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Österreich

Nein zum verpflichtenden Hundeführschein für Kampfhunde

Die Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer spricht sich gegen die Kategorisierung bestimmter Hunderassen aus

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Seit letzter Woche werden die Stimmzettel für die Wiener Volksbefragung vom 11. bis 13. Februar 2010 per Post zugestellt.

Rund 1,1 Millionen stimmberechtigte Wienerinnen und Wiener sind aufgefordert, ihre Meinung zu fünf Themen des öffentlichen Lebens abzugeben. Darunter auch die Frage nach der Einführung eines verpflichtenden Hundeführscheins für sogenannte "Kampfhunde". 

Zugegeben, Kenntnisse des Hundehalters um Erziehung und Haltung und damit verbunden auch die Großstadttauglichkeit und Sozialverträglichkeit des Tiers sind Grundvoraussetzungen für ein sicheres und reibungsloses Zusammenleben von Mensch und Hund insbesondere in städtischen Ballungszentren wie Wien.

Was aber ist ein 'Kampfhund'? Ist der geforderte Hundeführschein für bestimmte, als 'gefährlich' oder 'aggressiv' eingestufte Rassen tatsächlich zielführend?

Die Wiener Landesstelle der Österreichischen Tierärztekammer (ÖTK) spricht sich seit Jahren klar gegen eine solche Kategorisierung bestimmter Hunderassen aus. Denn: es gibt keine Rasse 'gefährlicher Hund'.

Bereits aus einem 2004 von der Tierärztekammer verfassten Thesenpapier zur gesetzlichen Regelung sogenannter 'gefährlicher Hunde' geht eindeutig hervor, dass Verhaltensauffälligkeiten und Aggression bei Hunden keine rasseabhängigen Merkmale darstellen.

Die Ursachen für Verhaltensstörungen beim Hund sind vielmehr in Haltungsbedingungen, Gesundheitszustand und Erziehungsmängel des Tiers zu suchen. Das Festmachen von Gefährlichkeit von Hunden an Rassemerkmalen oder ihrem optischen Erscheinungsbild ist wissenschaftlich nicht zu belegen und ist deshalb, wie auch der 'Kampfhunde-Führschein', abzulehnen.

Warum ist ein Hund aggressiv?

Primäre Ursachen für Verhaltensauffälligkeiten bei Hunden sind eine nicht artgerechte Haltung, Krankheiten und mangelnde Kontrolle durch den Hundehalter. Erst in zweiter Instanz zeichnet eine fehlende oder ungenügende Erziehung für Fehlverhalten verantwortlich.

Eine gesteigerte Aggressionsbereitschaft hängt stets mit zahlreichen Faktoren zusammen und kann nicht an einem einzigen Faktor, nämlich dem Aggressionspotential, das ein Hund vielleicht von seiner genetischen Veranlagung her mit sich bringt, festgemacht werden.

Umwelteinflüsse, Lernerfahrungen im Umgang mit Artgenossen und Mensch, hormonelle Faktoren (zB. maternale Aggression), Erkrankungen und Schmerz spielen eine wesentliche Rolle, ob und in welchem Ausmaß ein vorhandenes Aggressionspotential zum Tragen kommt.

Schmerz beispielsweise kann bewirken, dass selbst äußerst friedfertige Hunde plötzlich aggressiv reagieren. Aggressives Verhalten erfolgt also - von wenigen Ausnahmen abgesehen -kontextspezifisch. Artgerecht gehaltene und gesunde Tiere entwickeln selten ein gesteigertes Aggressionsverhalten.

Prävention durch Information und fundiertes Ausbildungsangebot

Der seit 2006 in Wien auf freiwilliger Basis angebotene Hundeführschein besteht aus einer theoretischen und einer praktischen Prüfung und ist ausdrücklich nicht als Ersatz für eine fundierte Ausbildung bei einem anerkannten Wiener Hundesportverein und/oder kompetenten Hundetrainer zu sehen.

Irreführend daher auch die Fragestellung im Rahmen der Volksbefragung, die den Hundeführschein als "eine fundierte Ausbildung für Hundehalter/innen, bei welcher der richtige Umgang mit Hunden gelehrt wird" beschreiben, stellt er doch vielmehr nur eine Momentaufnahme des Zusammenspiels zwischen Halter und Hund innerhalb einer simulierten Prüfungssituation dar. 

Eine solche Prüfung für mehr oder weniger willkürlich ausgewählte 'gefährliche' Rassen verpflichtend einzuführen, wird jedoch langfristig weder Bissverletzungen durch vermeintlich 'ungefährliche' Rassen wie Dackel & CO noch generell Unfälle zwischen Mensch und Hund verhindern können.

Um zielführend und nachhaltig das Zusammenleben von Hundehalter, Hund und Mitmenschen zu verbessern, bedarf es nach Dafürhalten der Wiener Landestelle einem verbesserten Informationsangebot und klaren gesetzlichen Regelungen hinsichtlich Zuchtbedingungen und Ausbildung von Hunden.

Kooperationsangebot an die Stadt Wien

"Unser Berufstand erkennt und respektiert das Bedürfnis nach einem sicheren und verbesserten Zusammenleben von Mensch und Hund. Deshalb auch unser Angebot an die Stadträtin Frauenberger, sie in ihrer aktuellen Aufklärungskampagne rund um den freiwilligen Hundeführschein, zu unterstützen.

Im Rahmen unserer Tätigkeit sind wir jederzeit bereit, Hundehalter über die Wichtigkeit und wesentlichen Eckpunkte des Hundeführscheins, über Ausbildungsmöglichkeiten sowie über Rechte und Pflichten des Hundehalters zu informieren. Darüber hinaus stehen wir diesen als sachkundige Ansprechpartner bei praktischen Fragen im Zusammenleben mit dem Hund gerne zur Verfügung."

Dr. Maurizio Colcuc, Präsident der Landesstelle Wien der Österreichischen Tierärztekammer

 

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