Weiterer Geflügelbetrieb setzt Einstallung von Putenküken aus
(21.02.2013) Der Kärntner Geflügelproduzent Wech hat aufgrund der prekären Situation auf dem Geflügelmarkt entschieden, die Einstallung von Putenküken und damit die Produktion von Truthahnfleisch in der Kalenderwoche 11 (ab 11. März 2013) erstmals auszusetzen.
Damit reagiert ein weiteres österreichisches Unternehmen auf die Zunahme von Billigimporten aus dem benachbarten Ausland, die den heimischen Markt überschwemmen.
DI Dr. Karl Feichtinger, Geschäftsführer von Wech, erklärt den drastischen Schritt seines Unternehmens mit den Schleuderangeboten der Konkurrenz aus Ländern mit niedrigeren Qualitätsstandards.
"Die Nachfrage nach Inlandsware geht deutlich zurück, da vermehrt Billigware aus dem Ausland gekauft wird, deren Herkunft zudem für den Konsumenten nicht klar erkennbar ist. Die österreichische Produktion ist wirtschaftlich nicht vertretbar und eine Produktionsreduktion daher unerlässlich," so Feichtinger.
Hohe Auflagen werden nicht honoriert
Während heimische Betriebe mit den strengsten Haltungsbedingungen in der EU, gentechnikfrei und nach den Qualitätskriterien des AMA-Gütesiegels produzieren, gelten diese Vorgaben im Ausland nicht.
Ing. Martin Pirklbauer MSc, Geschäftsführer der Geflügelmastgenossenschaft (GGÖ), stellt dazu fest, dass der hohe Aufwand heimischer Betriebe "weder vom Handel, noch von den verarbeitenden Betrieben ausreichend honoriert wird und daher nicht bis zu den Konsumenten durchdringt."
Als Konsequenz davon finden sich in heimischen Supermarktregalen bereits großteils die billigeren Erzeugnisse aus Nachbarländern wie Ungarn, von wo mengenmäßig bereits über ein Drittel des nach Österreich importierten Geflügelfleischs stammt. Wech ist nur einer von zahlreichen heimischen Betrieben, die aus dieser Entwicklung Konsequenzen ziehen.
Die Geflügelmastgenossenschaft geht davon aus, dass der österreichische Selbstversorgungsgrad mit Putenfleisch - der 2011 nur mehr bei rund 49 % lag - weiter sinken wird. "Ohne nachhaltige Unterstützung von allen Seiten ist ein weiteres Bauernsterben vorprogrammiert." so Pirklbauer.
Heimische Geflügelbetriebe stehen mit dem Rücken zur Wand Die heimische Geflügelwirtschaft bangt um ihre Existenz, da hohe Auflagen auf der einen und niedrige Preise auf der anderen Seite ihre Überlebensgrundlage gefährden.
Davon betroffen sind nicht nur Mastbetriebe, warnt Wolfgang Miko, Geschäftsführer des oberösterreichischen Putenzüchters Miko: "Es droht nicht nur die Vernichtung tausender Arbeitsplätze in der gesamten Wertschöpfungskette, sondern auch die Zerstörung eines Stücks österreichischer Identität."
Kommt es nicht rasch zu einer grundlegenden Änderung der Rahmenbedingungen, werden österreichische Truthühner nach über 40 Jahren Präsenz aus den Regalen der Handelsunternehmen verschwinden, so Miko.
Einheitlich strenge EU-Standards gefordert Um das Überleben der österreichischen Hersteller zu sichern, fordert die Zentrale Arbeitsgemeinschaft der österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG) einheitlich strenge Standards in der Europäischen Union.
Die ZAG und die Österreichische Qualitätsgeflügelvereinigung (QGV) treten darüber hinaus dafür ein, die Auflagen für die Geflügelmastbetriebe an die Gesundheit der Tiere zu koppeln statt sich auf eindimensionale Faktoren wie die Besatzdichte zu beschränken.
Dazu hat die QGV in Kooperation mit zahlreichen Fachleuten, der Tierärztekammer und der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein "all in one"-Programm entwickelt, das dazu beitragen soll, Tiergesundheit und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen.