BOKU: Erster bestätigter Nachweis des Goldschakals in Wien
Die Bundeshauptstadt ist nun offiziell um eine interessante Tierart reicher.
Der sich auf natürliche Weise von seinem ursprünglichen Verbreitungsgebiet in Südosteuropa ausbreitende Goldschakal (Canis aureus) ist hundeartig und etwas größer als ein Fuchs. Am 25. Jänner wurde nun ein Exemplar Opfer eines Verkehrsunfalls im Norden Wiens – ein historischer Beleg, der einen großen Informationsgewinn für die Wissenschaft darstellt. An der Universität für Bodenkultur Wien läuft seit 2015 ein Projekt zur Erforschung dieser scheuen Tiere.
Eine interessante Art breitet sich aus
Bis Anfang 2023 konnte in Österreich in allen Bundesländern das Auftreten von Goldschakalen (Canis aureus) bestätigt werden – bis auf Vorarlberg und Wien.
Das hat sich nun geändert. Mündliche Hinweise zu Sichtungen von Goldschakalen in Wien gab es zwar schon länger – zweifelsfreie Beweise fehlten jedoch bislang. Alle bisher vorgelegten Fotos stellten sich bei genauer Betrachtung als Füchse heraus. „Für das ungeübte Auge sind Fuchs und Goldschakal leicht zu verwechseln.
Unterscheidungsmerkmale sind unter anderem der deutlich kürzere Schwanz des Goldschakals und seine hellen Ohren. Für eine eindeutige wissenschaftliche Bestätigung bedarf es eines Fotos, Videos oder des Körpers eines verendeten Tiers,“ erklärt Dr. Jennifer Hatlauf von der Universität für Bodenkultur Wien, die bereits viele Jahre (vermeintlichen) Hinweisen aus Wien nachgegangen ist.
Ein historischer Tag
Am 25. Jänner 2023 wurde schließlich ein unbestreitbarer Beweis erbracht: Kurz vor 9 Uhr Früh traf eine Meldung beim Goldschakalprojekt Österreich über ein überfahrenes Tier im Norden Wiens ein. Es wurde schnell gehandelt und Dank guter Kooperation mit den Behörden, konnte das tote Tier rechtzeitig geborgen und wissenschaftlich untersucht werden.

Die offizielle Bestätigung folgte durch Jennifer Hatlauf, die das Goldschakalprojekt an der BOKU leitet: „Es ist tatsächlich ein Goldschakal – und somit der erste bestätigte Nachweis in Wien!“.
Der Wiener Forstdirektor OSR Dipl.-Ing. Andreas Januskovecz freut sich ebenfalls über die Meldung, auf die er schon Jahre gewartet hat: „Das nun bestätigte Vorkommen eines Goldschakals in Wien – auch wenn das Tier leider bei einem Verkehrsunfall getötet wurde – überrascht mich nicht. Goldschakale waren in Europa bisher vor allem am Balkan und südöstlich davon zuhause. Der aufgrund der Klimakrise seit einigen Jahren starke Anstieg der jährlichen Durchschnittstemperatur vor allem in und rund um Wien begünstigt das Einwandern dieser Wildart.“
Wien hat auch für Goldschakale hohe Lebensqualität
Goldschakale – kleinere Vertreter der Familie der Hunde – nutzen gerne abwechslungsreiche Lebensräume, welche die Metropole Wien in großer Vielfalt zu bieten hat. Noch dazu bieten Nationalparkflächen sowie der weitläufige Wienerwald den scheuen Tieren Rückzugsgebiete.
Wien ist bekannt dafür, viel Natur und einer reichhaltigen Fauna Lebensraum zu bieten – die jetzt um eine weitere Art bereichert wurde.
Anfang des 20. Jahrhunderts noch sehr selten, breitet sich der Goldschakal in den vergangenen Jahrzehnten von seinem ursprünglichen Habitat auf dem Balkan auf natürliche Weise in Europa aus.
Seit 1987 gibt es vereinzelte Nachweise in Österreich. Gesammelt und koordiniert werden Hinweise und Meldungen seit 2015 vom Goldschakalprojekt Österreich, welches am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) angesiedelt ist.
Die Initiatorin Jennifer Hatlauf ist eine international anerkannte Expertin zu dieser Tierart: „Seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Lebensräume sowie eine opportunistische Nahrungswahl machen den Goldschakal sehr erfolgreich. Mittlerweile gibt es Nachweise bis nach Norwegen. Für den Menschen ist er nicht gefährlich und wird nur sehr selten gesehen, da er sehr scheu ist.“
Bedeutung der Forschung
Die wissenschaftliche Untersuchung des Wiener Goldschakals begann umgehend und ergab, dass es sich um ein junges männliches Tier mit einem Gesamtgewicht von rund 12 Kilogramm handelt.
Weitere Analysen werden folgen, um wertvolle Einblicke in diese noch wenig bekannte Tierart zu erlangen: „Wir möchten mehr über den Gesundheitszustand, die Ernährung und die Herkunft erfahren. Aufgrund der dynamischen Ausbreitung dieser Tierart sind die Ergebnisse nicht nur national, sondern auch international von großer Bedeutung. Wir arbeiten eng mit Fachkolleg*innen in ganz Europa zusammen, um zu dokumentieren, zu verstehen und fundierte Forschungsgrundlagen für gesellschaftliche Themen und Umweltschutz zu erarbeiten“, erläutert Hatlauf.
Diese wichtige Forschungsarbeit kann durch die Meldung von Sichtungen mit Foto- oder Videobelegen beziehungsweise – wie im aktuellen Fall – von Kadavern (erlegte Tiere oder Straßenopfer) maßgeblich unterstützt werden. Alle Informationen sind auf der Webseite www.goldschakal.at zu finden.
Das Goldschakalprojekt Österreich läuft seit 2015 am Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft (IWJ), an der Universität für Bodenkultur Wien (BOKU), um eine systematische Anwesenheitsbestimmung von Goldschakalen in Österreich durchzuführen, Monitoring-Standards zu etablieren und grundlegende ökologische Forschung an dieser Tierart zu betreiben.
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