BirdLife und Land Tirol sichern Braunkehlchenbestand

(28.03.2016) Schon lange zählt das Braunkehlchen in Tirol zu den stark gefährdeten Vogelarten. Gemeinsam mit der Vogelschutzorganisation BirdLife setzt sich das Land Tirol für den Erhalt der letzten Populationen des kleinen unscheinbaren Wiesenvogels ein.

Zwei Wiesenvogel-Beauftragte wurden Mitte 2015 bereits für das Projekt bestellt. Sie werden in den letzten, für Mitteleuropa einzigartigen Braunkehlchen-Gebieten mit bis zu 100 Brutpaaren aktiv werden. Eine spezielle Förderung im Rahmen des ÖPUL (Österreichisches Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft) unterstützt Maßnahmen in der Bewirtschaftung zum Schutz von Wiesenvögeln und zur Erhaltung der traditionellen Kulturlandschaft.


Braunkehlchen

„Seit den 1970er Jahren sind starke Rückgänge der Braunkehlchen-Bestände zu verzeichnen. Früher in ganz Tirol weit verbreitet, sind heute nur noch im Oberen Gericht, Außerfern und in Osttirol nennenswerte Populationen erhalten“, so Katharina Bergmüller, Leiterin der Landesstelle BirdLife Tirol. Tirol ist in Bezug auf die Vögel der mitteleuropäischen Kulturlandschaft aber keine Ausnahme.

Seit Jahren verzeichnet BirdLife mit den regelmäßigen Erhebungen für den Farmland Bird Index einen Negativtrend bei den häufigen Vogelarten der Kulturlandschaft: Dabei sind 42% der Bestände von Braunkehlchen, Feldlerche, Wachtel und anderen bodenbrütenden Vogelarten seit 1998 verschwunden.

„Schutzgebiete und gesetzliche Regelungen alleine reichen für die Erhaltung der Artenvielfalt und für die Bestandssicherung der Wiesenvögel nicht aus. Beim Erhalt der Lebensräume spielt auch die landwirtschaftliche Bewirtschaftung eine wesentliche Rolle“, weiß LHStvin Ingrid Felipe. Im Rahmen des ÖPUL (Österreichisches Programm für eine umweltgerechte Landwirtschaft) gibt es zahlreiche Förderungen für Naturschutzmaßnahmen. Auch Maßnahmen zugunsten von Wiesenvögeln sind förderbar.

„Dass es in Tirol noch Gebiete gibt, in denen Wiesenvögel und insbesondere das Braunkehlchen gute Bedingungen vorfinden, ist der Beweis für eine besonders naturnahe Flächenbewirtschaftung durch unsere Bäuerinnen und Bauern“, freut sich Agrarreferent LHStv Josef Geisler.

Bäuerinnen und Bauern, die Felder in den Brutgebieten von Wiesenvögeln bewirtschaften, können eine Förderung in Anspruch nehmen, wenn sie sich dafür entscheiden, die Felder später zu mähen oder andere Maßnahmen zum Vogelschutz zu setzen.

Die Entscheidung über eine Teilnahme müsse jeder Betrieb selbst treffen, so Geisler. Neben den Wiesenvogel-Beauftragten stehen interessierten Bäuerinnen und Bauern auch die jeweiligen Bezirkslandwirtschaftskammern als Ansprechpartner zur Verfügung.

Das Braunkehlchen gilt als Schirmart für die artenreiche Kulturlandschaft. Wie viele andere, gefährdete Kulturlandschaftsvögel ist es auf extensiv genutzte Wiesen, Feldstadel, kleine Gebüsche und nicht genutzte Randstrukturen angewiesen.

Heute finden Bodenbrüter wie Feldlerche, Braunkehlchen oder Wachtel vielfach keine angemessenen Lebensbedingungen mehr vor. „Das wollen wir durch Bewusstseinsbildung und Anreize für eine spätere Mahd, vermehrte Wiesenraine und Landschaftselemente ändern und so den Bestand der Wiesenvögel nachhaltig sichern“, betont Bergmüller von BirdLife.


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