Tierärzte und Tierschützer verlangen: Schluss mit der Qualzucht bei Mops & Co.!

(23.08.2018) „Tiere verstümmeln und leiden lassen, damit sie einem Modetrend entsprechen, ist unerträglich“ erklärte heute Manfred Hochleithner von der Landesstelle Wien der Tierärztekammer in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit TierschützerInnen.

Sie alle kritisieren, dass gezielte Missbildungen bei Tieren gezüchtet werden, weil es dem Menschen so gefällt und obwohl das mit enormem Leid für die Tiere verbunden ist.

Hochleithner führt als Beispiel Hunde an, bei denen auf Missbildungen gezüchtet wird, so dass die Augen sogar noch vor der Nasenspitze liegen. „Eine normale Atmung ist diesen Hunden nicht mehr möglich.So wie sie sich nur ein wenig anstrengen oder aufregen leiden sie unter Atemnot, Erstickungsangst oder erleiden einen Kollaps.“


Eva Persy, Tierschutzombudsfrau Wien, Martina Pluda, Kampagnenleiterin VIER PFOTEN, Brigid Weinzinger, Vorstand von pro-tier, Manfred Hochleithner, Präsident der Landesstelle Wien der Tierärztekammer. Sie haben alle spezielle Atemmasken in der Hand, mit denen man testen konnte, wie es sich anfühlt, so wenig Luft wie ein Mops zu bekommen

Mops und andere betroffene Hunderassen dürfen daher nicht mehr weitergezüchtet werden, fordert Hochleithner und ergänzt: „Wir TierärztInnen haben diesen Beruf nicht gewählt, um Qualzucht chirurgisch zumindest wieder so weit zu korrigieren, dass das Tier halbwegs genug Luft in die Lunge bekommt. Wer sowas züchtet, begeht ein Verbrechen.“

Brigid Weinzinger von pro-tier, dem Dachverband der österreichischen Tierschutzorganisationen, fordert daher ein sofortiges Zuchtverbot für alle Tiere, die eindeutige Qualzuchtmerkmale aufweisen: „Wenn das bedeutet, dass es bestimmte Hunderassen in Zukunft eben nicht mehr „reinrassig“ gibt, dann ist das ein geringer Preis im Vergleich zum endlosen Leiden der Reinzuchten über Generationen hinweg“.

Sie betont, wie sehr die Schönheitsvorstellungen und Zuchtziele sich in den letzten 50 Jahren zum Nachteil der Hunde verändert haben.

„Das sind schon lange keine „natürlichen“ Körperformen mehr, sondern reine Schönheitsideale von Rasseverbänden, wenn Schäferhunde kaum mehr laufen können, weil der Rücken so steil abfällt, oder dem Kavalier King Charles Spaniel für sein Gehirn kein Platz mehr im Schädel bleibt, weil Menschen das Aussehen dann niedlich finden“.

Ihre Kollegin Martina Pluda, Kampagnenleiterin von VIER PFOTEN, betont, dass Qualzucht nicht nur auf Hunde beschränkt bleibt. Selbst bei Vögeln und Fischen führen die vom Menschen erfundenen Schönheitsideale zu unnatürlichen Formen: Federformen bei Vögeln, die Bewegungen einschränken oder extrem dünne Flossen bei Fischen, die zu enormen Verletzungs- und Infektionsrisiko führen, nennt Pluda nur als einige weniger bekannte Beispiele. 

Bei Qualzucht geht es aber auch um Nutztiere, führt Pluda weiter aus: „Bei Nutztieren geht es simpel um den wirtschaftlichen Nutzen für den Menschen.

Das führt dann dazu, dass zum Beispiel Puten kaum mehr stehen können, weil sie auf übergroße Brustmuskulatur und hohes Gewicht gezüchtet werden, und vom vielen Liegen in der feuchten Einstreu zusätzlich Hautentzündungen bekommen.“

Die TierschützerInnen beklagen, dass die bestehenden gesetzlichen Regelungen völlig unzureichend seien. Eva Persy von der Tierschutzombudsstelle Wien fühlt sich von der Bundesregierung im Stich gelassen.

„Es fehlen verbindliche Richtlinien, die es dem Vollzug ermöglichen, das im Gesetz im Prinzip vorgesehene Qualzuchtverbot umzusetzen. Das ist so, als würde man zwar per Gesetz das Rasen verbieten, aber nicht festlegen, wie schnell Autos im Ortsgebiet oder auf der Autobahn fahren dürfen“, kritisiert Persy.

Die TierschützerInnen und TierärztInnen fordern daher einhellig ein sofortiges Zuchtverbot für alle Tiere mit Qualzuchtmerkmalen und klare Umsetzungsregelungen vom zuständigen Ministerium.


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