Vetmeduni-Assistenzprofessorin Borbala Foris im Porträt
Als Assistenzprofessorin für Tierschutzwissenschaften bei Nutztieren treibt Borbala Foris die Forschung am Kreuzungspunkt von positivem Sozialverhalten und automatisierten Messmethoden voran, um Verhaltensveränderungen als Indikatoren nutzbar zu machen.
Borbala Foris legt ihren Fokus auf automatisierte Verhaltensbeobachtung und Datenanalyse, um Indikatoren für Tierwohl zu identifizieren. Sie will herausfinden, wie sich glückliche Rinder verhalten und welche Warnsignale frühzeitiges Eingreifen ermöglichen.
Neben essenziellen Aktivitäten wie Liegen, Stehen, Fressen und Trinken untersucht Foris auch nicht überlebensnotwendige Verhaltensweisen – etwa die Nutzung von Bürsten im Stall als Ausdruck von Lebensfreude. Smarte Stalltechnik könnte künftig Abweichungen im Verhalten automatisch erfassen und Landwirt:innen so wertvolle Hinweise geben.
Die gebürtige Ungarin setzt dabei vor allem auf Precision Livestock Farming (PLF).
Borbala Foris kam 2010 erstmals mit den Welfare Quality® Assessment Protocols in Kontakt, die Methoden zur standardisierten Tierwohlbewertung liefern. Ihr Ziel ist eine praxisnahe Forschung, die Landwirt:innen hilft, Probleme früh zu erkennen.
Während ihres Studiums in Budapest und Forschungsaufenthalten in Deutschland sammelte Borbala Foris wertvolle Erkenntnisse zur Verhaltensanalyse von Nutztieren und tauschte sich intensiv mit Landwirt:innen aus.
Foris´ Forschung soll nicht nur wissenschaftliche Standards weiterentwickeln, sondern auch direkt in der Praxis anwendbar sein.
Big Data im Stall
2015 vertiefte Borbala Foris ihre Untersuchungen zu individuellen und sozialen Verhaltensweisen von Milchkühen. Während ihres PhDs am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie in Dummerstorf setzte sie auf digitale Methoden zur automatisierten Verhaltensanalyse.
Mithilfe von Big Data können nun individuelle Abweichungen innerhalb großer Herden erkannt werden. Foris betont, dass Precision Livestock Farming für Landwirt:innen erschwinglich bleibt und vergleichbar mit der Entwicklung von Smartphones und Streaming-Diensten bald alltäglich sein könnte.
So ließe sich nicht nur das Tierwohl verbessern, sondern auch die Attraktivität des Berufsbilds steigern.
Nach vier Jahren als Postdoc an der Faculty of Land and Food Systems der University of British Columbia in Vancouver, Kanada, brachte sie im September 2023 eine interdisziplinäre Perspektive nach Wien, die nun der Vetmeduni zugutekommt.
Borbala Foris im Talk
Warum haben Sie sich für eine Karriere im Bereich Tierschutzwissenschaften bei Nutztieren entschieden?
Foris: Als Tierärztin war ich oft mit systemischen Problemen in der Tierhaltung konfrontiert. Ich hatte das Gefühl, dass ich durch Forschung im Bereich des Tierwohls die Möglichkeit habe, das Leben vieler Tiere zu verbessern.
Was hat Sie 2023 dazu bewogen, von Kanada nach Österreich an die Vetmeduni zu wechseln?
Foris: Ich fand die Möglichkeit, an der Schnittstelle von Tierverhalten und Precision Livestock Farming zu arbeiten, äußerst spannend. Zudem besteht das Team an der Vetmeduni aus großartigen Kolleg:innen mit Expertise in genau den Fachbereichen, die mich am meisten interessieren.
Was ist für Sie das Faszinierende an Precision Livestock Farming (PLF)?
Foris: Landwirt:innen gewinnen viele Erkenntnisse, wenn sie in den Stall gehen und mit den Tieren direkt interagieren. Doch in großen Produktionssystemen ist das oft nicht skalierbar.
Dennoch ist es möglich, Tiere „kennenzulernen“, indem man große Datenströme analysiert, die in den Betrieben generiert werden. Diese Erfahrung war wegweisend für mich.
Ihr Forschungsansatz verbindet Verhaltensbiologie, Informatik und landwirtschaftliche Praxis. Welche Herausforderungen ergeben sich bei der interdisziplinären Arbeit, und wie gehen Sie damit um?
Foris: In interdisziplinären Projekten steht man oft vor der Herausforderung, eine gemeinsame Basis und eine klare Terminologie für alle Beteiligten zu schaffen, da sie unterschiedliche fachliche Hintergründe mitbringen.
Wenn ich mit Kolleg:innen aus verschiedenen Disziplinen arbeite, versuche ich, so wenige Annahmen wie möglich zu treffen. Zudem kläre ich zu Beginn immer, was sie unter bestimmten Fachbegriffen verstehen, um spätere Missverständnisse zu vermeiden.
Welche technologischen Entwicklungen sind aus Ihrer Sicht besonders vielversprechend für die Zukunft der Nutztierhaltung?
Foris: Ich denke, dass Computer Vision eine vielversprechende Technologie ist, da sie nicht invasiv und vielseitig einsetzbar ist.
Fortschritte bei Lösungen, die weder teure Ressourcen noch lange Berechnungszeiten erfordern und direkt auf den Betrieben angewendet werden können, sind gangbar und notwendig für die breite Nutzung von Computer Vision in der Landwirtschaft.
Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Ihrer Karriere an der Vetmeduni und Ihrer Familie? Haben Sie Tipps für andere berufstätige Mütter in der Wissenschaft?
Foris: Meine Arbeit ist auch meine Leidenschaft – das allein hilft sehr! Allerdings wäre dies alles ohne die Unterstützung meiner Familie nicht möglich. Ich versuche auch, meinen Kindern zu erklären, was ich tue und warum – und manchmal haben sie tatsächlich großartige Ideen, die Projekte voranzubringen!
Welche Aktivitäten unternehmen Sie gerne mit (oder auch ohne) Ihrer Familie in Ihrer Freizeit?
Foris: Ich lese gerne Wohn- und Designmagazine.
Ein ausführliches Porträt über Borbala Foris lesen Sie in der VETMED Ausgabe 02/2023.
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