Europäische Störkonferenz in Wien
(12.07.2018) Unter der Schirmherrschaft der österreichischen EU-Ratspräsidentschaft beschäftigte sich eine hochkarätige Fachtagung mit der kritischen Situation der acht verbliebenen Störarten Europas.
Der dramatische Abwärtstrend bei den höchst gefährdeten Fischen kann nur gestoppt werden, wenn alle Länder eng zusammenarbeiten und dem illegalen Handel mit Störfleisch und Kaviar den Kampf ansagen.
Dafür braucht es einen europaweiten Aktionsplan, betont Jutta Jahrl, WWF-Leiterin eines internationalen Projektes zum Schutz der Störe.
Genau darüber beraten ab Montag 46 Fachleute in Wien, um die vom Aussterben bedrohte Urzeitfische vor dem Aussterben zu bewahren.
Innerhalb der EU ist die Donau der einzige Fluss, in dem noch wilde Störe in überlebensfähigen Populationen vorkommen. Umso wichtiger ist die aktuell führende Rolle der österreichischen Ratspräsidentschaft bei der paneuropäischen Anstrengung, die Störe zu retten.
Kein Staat kann Störe ohne die Bemühungen seiner Nachbarn schützen, da die Wanderrouten der Fische keine Rücksicht auf nationale Grenzen nehmen.
Erfreulicherweise hat die EU das erkannt und durch die Finanzierung mehrerer LIFE-Projekte unterstrichen, dass Störe zu den europäischen Prioritäten im Naturschutz zählen, erklärt Jahrl.
Die EU ist als größter Kaviar-Abnehmermarkt der Welt Teil des Problems, also müsse sie auch Teil der Lösung sein.
Allein zwischen 2010 und 2015 wurden 182 Tonnen Kaviar legal in die EU-Länder importiert. Das Ausmaß des illegalen Grenzverkehrs ist unbekannt, aber immer wieder wird Kaviar beschlagnahmt.
Auch in Österreich ist nicht oder falsch deklarierter Störkaviar erhältlich, wie der WWF bei regelmäßigen Kontrollen immer wieder feststellt. Das zeigt, dass der formelle Schutz des Störs nicht ausreicht, wenn die Gesetze nicht entsprechend kontrolliert und vollzogen werden.
Der Kaviarhandel ist von illegalen Machenschaften durchzogen. Wildlebende Störe, und besonders der begehrte Beluga, werden trotz Verbots immer noch gewildert und ihr Kaviar illegal gehandelt, erklärt die WWF-Expertin.
Auch der boomende Onlinehandel ist ein großes Problem. Deshalb sollten Konsumenten die Finger von Kaviar ohne Herkunftsnachweis lassen und im Zweifelsfall lieber darauf verzichten, rät Jahrl.
Die Naturschutzorganisation WWF (World Wide Fund for Nature) ist seit vielen Jahren im Störschutz aktiv und wird auf der Konferenz mit drei Expertinnen aus Österreich vertreten sein.
Neben dem Kampf gegen Wilderei beinhalten die wichtigsten Maßnahmen so unterschiedliche Ansätze wie den langfristigen Schutz von Laich- und Nahrungsgebieten, Fischaufstiegshilfen an Wasserkraftwerken sowie Nachzucht und Auswilderung.
Daneben ist die internationale Zusammenarbeit der Behörden von zentraler Bedeutung nur so können sowohl ein strenger Vollzug der Gesetze als auch die Einhaltung der Schutzbestimmungen kontrolliert und verbessert werden.
In Österreich laufen derzeit zwei LIFE-Projekte für die Donaustöre, eines unter der Leitung des WWF Österreich (danube-sturgeons.org) sowie eines unter der Federführung der Universität für Bodenkultur (life-sterlet.boku.ac.at).
Störe bevölkern unsere Erde seit über 200 Millionen Jahren. Diese besonderen Fische können über 100 Jahre alt und sieben Meter lang werden. In den letzten 50 Jahren sind ihre Bestände zusammengebrochen.
In Österreich ist der Stör in freier Wildbahn - bis auf einen kleinen Restbestand an Sterlets in der Donau in Oberösterreich ausgestorben. Derzeit laufen Versuche einer Wiederansiedlung.