Stellungnahme des Geflügelgesundheitsdienst QGV zum Nachweis antibiotikaresistenter Keime am Hühnerfleisch
(23.03.2012) Geflügelgesundheitsdienst spricht sich gegen Vorverurteilung heimischer Betriebe auf Basis noch nicht nachvollziehbarer Untersuchungsergebnisse aus
Der österreichische Geflügelgesundheitsdienst QGV nahm heute Stellung zu den Untersuchungsergebnissen eines niederländischen Labors, das im Auftrag der Umweltschutzorganisation Global 2000 bei sechs Hühnerfleischproben österreichischer Produzenten antibiotikaresistente Keime festgestellt haben soll.
Die Untersuchungsergebnisse des niederländischen Labors liegen dem Geflügelgesundheitsdienst noch nicht vor und können daher hinsichtlich ihrer Aussagekraft nicht beurteilt werden.
"Wir ersuchen Global 2000, uns die gesamte Studie vollständig zur Verfügung zu stellen, um etwaigen Hinweisen auf Gesundheitsrisiken für Konsumenten nachgehen zu können", erklärte dazu die Obfrau des QGV, Dr. Martina Glatzl, die sich gegen voreilige Schlüsse und Vorverurteilungen aussprach.
Kein neues Phänomen
Glatzl betonte, dass ein Lebensmittel - insbesondere wenn es möglichst natürlich sein soll - niemals vollständig keimfrei sein kann. "Aus diesem Grund müssen die Untersuchungsergebnisse im Detail vorgelegt werden, um ernsthafte Gesundheitsrisiken von unseriöser Panikmache unterscheiden zu können", so Glatzl.
Antibiotikaresistente Keime sind kein neues Phänomen, sondern ein ernstzunehmendes Thema, mit dem sich die österreichischen Gesundheitsbehörden bereits seit vielen Jahren eingehend beschäftigen, u. a. durch laufende mikrobiologische Untersuchungen.
Die Resistenzsituation bei verschiedenen aus Geflügel isolierten Bakterien ist innerhalb der EU höchst unterschiedlich, wobei sich Österreich in den meisten Fällen im Mittelfeld befindet.
Umfassende Daten dazu liefert der jährlich erscheinende AURES-Bericht des Gesundheitsministeriums, mit dem die Antibiotikaresistenz in Österreich genau überwacht wird. Der AURES-Bericht zeigt, dass Fleischprodukte aus Österreich unbesorgt genossen werden können.
Die Obfrau des österreichischen Geflügelgesundheitsdienstes wies darauf hin, dass der Einsatz von Antibiotika in der österreichischen Geflügelmast in den letzten Jahren zurückgegangen sei und in Zukunft weiter verringert werden soll.
"Wir sind dabei, das Problem an der Wurzel zu packen. Schließlich hat jeder Betrieb ein Interesse daran, dass die Hühner gesund sind und Erkrankungen vermieden werden, die - zum Teil sehr teure - Behandlungen notwendig machen", so Glatzl.
Dafür wurden u. a. folgende Maßnahmen gesetzt:
- Sorgfältiger Umgang beim Einsatz von Antibiotika
- Errichtung einer zentralen Datenbank "Poultry Health Data" (PHD), in der alle Impfungen und Antibiotika-Verschreibungen durch den Tierarzt verpflichtend dokumentiert sind
- Datenverknüpfung zwischen Mastherden, Brütereien und Elterntierherden ("Herdenstammbaum") sowie den jeweiligen Tierärzten
- Einsatz von Impfprogrammen in allen Produktionssparten in Zusammenarbeit mit den Betreuungstierärzten
- AMA-Gütesiegel für Geflügel ist in Umsetzung
- Aktive Beteiligung an internationalen Forschungsprogrammen und Unterstützung von praxisrelevanter Forschung
- Verstärkte Fort- und Weiterbildung der Landwirte und Tierärzte
Noch in Arbeit: Konsequenter Aufbau von österreichischen Elterntierherden, um den Gesundheitsstatus jederzeit zu kennen bzw. überprüfen zu können und so bis 2013 eine Unabhängigkeit von ausländischen Bruteiimporten mit unbekanntem Gesundheitsstatus zu gewährleisten
Abschließend betonte Glatzl, dass "nicht nur aufgrundantibiotikaresistenter Keime, sondern auch wegen anderen Bakterien wie z. B. Salmonellen eine verantwortungsvolle Handhabung von Lebensmitteln immer angebracht ist." Durch entsprechende Küchen- und Zubereitungshygiene sowie durch den Koch- oder Bratprozess könne sich der Konsument entsprechend schützen.