ÖTK: wenn Stock-Fotos problematische Inhalte bewerben
(15.11.2018) Hundewissen schützt vor Bissen hieß es in einer Pressemeldung der Tierärztekammer, die mit einem tierquälerischen Foto illustriert wurde.
Screenshot der Meldung auf der Website der Österreichischen Tierärztekammer
Tragischer Anlass: Im September 2018 gab es in Wien eine letztlich tötlich ausgegangene Bissverletzung eines Kleinkinds. In diesem Zusammenhang machte die Österreichische Tierärztekammer eine Presseaussendung zum Thema Hundewissen schützt vor Bissen. Diese Meldung fand Niederschlag in zahlreichen Online- und Printmedien des Landes, unter anderem auch in den Salzburger Nachrichten. Die Freude darüber war bei der Pressestelle der Kammer groß, und dieser Bericht wurde in die Meldungsübersicht auf der Website aufgenommen und auch gleich auf dem Facebook Kanal der Kammer verbreitet.
Tierschutzrechtlich problematisches Foto
Während die Salzburger Nachrichten noch ein Stockfoto von Fotolia/AdobeStock verwendeten, so wurde seitens der Kammer die Meldung mit einem Foto des Anbieters Pixabay versehen. Dabei handelt es sich um ein Bild einer ganzen Serie an Aufnahmen des ungarischen Fotografen Yama Zsuzsanna Márkus. Der dabei Modell spielende Dobermann muss nicht nur kupierte Ohren (in Österreich seit 2005 verboten) ertragen, sondern ist auch noch mit einem sogenannten Kettenwürger gesichert, der in dieser Form in Österreich seit April 2017 verboten ist. Das Bild hat es zudem auch in die Oktober-Ausgabe des Vetjournals geschafft, immerhin offizielles Mitteilungsorgan der Österreichischen Tierärztekammer. Zu finden ist es auf Seite 50 unter dem Titel Pressearbeit der Tierärztekammer.
Tierschutz geht uns alle an
Artgerechte Tierhaltung und Tierschutz ist vielen Mitgliedern der Kammer ein wichtiges Anliegen. Gedankenlose Verwendung von problematischen Fotos stößt besonders diejenigen vor den Kopf, die genau gegen solche tierquälerischen Moden wie kupierte Ohren oder Qualzuchten ankämpfen. Dabei muss man wissen, dass Bilder bei Pixabay beliebig und kostenlos verwendbar sind und von Fotografen extra dafür eingestellt werden. Nachdem im Zeitalter von Internet und Social-Media keine Meldung ohne Bild angesehen wird, greifen Redaktionen (fallweise auch das VET-MAGAZIN) auf derartige kostenlose Dienste zurück, wenn kein eigenes Bildmaterial zur Verfügung steht.
Befragte Tierärzte hoffen nun, dass die Kammer sich künftig wieder mehr der Aufklärungsarbeit verschreibt, anstatt Tierleid indirekt mittels Gratis-Fotos zu bewerben.
Stellungnahme der Kammer
Update am 19.11.2018: Die Kammer hat sich bei uns mit folgender Stellungnahme gemeldet, die wir natürlich gerne ergänzen:
Bei dem genannten Foto geht es um die Diskussion über die vermeintliche Gefährlichkeit von Hunden, die noch dazu durch phänotypische Korrekturen als gefährlich, dargestellt und missbraucht werden.
Keineswegs soll dieses Foto als Werbezweck dienen, um das Ohrenkupieren oder Zwangsmaßnahmen zu bewerben oder sogar gut zu heißen, nein, die ÖTK distanziert sich und lehnt solche Methoden entschieden ab!
Das Foto muss im Zusammenhang mit dem Inhalt des Pressetextes sowie dem Thema "Umgang und Gefahrenvermeidung mit Hunden" interpretiert und verstanden werden. Es sollte dazu dienen, um über diese Fakten nachzudenken. Gerade das Hundezertifikat sollte auch dazu dienen, Hundehalter im Umgang mit Hunden zu schulen, diese aufzuklären und zu sensibilisieren, was gefährlich ist, was mit Absicht als gefährlich dargestellt und missbraucht wird oder bei richtigem Umgang als ungefährlich gilt.
Wer nur Kritik an dem Foto übt und nicht versucht zu verstehen, welcher Inhalt mit dem Bild im Zusammenhang mit dem Hundezertifikat vermittelt werden soll, der reißt das Bild aus dem Zusammenhang.
Das ÖTK Hundezertifikat ist ein Zukunftsprojekt der ÖTK und sollte seitens der Tierärzteschaft geschlossen unterstützt werden.
Die Österreichische Tierärztekammer bekennt sich aus vollster Überzeugung zu Tierschutz und artgerechter Tierhaltung und lehnt tierquälerische Methoden entschieden ab.