Vier Pfoten schlägt Alarm: Immer mehr Tierheime verhängen Aufnahmestopps

(07.09.2022) Die Situation ist mittlerweile dramatisch: Immer mehr Tierheime in Österreich verhängen einen Aufnahmestopp.

Zuletzt hat das Tierheim St. Pölten die Reißleine gezogen, davor schlugen auch die Tierheime in Wolfsberg, Vösendorf, Innsbruck-Mentlberg und Villach Alarm.

Vier Pfoten befürchtet ernste Folgen für die Tiere und warnt, gerade in Zeiten der Teuerung, vor dem unüberlegten Anschaffen eines Haustiers.

VIER PFOTEN „Es bereitet uns große Sorgen, dass viele Menschen meinen, sich ihr Haustier nicht mehr leisten zu können. Wenn dann aufgrund der vielen Abgaben von Tieren auch noch die Tierheime so überfüllt sind, dass sie einen Aufnahmestopp verhängen müssen, dann befürchten wir, dass vermehrt Tiere einfach ausgesetzt werden“, sagt Vier Pfoten Kampagnenleiterin Veronika Weissenböck.

Ein großes Problem ist, dass sich viele Menschen im Zuge der Corona-Lockdowns ein Haustier zugelegt haben. Dabei hat ein großer Teil nicht einkalkuliert, dass nach den Lockdowns die Zeit für das Tier möglicherweise fehlt. Außerdem unterschätzten viele den Aufwand für die Erziehung und die Kosten, die mit dem Haustier auf sie zukommen.

Veronika Weissenböck: „Ein Haustier zu haben bedeutet eine riesige Verantwortung. Man kann es nicht einfach weglegen wie einen Gegenstand, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern. Tiere sind Lebewesen, die Schmerzen und Ängste empfinden und ein Trauma erleben können, wenn sie von ihren geliebten Menschen getrennt oder – noch schlimmer – achtlos zurückgelassen werden.“

Kosten und Zeitaufwand oft unterschätzt

Laut Vier Pfoten sollten potenzielle HalterInnen vor allem bedenken, dass Haustiere eine Menge Kosten verursachen können. Nicht nur Futter und Ausstattung sind finanzielle Belastungen, auch eventuelle Tierarztkosten, die unter Umständen sehr hoch sein können. Außerdem unterschätzen laut Weissenböck viele die Zeit, die ein Tier in Anspruch nimmt, etwa für die notwendige Bewegung und Beschäftigung. „Ich muss mir als HalterIn im Klaren sein, dass sich mein Lebensstil völlig ändern kann und ich Einschränkungen hinnehmen muss.“

Änderungen der Lebensumstände wie etwa ein Wohnungswechsel, aber auch Allergien von Familienmitgliedern und fehlende Erziehung sind weitere Gründe für Abgaben von Tieren. Die Situation verschärft sich derzeit noch aufgrund der Teuerungswelle. Wenn Tierheime nun Aufnahmestopps verhängen, sehen sich die Menschen möglicherweise gezwungen, ihr Tier auszusetzen.

Vier Pfoten Kampagnenleiterin Weissenböck warnt: „Bevor man einen so drastischen Schritt setzt, sollte man wissen, dass das Aussetzen eines Haustiers in Österreich laut dem Tierschutzgesetz unter Tierquälerei fällt und somit eine Straftat ist. Selbstverständlich haben viele Menschen berechtigte Sorgen, sich ihr Haustier nicht mehr leisten zu können. In einem solchen Fall ist es wichtig zu wissen, dass sie Hilfe bekommen können. Es gibt Organisationen und Vereine, die TierhalterInnen bei finanziellen Problemen unterstützen, wie etwa in Wien die Volkshilfe mit „A G’spia für’s Tier“ oder auch diverse „Tiertafeln“. Allen, die in Not geraten, empfehlen wir, sich zuerst zu informieren, welche Möglichkeiten es in ihrer Umgebung bzw. ihrem Bundesland gibt.“



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