Seeadler kollidiert im Burgenland mit Windrad

(25.02.2015) BirdLife und WWF drängen auf  naturschutzfachliche Überprüfung bestehender Windkraftanlagen hinsichtlich des geplanten Repowering

Im Areal des Windparks Andau entdeckten Jäger Anfang Dezember den Kadaver eines Seeadlers.  Die ersten Vermutungen, dass der geschützte Vogel mit einem Windrad kollidiert sein könnte, haben sich jetzt bestätigt: „Ein massives stumpfes Trauma“ ohne Hinweise auf eine Schussverletzung - so lautet der vom burgenländischen Landesjagdverband in Auftrag gegebene Obduktionsbericht.


Windpark
Für den WWF und die Vogelschutzorganisation BirdLife ein trauriger Beleg dafür, dass die Standortplanung für Windkraftanlagen hohe und vor allem überprüfbare naturschutzfachliche Kriterien erfüllen muss.

Nur damit können Verluste für die Natur, wie hier durch Kollision, so gering wie möglich gehalten werden. Die Naturschutzorganisationen betonen, dass gerade im Zusammenhang mit dem geplanten Repowering älterer Windkraftlagen, diese auch hinsichtlich der Entwicklung von betroffenen Vogelbeständen und deren Zugrouten geprüft und auf den neusten Stand gebracht werden müssen.

„Der bedauerliche Tod des Seeadlers zeigt uns deutlich, dass rund um die bereits in die Jahre gekommenen Windkraftanlagen nur laufende und aktuelle Studien zu den See- und Kaiseradlerbeständen weitere Kollisions-Opfer verhindern werden können“, so Gábor Wichmann Greifvogelexperte von BirdLife Österreich.

Die Bestandentwicklungen sowie das exakte Flugverhalten der gefährdeten Vogelarten kann nur eingeschätzt aber nie ganz genau vorhergesehen werden.  Trotz der vor einigen Jahren vorausschauend festgelegten Zonierungspläne kann es gerade an den Randgebieten, den für die geschützten Vogelarten prekären Zonen - zu nicht vorhersehbaren Veränderungen kommen.

Ansiedelung der Seeadler im Burgenland noch nicht abgeschlossen

Seeadler- und Kaiseradler haben einen große Raumbedarf und sind daher besonders gefährdet, mit Windräder  zu kollidieren. Auch die Tatsache, dass sich im heurigen Winter ein neues Seeadlerpaar aus dem ungarischen Hanság im Seewinkel niedergelassen hat, zeigt, dass die Ansiedelung der Seeadler hier noch nicht abgeschlossen ist.

„Wir sind sicher, dass das Gesamtpaket den Seeadler-Erfolg ausmacht: Einerseits ein mit Jägern und Grundbesitzern gemeinsam abgestimmtes System der Überwachung und Beobachtung, andererseits die Identifikation und Vermeidung von Gefahrenquellen, eine langfristige Zonierungsplanung der Windkraft und nicht zuletzt der Kampf gegen illegale Verfolgung durch Giftköder oder Abschüsse“, bringt Christian Pichler, Seeadlerprojektleiter des WWF Österreich, das zentrale Anliegen des Seeadlerschutzprogramms auf den Punkt.

Erst seit 2001 brütet der Seeadler wieder in Österreich. „Mit derzeit  20 heimischen Brutpaaren, die meisten davon in Niederösterreich, bleibt die österreichische Seeadlerpopulation dennoch verletzlich“, warnt Andreas Duscher vom burgenländischen Landesjagdverband.

Erfreuliche Bestandsentwicklung bei Greifvögeln macht Neubeurteilungen bei Repowering notwendig

Vor etwa fünfzehn Jahren verzeichnete BirdLife nur ein Kaiseradler-Brutpaar im Nordburgenland. Heute finden sich hier drei bis vier Brutpaare ein.

Der Bestand an Windkraftanlagen hat sich im gleichen Zeitraum von 11 auf über 400 erhöht. BirdLife und der WWF sind sich einig, dass diese erfreuliche Entwicklung bei Kaiser-und Seeadler und auch bei der Windkraft nicht zuletzt aufgrund sorgsamer Zonierungspläne und einem eigenen „Aktionsplan Kaiseradler“ erfolgreich ist.

Gerade deshalb sehen BirdLife und der WWF die dringende Notwendigkeit, einzelne Windkraftstandorte neu zu beurteilen: Das Burgenland als Pionier der Windkraft sollte hier seine Vorreiterrolle bewahren und weiterhin dafür sorgen, dass alternative Energiegewinnung anhand sachgerechter Zonierungspläne allen Interessen bestmöglich gerecht wird.

„Wir empfehlen dringend, im Zuge der Genehmigungsverfahren für die  Modernisierung  bestehender Windkraftanlagen, die naturschutzfachlichen Untersuchungen nicht außer Acht zu lassen“,  appelliert Wichmann abschließend.


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