BirdLife Österreich warnt vor dem Vogelsterben in landwirtschaftlichen Gebieten

(23.05.2017) Es gibt immer weniger Vögel in Österreich. Es verschwinden vor allem jene, die auf Feldern oder Wiesen leben - wie das Braunkehlchen, der Wiedehopf oder die Feldlerche.

Die Zahl der Brutpaare in landwirtschaftlichen Gebieten ist in den letzten 30 Jahren um fast ein Drittel gesunken. Laut Beobachtungen europäischer Ornithologen könnte das Vogelgezwitscher vor allem in landwirtschaftlichen Gebieten bald noch seltener werden.

Ursprünglich hatte die traditionelle Landwirtschaft die Artenvielfalt erhöht. Heute ist sie in ihrer zunehmend industriell geprägten Form einer der wichtigsten Gründe für den Rückgang an Arten.


Braunkehlchen

Die Zahl der Vögel in Österreich und Europa sinkt dramatisch. Etwa jeder dritte Vogel geht in Österreich verloren. „Bedroht sind vor allem Feld- und Wiesenvögel. Ihnen geht durch zu häufige Wiesenschnitte und Düngungen zunehmend der geeignete Lebensraum verloren“, erklärt Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.

„Wir beobachten ein regelrechtes Vogelsterben auf österreichischen Agrarflächen.“ Die Situation der Vögel sei dramatisch. Es drohe ein stummer Frühling ohne Vogelgezwitscher.

Das Braunkehlchen einst und jetzt

Das Braunkehlchen galt einst als Charaktervogel und häufiger Brutvogel in der artenreichen Kulturlandschaft der Niederungen und Hügelländer des Alpenvorlandes bis in die Bergmähwiesen der Alpen.

Heute ist es ein selten gewordener Zaungast. Das Braunkehlchen hat die ehemalig gut besetzten Brutgebiete weitgehend geräumt und sich auf kleine Restvorkommen zurückgezogen. Schätzungen aus dem Jahr 2004 zeigen einen österreichweiten Bestand von etwa 5.500 Brutpaaren.

Inzwischen sind es nur noch 950 bis 1.500 Brutpaare. Das entspricht einer Abnahme von 75 bis 80 Prozent.

Blick in die Bundesländer

In Oberösterreich zeigen sich die Bestandseinbußen des Braunkehlchens besonders stark: Während dort in den 1970er Jahren noch über 1.000 Paare lebten, waren es zuletzt nur mehr 35 in den Gemeinden Sandl, Liebenau, Bad Leonfelden und Klaffer.

Grund für diesen Negativtrend ist, dass bislang viel zu wenige Landwirte dafür gewonnen werden konnten, ihre Wiesen spät zu mähen oder Altgrasstreifen anzulegen.

„Es ist mit dem völligen Aussterben dieses ehemals weit verbreiteten Wiesenvogels zu rechnen, wenn nicht umgehend mehr Schutzmaßnahmen umgesetzt werden“, warnte BirdLife bereits im vergangenen Jahr.

In Salzburg ist in 60 Prozent jener Lebensraumflächen, in denen das Braunkehlchen noch bis vor 15 Jahren nachgewiesen wurde, keiner dieser Vögel mehr anzutreffen. Nur rund 100 Brutpaare werden heute im gesamten Bundesland geschätzt.

Die wichtigsten Restbestände beherbergt der Lungau mit rund 40 Brutpaaren. Hier werden bereits zehn Jahre lang wichtige Artenschutzmaßnahmen mittels Vertragsnaturschutz umgesetzt.

Weitere Vorkommen bestehen im Pinzgau im Salzachtal (etwa 25 Brutpaare) und im hinteren Raurisertal (etwa 10 Brutpaare), im Flachgau in und rund um das Europaschutzgebiet Oichtenriede (etwa 10 Brutpaare).

Im Tenngau und Pongau ist das Braunkehlchen in den Talräumen als Brutvogel bereits großflächig verschwunden.

Eine spezielle Förderung bewahrt in Tirol noch etwa 425 Braunkehlchen-Brutpaare in den Bezirken Landeck, Imst und Lienz. Gut ein Drittel der Bestände verschwand innerhalb der letzten 15 Jahre.

Im Kärntner Gailtal wird seit Herbst 2016 der Braunkehlchen Bestand erhoben und der Bruterfolg kontrolliert. Derzeit kann man von etwa 100 Brutpaaren ausgehen.

Aktuelle Schätzungen für Niederösterreich gehen von 250 bis 400 Brutpaaren aus, wobei sich die Vorkommen auf den Truppenübungsplatz Allentsteig konzentrieren.

Auch im Burgenland gibt es nur ein einziges Braunkehlchen-Vorkommen. Es liegt dort, wo seit 2008 konkrete Schutzmaßnahmen laufen: im Natura 2000-Gebiet Hanság (Bezirk Neusiedl am See). 20 bis 25 Brutpaare sind der spärliche Rest des Braunkehlchen Bestandes, der seit dem Jahr 1990 um etwa 70 Prozent zurückgegangen ist.

Maßnahmen für das Überleben des Braunkehlchens

BirdLife Österreich setzt im Rahmen seiner Arbeit auf Aufklärung und individuelle Beratung der Landwirte.

„Dem Braunkehlchen genügt oft schon das Belassen von nicht bewirtschafteten Randstreifen als Brachen sowie eine verzögerte Mahd und der Verzicht auf Düngung“, fordert Ornithologe Wichmann: „Dazu braucht es aber eine naturverträglichere Agrarpolitik frei nach dem Motto „öffentliches Geld für öffentliche Interessen“. Es sollen zukünftig jene Landwirte belohnt werden, die aktiv etwas für die Umwelt und die Natur - wie etwa für das Braunkehlchen - tun!“

Seit Beginn 2017 wird EU-weit an der zukünftigen Gemeinsamen Agrarpolitik GAP (für die Jahre 2021-2027) gearbeitet. Mehr als 250.000 Menschen haben im Zuge der öffentlichen Konsultation diese Forderungen unterstützt und damit ein Zeichen für ökologischere Landwirtschaft gesetzt. „Dafür sagen wir: Danke!“, so Gábor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Österreich.



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