Das Berufsbild der TierärztInnen ändert sich dramatisch
(10.08.2004) Angehende TierärztInnen werden sich in neuen Märkten behaupten müssen
Nach wie vor ist der Strom der StudentInnen, die an der Veterinärmedizinischen Universität Wien inskribieren, ungebrochen: Im Wintersemester 2000 gab es 61 männliche und 238 weibliche Erstinskribenten, im Wintersemester 2003 begannen bereits 95 Männer und 488 (!) Frauen mit dem Studium an der VUW. Trotz dieses exorbitanten Anstieges der Studienanfänger hat die Zahl der Absolventen sinkende Tendenz (WS 2000: Absolventen gesamt 168 und im Vergleich WS 2003: gesamt 149).
Schon seit einigen Jahren zeichnet sich der Trend ab, dass immer mehr Frauen das Studium der Veterinärmedizin beginnen: das Verhältnis hat sich in den letzten Jahren deutlich zugunsten weiblicher StudentInnen verschoben.
Allerdings treten viele der StudienanfängerInnen die langjährige Ausbildung mit einem unrealistischen Berufswunsch an. Das klassische Bild des Tierarztes oder der Tierärztin, die in ihrer Kleintierpraxis Hunde, Katzen und Wellensittiche behandelt, ist im Wanken, der österreichische Markt, vor allem im städtischen Bereich, ist mit niedergelassenen TierärztInnen gesättigt. Wer an diesem Berufsbild festhält, ohne sich für andere Sparten offen zu zeigen, könnte leicht einigen harten Jahren am Arbeitsmarkt entgegenblicken. Gefragt sind Flexibilität und ein geschärfter Blick für alternative Berufsmöglichkeiten.
Dr. Helmut Wurzer, der Präsident der Österreichischen Tierärztekammer, beschreibt die Lage folgendermaßen: "Natürlich brauchen wir auch in Zukunft gut ausgebildete VeterinärmedizinerInnen. Allerdings werden die AbsolventInnen eher Beschäftigung im Tiergesundheitsdienst, in der Fleischuntersuchung, in der Nutztierhaltung und der Qualitätssicherung in der Lebensmittelproduktion finden. Darauf möchte die Österreichische Tierärztekammer die StudentInnen schon heute hinweisen, um spätere Enttäuschung zu vermeiden."
Gute Karrierechancen gibt es für Nutztierpraktiker, ambitionierter Nachwuchs ist hier sehr gefragt. Wer also im Herbst ein Studium der Veterinärmedizin beginnen will, sollte sich schon einmal überlegen, ob er/sie im Stall, unter schwierigen Bedingungen einer Kuh Geburtshilfe leisten, oder die Hygiene in einem Schlachthof kontrollieren will. Und das zumeist mit einem Verdienst, der weit unter dem anderer akademischer Berufe liegt.