Kranich wieder heimisch? BirdLife Österreich bestätigt erstmals Brut nach 133 Jahren
(12.11.2018) Erstmals seit 133 Jahren brüten wieder Kraniche (Grus grus) in Österreich. Der letzte Brutnachweis stammt aus dem Ibmer Moos (Oberösterreich) im Jahr 1885. Seither galt der Luftkünstler als Brutvogel ausgestorben.
Gerade ziehen die großen Vögel aus ihren paläarktischen Brutgebieten mit lautem Trompeten in die südlichen Wintergebiete ab. In weiten Teilen Österreichs können sie dabei beobachtet werden.
Kranichzug über Österreich
Mit seinen langen Beinen und seinem schlanken Hals ist der Europäische Kranich bis zu 1,30 Meter hoch. Er ist ein äußerst lautstarker Vogel. Die trompetenähnlichen Rufe sind über mehrere Kilometer hörbar - gerade jetzt, wenn große Trupps an Kranichen entlang der baltisch-ungarischen Zugroute von ihren Brutplätzen in Finnland, Mittel- und Ost-Estland über den Osten Österreichs nach Nordafrika, Südfrankreich und Spanien ziehen.
Heuer sind die Kraniche früher aus ihren Brutgebieten aufgebrochen, erklärt Norbert Teufelbauer von BirdLife Österreich. Ihre Lebensräume, das sind Feuchtgebiete, Moore, verlandende Seen und Teiche, waren aufgrund des heißen und niederschlagsarmen Sommers trockengefallen. Der Zug über Österreich verläuft nun nach Plan. Kraniche ziehen tags und nachts.
Gute Plätze zur Beobachtung des Kranichzugs sind der Neusiedler-See und der Hansag, weiß der Ornithologe. Bei idealen Bedingungen sind mehrere Tausend Vögel zu sehen und zu hören.
Brutpaar aus Niederösterreich
Heuer wird sich auch ein Kranichbrutpaar aus dem Waldviertel in die südlichen Gefilde aufmachen. Diese Brut ist der erste bestätigte Nachweis seit mehr als 130 Jahren eine vogelkundliche Sensation!, berichtet Teufelbauer. Zuletzt brüteten Kraniche 1885 im Ibmer Moos in OÖ, im so genannten Margolholz.
Dieser Brutplatz wurde nach Entsumpfungsarbeiten verlassen und nicht wieder aufgesucht. Seither galt der Kranich in Österreich als ausgestorben.
Wiederansiedelung in Österreich?
In Nordeuropa nehmen die Kranichbestände zu. Die südliche Verbreitungsgrenze dürfte sich nach unten verschieben, berichtet Teufelbauer und ergänzt: So ist es nicht ganz auszuschließen, dass sich der Kranich als Brutvogel in Österreich wieder etabliert. Dem Schutz verlandende Seen und Teiche sowie größerer Moore kommt zur Sicherung möglicher Brutgebiete besondere Bedeutung zu.