Einsatz illegaler Pflanzenschutz- und Tierarzneimittel führt zu Bienenschäden

(19.04.2012) Eintragsmöglichkeit durch Landwirtschaft, Haus- und Kleingartenbereich und Anwendung in der Imkerei möglich, weitere Erhebungen durch die AGES laufen.

AGES Dass im Zuge des Forschungsprojekts MELISSA in Bienenproben auch Rückstände von zum Teil schon lange nicht mehr zugelassenen Pflanzenschutzmitteln nachgewiesen wurden, ist aus Sicht der AGES nicht akzeptabel.

Eine genaue Ursachenforschung, aus welchen Anwendungen diese Rückstände stammen, war im Rahmen von MELISSA allerdings nicht möglich.

Im Zuge der nachfolgenden Erhebungen konnten die AGES-ExpertInnen zwei Eintragsmöglichkeiten festmachen: Möglich sind missbräuchliche Anwendungen von nicht mehr zugelassenen Pflanzenschutzmitteln in der Landwirtschaft bzw. im Haus- und Kleingartenbereich durch private AnwenderInnen sowie eine Anwendung eines in der EU nicht mehr zugelassenen bienentoxischen Insektizids Akarizids als illegales "Tierarzneimittel" zur Varroa-Milben-Bekämpfung durch Imker.

Letzterer Verdacht erhärtet sich durch die im Rahmen des Forschungsprojektes MELISSA analysierten Proben. Ein diesbezüglicher Informationsaustausch mit europäischen Behörden ergab, dass dieses illegale „Tierarzneimittel“ im Zuge der amtlichen Kontrolle wiederholt nachgewiesen werden konnte.

Im konkreten Fall handelt es sich um den bienentoxischen Wirkstoff Chlorfenvinphos.

Insbesondere in Italien haben signifikante Rückstandsnachweise in Honig, Propolis und Wachs, die offensichtlich aus einer illegalen Varroa-Bekämpfung resultieren, behördliche Verfahren sowie Rückrufaktionen von Imkerprodukten nach sich gezogen.

Im Rahmen von MELISSA gab es in den Jahren 2010/11 insgesamt 18 Nachweise von vier Wirkstoffen, die nicht mehr in zugelassenen Präparaten enthalten sein dürfen.

Bei zehn dieser Fälle handelt es sich um den oben genannten Wirkstoff. Auffallend ist eine signifikante Steigerung im Jahr 2011: in 8 von 13 Funden in drei Bundesländern wurde Chlorfenvinphos nachgewiesen.

Die Analyseergebnisse wurden bei einem Expertengespräch zum Thema "MELISSA 2009-2012: Endbericht & Maßnahmen für die Zukunft" am 17.4.2012 den Mitgliedern des Ausschusses für Land- und Forstwirtschaft präsentiert.

Diese Funde sind insofern bemerkenswert, da im Rahmen der amtlichen Pflanzenschutzmittel-Kontrolle in den vergangenen fünf Jahren bei über 10.000 Produktkontrollen lediglich Pflanzenschutzmittel mit dem nicht zugelassenen Wirkstoff Phosalone vorgefunden und beschlagnahmt wurden.

Ein Produkt mit diesem Wirkstoff kam zwar in Österreich zur Anwendung, eine Inverkehrbringung im gewerblichen Bereich kann jedoch ausgeschlossen werden. Die nachgewiesenen und nicht zugelassenen Wirkstoffe dürfen übrigens auch in Bioziden nicht enthalten sein.

www.ages.at


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