu beachtender Nachteil liegt in der Genauigkeit (Spezifität) der Methode. Die Darstellung dieses Nachteils und daraus resultierender Konsequenzen war Inhalt des ausgezeichneten Forschungsprojekts.
Das plötzliche und scheinbar unerklärliche Auftreten von PRRSV-Antikörper-positiven Untersuchungsergebnissen in einer bis dahin PRRSV negativen Zuchtherde war Anlass für die Abklärung durch die AGES.
In der Herde waren Speichelproben über die Kaustrickmethode entnommen und in einem regionalen Labor positiv auf PRRSV-Antikörper getestet worden.
Ein derartiger Untersuchungsbefund verursacht sofort Verunsicherung, da sich dadurch Probleme im Betrieb oder in den von diesem Betrieb belieferten Schweineanlagen entstehen, die bis zu Haftungsfragen gehen können.
Bei der Aufarbeitung des Falls konnte klar bewiesen werden, dass es zur Verfälschung der Untersuchungsergebnisse aus Speichelproben durch Futtermittel kommen kann: Das Futtermittel enthielt sprühgetrocknetes Blutplasma, einen Futterzusatz, der positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wachstum von Ferkeln haben kann. In diesem Futtermittel sind unter anderem auch Antikörper gegen Krankheitserreger enthalten.
Für die Untersuchung wurden Speichel- und Blutproben von Schweinen unterschiedlichen Alters sowie Futtermittel untersucht; der Milchaustauscher, das Saugferkel- und das Aufzuchtfutter enthielten Blutplasmazusätze - anderes Futter hingegen nicht.
Alle Futtermittel mit Blutplasma waren PRRSV-Antikörper positiv, die Futtermittel ohne Plasma waren hingegen eindeutig negativ.
In keiner einzigen Blutprobe der untersuchten Schweine konnten PRRSV-Antikörper nachgewiesen werden, sie waren also negativ. Bei jenen Schweinen, die Futter ohne Plasmazusatz erhalten hatten, konnten auch im Speichel keine PRRSV-Antikörper nachgewiesen werden.
Im Gegensatz dazu war der Speichel bei jenen Schweinen, die plasmahaltiges Futter oder plasmahaltigen Milchaustauscher bekommen hatten, PRRSV-Antikörper-positiv. Die Untersuchungen der AGES konnten somit klar zeigen, dass die Antikörper aus dem blutplasmahaltigem Futter bzw. Milchaustauscher stammten und kein Infektionsgeschehen in der Schweineherde vorhanden war.
Europäischer Kongress für Schweinemedizin
Der Kongress ist mit ca. 1400 Teilnehmern der größte im Bereich der Schweinemedizin in Europa, er findet jährlich statt und wird vom European College of Porcine Health Management und der European Association of Porcine Health Management gemeinsam organisiert.
Auf der diesjährigen Veranstaltung in Nantes, Frankreich, wurden 54 Vorträge gehalten und 287 Poster aus unterschiedlichen Themenfeldern der Schweinemedizin präsentiert. Die AGES, Geschäftsfeld Tiergesundheit war neben dem ausgezeichneten Poster mit weiteren drei Postern zum Thema Porzines Reproduktives und Respiratorisches Syndrom Virus und alternative Probenmaterialien vertreten:
Sattler T, Pikalo J, Verhovsek D, Wodak E, Schmoll F (2015): Influence of spray-dried plasma in swine feed on PRRSV antibody diagnostic in oral fluid. 7th European Symposium of Porcine Health Management, 22.-24. Apr. 2015, Nantes, Frankreich, Proceedings Nr. P082
Sattler T, Pikalo J, Wodak E, Entenfellner F, Steinrigl A, Revilla-Fernández S, Schmoll F (2015): Detection of PRRSV antibodies in serum, oral fluid and dry swabs in pigs after intradermal application of highly pathogenic PRRSV type 2. 7th European Symposium of Porcine Health Management, 22.-24. Apr. 2015, Nantes, Frankreich, Proceedings Nr. P081
Steinrigl A, Sattler T, Pikalo J, Revilla-Fernández S, Wodak E, Schmoll F (2015): PRRSV and PCV-2 detection in blood and oral fluid collected with GenoTube swabs. 7th European Symposium of Porcine Health Management, 22.-24. Apr. 2015, Nantes, Frankreich, Proceedings Nr. P068
Steinrigl A, Voglmayr T, Mößlacher G, Schmoll F, Leeb B (2015): A longitudinal field study to assess the applicability and robustness of oral fluid PRRSV RT-qPCR and ELISA. 7th European Symposium of Porcine Health Management, 22.-24. Apr. 2015, Nantes, Frankreich, Proceedings Nr. P154
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