Ornithologische Sensation: Wüstengrasmücke und Bergkalanderlerche erstmals in Österreich beobachtet
(04.11.2020) Die Vogelschutzorganisation BirdLife Österreich vermeldet eine ornithologische Sensation, denn am 30. Oktober 2020 konnten gleich zwei Vogelarten zum allerersten Mal in Österreich nachgewiesen werden.
Die Wüstengrasmücke (Sylvia nana) wurde im Zuge einer wissenschaftlichen Beringung an der Biologischen Station Illmitz (Burgenland) zufällig gefangen, beringt und wieder freigelassen. Die Bergkalanderlerche (Melanocorypha bimaculata) wurde im Tachenberger Moos in Aigen im Ennstal (Steiermark) erstmals entdeckt.
Johanna Kronberger von BirdLife Vorarlberg und Flora Bittermann staunten sehr, als sie der Biologischen Station in Illmitz den gefangenen Singvogel als Wüstengrasmücke identifizierten. Die Wüstengrasmücke brütet in Halbwüsten und trockenen Steppen zwischen dem Kaspischen Meer und China und überwintert normalerweise im Nahen Osten. Warum es sie nach Österreich verschlagen hat, lässt Platz für Spekulationen.
Geschäftsführer Gábor Wichmann von BirdLife Österreich vermutet: Für das Auftreten war vermutlich die milde Südströmung ein Faktor. Zu ähnlichen Zeiten gab es im späten Oktober 2017 und 2018 jeweils eine Sichtung in Deutschland (Helgoland) und im November 2014 auch eine in Tschechien. Nichtsdestotrotz eine außerordentliche Seltenheit im mitteleuropäischen Binnenland!
Nachdem die Wüstengrasmücke beringt und freigelassen wurde, konnte sie bis in den späten Nachmittag noch mehrmals in der Nähe der Biologischen Station Illmitz beobachtet werden. Sie verfügt über ein helles Gefieder mit sandfarbener Oberseite, ein gelbes Auge und blasse, gelbliche Beine sowie ein auffällig gelbes Auge.
Bergkalanderlerche in der Steiermark entdeckt
Das zweite ornithologische Highlight ließ nur wenige Stunden auf sich warten. Gegen Abend desselben Tages entdeckte Heinz Kolland im Tachenberger Moos in Aigen im Ennstal die Bergkalanderlerche in Gesellschaft einer Feldlerche.
Der stolze Entdecker: Bei Regen, Wind und schlechter Sicht habe ich einen Schwarm Feldlerchen entdeckt und diesen routinemäßig auf Besonderheiten untersucht, und neben einer relativ seltenen Spornammer eine größere Lerche mit markant kräftigen Schnabel und dunklem Brustseitenfleck entdeckt.
Bergkalanderlerche im Tachenberger Moos
Aufgrund der Häufigkeit habe ich zuerst auf eine Kalanderlerche getippt, am darauffolgenden Tag konnten wir dank eines Fotos, auf dem die Färbung der Unterflügel und Schwanzfedern gut erkennbar waren, den Singvogel als Bergkalanderlerche identifizieren.
Die Bergkalanderlerche gilt als Irrgast aus Kleinasien und dem Mittleren Osten. Ihr vermutlich näherster Brutstandort liegt in der Türkei. Dort bewohnt sie steinige, trockene Halbwüsten und Berghänge.