Greenpeace fordert nachhaltige Fischzucht und Fischerei in Europa

(11.05.2012) Anlässlich der in Mondsee stattfindenden EU-Aquakulturkonferenz ruft Greenpeace die Vertreter der EU-Regierungen auf, sich sowohl für eine nachhaltige Fischzucht, als auch gegen die Überfischung der Meere einzusetzen.

Fünfzehn Greenpeace-AktivistInnen empfingen die Konferenz-Teilnehmer am Tagungsort Schloss Mondsee mit der Botschaft „Nachhaltigkeit: Europas Zukunft für Fisch“.

Zwei AktivistInnen in Fischkostümen überreichten EU-Fischereikommissarin  Maria Damanaki und Minister Nikolaus Berlakovich die Greenpeace-Forderungen für eine nachhaltige Fischereipolitik.

Greenpeace-Meeresexpertin Antje Helms appelliert vor allem an Binnenländer wie Österreich: „Eine nachhaltige Aquakultur alleine wird die dramatische Überfischung der Meere nicht stoppen können.

So lange das größte Problem – die zu große Fangkapazität der EU-Fischereiflotte – nicht bei der Wurzel gepackt wird, werden sich Europas bedrohte Fischbestände nicht erholen können.“

Die Konferenz findet im Rahmen der Reform der europäischen Fischereigesetzgebung statt, die bis Ende 2012 abgeschlossen werden soll. Bisher hat die EU es nicht geschafft, die Ausbeutung und Zerstörung der Meere zu verhindern: In Europa gelten neun von zehn Speisefischbeständen als überfischt.

Rücksichtslos gehen Europas industrielle Fischereiflotten auf Beutefang - auch in den Gewässern von Entwicklungsländern. In einigen Fischereien wird bis zu 60 Prozent des Fangs zurück ins Meer geworfen. Die EU-Flotte ist zwei- bis dreimal zu groß, um noch nachhaltig zu fischen.

Immense Subventionen aus EU-Steuertöpfen fließen derzeit vor allem an die industriellen Schiffe, die am meisten zur Überfischung beitragen und machen die Fischerei überhaupt rentabel.

„Die großen Fangnationen scheinen nicht gewillt vom jetzigen System der Ausbeutung, Überfischung und schädlichen Subventionierung abzurücken. Leider ist das Engagement vieler EU-Länder gegen das Kernproblem zu verhalten. Angesichts dieses Stockens der Reformpläne müssen auch Binnenländer wie Österreich aktiver werden.

Ein Zurückziehen auf die nationale Sicht nach dem Motto ‚wir haben keine Flotte und unsere Hausaufgaben ja gemacht‘ nützt nichts. Man hat sich entschieden, die Fischerei gemeinschaftlich zu regeln, also muss nun auch das Problem gemeinschaftlich gelöst werden.

Also muss sich auch Österreich lautstark und engagiert dafür einsetzen, dass alle ihre ‚Hausaufgaben‘ machen“, so Helms in Richtung Fischereiminister Berlakovich.

In Österreich liegt laut neuester EU-Statistik der Pro-Kopf-Verbrauch bei 15,4 Kilogramm Fisch pro Jahr. 67 700 Tonnen Fisch wurden im Jahr 2010 nach Österreich importiert, der Großteil ist Meeresfisch aus Wildfang, darunter Alaska-Seelachs in Fischstäbchen, Hering und Tunfisch.

Nur 2 141 Tonnen stammen aus heimischer Fischproduktion, 58 Prozent davon Forellen. Diese werden u.a. mit Fischmehl gefüttert – stammt dieses Fischmehl nicht aus nachhaltigen Quellen, trägt die Fischzucht wiederum zur Überfischung bei.

Österreichische VerbraucherInnen können viel zu einer umweltfreundlichen Fischerei für Europa beitragen: „Je größer die Nachfrage nach nachhaltigem Fisch, desto größer der Druck auf die Politiker, die sich für ein umweltschonendes Regelwerk einsetzen müssen,“ wendet sich Antje Helms auch an die KonsumentInnen.


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