Esperanza – der einzige besenderte Kaiseradler in Österreich

(08.08.2013) Zwei Wochen später als in den vergangen Jahren ist es dieser Tage soweit: insgesamt 10 Kaiseradler-Jungvögel wagen den Absprung aus den fünfzehn bis zwanzig Meter hohen Horstplätzen. Dabei stammen fünf Jungvögel aus niederösterreichischen Horsten und fünf der jungen Kaiseradler aus dem Burgenland.

Für einen der streng geschützten Greifvögel übernimmt Landesrat Dr. Stephan Pernkopf die Patenschaft: „Esperanza“ wurde schon Mitte Juli von den Experten der Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich mit einem Sender versehen.


Landesrat Dr. Stephan Pernkopf und BirdLife-Experte Michael Tiefenbach mit "Esperanza"

Neue Hoffnung für den Kaiseradler ist auch das Motto der BirdLife-Experten, nachdem in den Jahren 2011-12 alle fünf der besenderten jungen Kaiseradler einen frühen Tod durch Vergiftung oder illegale Bejagung im In- und dem angrenzenden Ausland gefunden haben.

„Die Kaiseradler-Patenschaft ist ein sichtbares Zeichen für die Unterstützung von Artenschutzbemühungen, die die Einbindung verschiedenster Interessen und Akteure erfordern.

Als Brutvogel offener Steppengebiete fühlt sich der Kaiseradler offensichtlich gerade im Niederösterreichischen Weinviertel besonders wohl. Das natürliche Überleben der Jungvögel sollte besonders hierzulande gesichert sein“, so Landesrat Dr. Stephan Pernkopf.

Mit fast vier Kilo hat „Esperanza“ bereits das Gewicht einer ausgewachsenen Kaiseradler-Dame erreicht. Die männlichen Artgenossen sind mit 2,5 – 3 Kilo leichter und kleiner. Jetzt müssen nur noch die Federn der Jungvögel aushärten und die Flugkünste geübt werden.

Die genauen Orte der Horste mit den jungen Kaiseradlern bleiben aus Sicherheitsgründen aber geheim.

„Auch die Senderdaten von Esperanza werden wir erst in einigen Wochen online stellen“, so Gábor Wichmann, Projektleiter und stellvertretender Geschäftsführer bei BirdLife Österreich.

Die solarbetriebenen kleinen Instrumente werden dem Jungvogel wie ein Rucksack mit größter Sorgfalt und Genauigkeit angepasst. Ab diesem Zeitpunkt werden mehrmals täglich die genauen Positionen des Vogels gespeichert und alle drei Tage via Satellit übertragen.
 
Im Österreichisch-Slowakischen EU-Projekt Coro-Skat gelang es bisher zumindest die Lebensbedingungen für die mit bis zu zwei Metern Flügelspannweite großen Greifvögel zu verbessern. „

Wir bringen Horstplattformen an und sichern kräftige Altbaumbestände, die auch anderen Vogelarten wie dem Weiß-und Schwarzstorch oder dem Sakerfalken zugutekommen“, erklärt Wichmann.

Kaiseradler-Besenderung bringt Erkenntnisse zur Flugroute und Schutzmaßnahmen

Mit der Besenderung der Jungvögel haben die Vogelschützer bisher sensationelle Erkenntnisse über die Flugrouten der braun-schwarz gefiederten Greifvögel gewonnen. Wichmann: „Beispielsweise erkundete der 2011 geschlüpfte Jungvogel „Michi“ in etwa nur einer Woche Gebiete von Ostungarn nahe der ukrainischen Grenze, flog über den Plattensee und besuchte das Südburgenland, den Wienerwald, das Waldviertel bis zur Grenze nach Tschechien“.

Die Besenderung der jungen Kaiseradler hilft aber vor allem bei der Aufklärung getöteter Vögel. „Auch wenn uns die Senderdaten nur zum verendeten Vogel führen, bestätigen sie, dass der Mensch die größte Bedrohung des Kaiseradlers ist“,  bringt Wichmann diese wenig erfreulichen Erfahrungswerte der Besenderung auf den Punkt.

Erste drei Lebensjahre für Kaiseradler am gefährlichsten

Gerade in den ersten drei bis vier Lebensjahren, in denen die Adler überlebenswichtige Erfahrungen sammeln, sind Kaiseradler stark gefährdet durch illegale Verfolgung oder Stromschlag an Strommasten. In freier Wildbahn können Kaiseradler älter als zehn Jahre werden.

„Seit 1811 galt der Kaiseradler in Österreich als ausgestorben. Vor 14 Jahren dann die erste Kaiseradlerbrut in Niederösterreich  – heuer sind es in Niederösterreich sieben und im Burgenland vier Brutpaare“, so der BirdLife-Experte Gábor Wichmann.

Um Bedrohungen vorzubeugen und den Bestand der Kaiseradler langfristig zu sichern, wird Birdlife mit Partnern aus der Region die Jungtiere weiterhin genau beobachten.

Information Kaiseradler-Projekt: www.birdlife.at/coro-skat

Tagebuch der bisher besenderten Kaiseradler: www.birdlife.at/coro-skat/kampagnen/tagebuch/michi/index.html


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