Horstabsturz: zwei von drei Kaiseradlern genesen und in Freiheit entlassen

(03.10.2017) BirdLife Österreich freut sich über einzigartigen Erfolg im Greifvogelschutz

Es ist eine erstaunliche und äußerst seltene Erfolgsgeschichte von jungen Kaiseradlern, die Anfang Juni im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland mit ihrem elterlichen Horst abstürzten.


Eagnatz Kaiseradler im Horst

Dank des unermüdlichen Einsatzes der Greifvogelexperten von BirdLife Österreich und der von Vier Pfoten geführten Eulen- und Greifvogelstation Haringsee sowie der guten Zusammenarbeit mit Jägerschaft und Behörden sind zwei von drei Kaiseradlern genesen und können in die Freiheit entlassen werden.

Blick zurück

Anfang Juni stürzte im Bezirk Neusiedl am See im Burgenland ein Kaiseradlerhorst höchst wahrscheinlich aufgrund eines Sturmes ab. Im Zuge des Kaiseradler-Artenschutzprogramms von BirdLife Österreich wurde der Absturz rasch von den Mitarbeitern vor Ort entdeckt und drei glücklicherweise noch lebende Jungvögel unter dem Horstbaum gefunden.

Gemeinsam mit den Experten der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee sowie der lokalen Jägerschaft konnten die drei Vögel geborgen und untersucht werden. Zwei der drei Kaiseradler waren verletzt, wodurch weitere medizinische Versorgung in Haringsee nötig war. Der dritte Kaiseradler-Jungvogel blieb durch den Horstabsturz völlig unverletzt, sein Name: „Eagnatz“.

Eagnatz Erfolgsgeschichte

„Eagnatz hatte großes Glück, dass er den Absturz ohne Blessuren überlebt hat“, berichtet Matthias Schmidt von BirdLife Österreich. „Gemeinsam mit den Kollegen der EGS Haringsee errichteten wir einen künstlichen Horst auf demselben Baum, von dem zuvor der elterliche Horst gestürzt war.“

Eagnatz sollte in seiner natürlichen Umgebung belassen werden in der Hoffnung, dass die Altvögel ihr Junges wieder annehmen würden. Um die menschliche Bindung zum Wildvogel möglichst klein zu halten, wurde der Vogel mittels eines Futterliftes gefüttert.

„Das waren zwei intensive Wochen, unseren Eagnatz mit Futter zu versorgen!“, erzählt Schmidt. Doch das Kaiseradler-Elternpaar kam nicht wieder, und Eagnatz folgte vorübergehend seinen Geschwistern nach Haringsee.

„Aufgrund der geringen Anzahl an Kaiseradlerbruten in Österreich war es nicht einfach, einen weiteren passenden Kaiseradlerhorst zu finden, in den wir Eagnatz als „Pflegekind“ unterbringen konnten“, so Schmidt.

Am 1. Juli gelang es aber, den schon fast flüggen jungen Kaiseradler in einem niederösterreichischen Kaiseradlerhorst dank der Aufgeschlossenheit des zuständigen Jagdeigentümers unterzubringen. Eagnatz wurde mit einem Satelliten-GPS-Sender ausgestattet und der Horst intensiv beobachtet.

Der junge Kaiseradler integrierte sich in seiner „neuen“ Familie, wurde flügge und verließ Ende August das stiefelterliche Revier in Richtung nördliches Weinviertel und Tschechien. „Eagnatz lebt in Freiheit – und es geht ihm gut“, schildert Schmidt erleichtert.

„Eine Fehlprägung und somit ein Leben in dauerhafter Gefangenschaft konnten wir vermeiden!“ Eine wahre Erfolgsgeschichte!

Eagnatz Geschwister

Die beiden Kaiseradler-Geschwistervögel wurden währenddessen in Haringsee gepflegt und in der Veterinärmedizinischen Universität Wien behandelt. Im Rahmen des vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft und der EU geförderten internationalen PannonEagle LIFE Projekts (LIFE15/NAT/HU/000902), welches den Schutz des Kaiseradlers in der pannonischen Region zum Ziel hat, werden beide Vögel in den kommenden Wochen in das Adlerzentrum Sasközpont in Jászberény (Ungarn) gebracht.

„Einer der Kaiseradler wird aufgrund seiner Verletzungen leider nie mehr fliegen können und dadurch zum Dauerpflegling werden. Der andere aber ist aber soweit genesen, dass er demnächst ebenso in die Freiheit entlassen werden kann!“, freut sich Schmidt.

„Das alles wäre nicht möglich gewesen ohne die gute Zusammenarbeit mit den Kollegen der Eulen- und Greifvogelstation Haringsee, den lokalen Jägern und zuständigen Behörden!“, bedankt sich Matthias Schmidt und bekräftigt:

„Die illegale menschliche Verfolgung ist die Haupttodesursache des Kaiseradlers. Das darf nicht sein! Daher ist ein Entgegensteuern wie in diesem Falle unabdingbar. Unsere Schutzmaßnahmen haben zwei Kaiseradlern ein Leben in Freiheit ermöglicht!“


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