Post- und präovulatorische Legenot mit Dottercoelomitis beim Grünen Leguan
(06.04.2012) Der Grüne Leguan "Aurora" wurde aufgrund von Inappetenz seit einer Woche vorgestellt. Zuvor war alles in der Norm gewesen, das Tier hatte gefressen und keine Auffälligkeiten gezeigt.
Einzig die Paarungszeit hatte in den letzten Wochen ihren Tribut gefordert. Multiple Bissverletzungen und eine abgebissene Schwanzspitze waren die Nebeneffekte der Paarung, welche vor ca. zwei Wochen beobachtet worden war.
Die Tierhalterin hatte Aurora die letzten Tage gefüttert, doch am Tag der Vorstellung war die gesamte Futtermenge unmittelbar wieder durch die Nase hochgekommen.
Die klinische Untersuchung ergab ein geringgradig verringertes Allgemeinbefinden, ggr. livide Maulschleimhaut mit mittelgradig transparentem fadenziehenden Schleim im Maul und ein mittelgradig angespanntes Coelom, welches aufgrund einer gesteigerten Sensibilität nur bedingt durchtastbar war.
Speziell in der Region caudal des Rippenbogens zeigte das Tier deutliche Schmerzreaktionen.
Die Kloake war oB. Das Schuppenkleid zeigt sich graubräunlich und stumpf mit multiplen superfizialen Hauterosionen hauptsächlich im Kopf und Nackenbereich. Die Schwanzspitze wies gut durchblutetes Granulationsgewebe auf und befand sich in komplikationsloser Abheilung.
Zwei lappenförmige Hautverletzungen links und rechts an der lateralen Thoraxwand waren ggr. verschmutzt und hochgradig schmerzempfindlich.
Zur weiterführenden Diagnostik wurde ein Grundbilderbar mit einem digitalen Röntgen angefertigt Die Knochendichte war in toto ggr. vermindert. Die vorletzte Rippe der rechten Thoraxwand war frakturiert.
Die Aufnahmen zeigten ebenso eine kleinkinderfaustgroße, gut abgrenzbare inhomogen knochendichte Verschattung im Brustbreich mit weichteildichten strangförmigen Ausläufern nach cranial.
Das Lungenfeld war mgr. vergrößert. Das Coelom war homogen weichteildicht verschattet, wobei ventral längsovale gut abgrenzbare Strukturen erkennbar waren.
Die Befunde wiesen eindeutig auf das Vorliegen einer postovulatorischen Legenot mit pathologischen Auswirkungen auf Stoffwechsel und weiteren Organsystemen hin.
Die Hypokalzämie in Kombination mit der Verdrängung des Gastrointestinaltraktes durch die Eianbildung verursachte eine Anschoppung der Ingesta im Magenbereich.
Die Verschattung des Coeloms legte den Verdacht eines Ascites nahe.
Nach Stabilisierung des Tieres durch angewärmte subcutane Infusionen mit NaCl/Gluc 5% inkl. Vitasol A,C. D3, Vanavit B-Komplex, Engystol und Analgesie mit Metacam wurde Aurora nach Prämedikation mit Butomidor/Ketamin i.m. in Isoflurannarkose gelegt.
Um eine Unterstützung des Stoffwechsels während der Narkose zu gewährleisten wurde das Tier auf einer Wärmematte gelagert.
Der Hautschnitt erfolgte median in der Linea alba. Die Eröffnung des Peritoneums verschaffte unmittelbar Sicht auf die angebildeten Eier. Mit höchster Vorsicht wurde der Legedarm vorverlagert und die versorgenden Gefäße mit Monosyn 4/0 ligiert.
Danach konnte der Legedarm abgesetzt und inklusive der Eier aus dem Bauchraum entfernt werden.
Insgesamt befanden sich 42 Eier im Coelom, wobei viele davon deutliche pathologische Veränderungen, wie gelbe käsige Verhärtung aufwiesen.
Die Gefäßinjektion des Gekröses war hochgradig verstärkt, was auch zu einer deutlich verstärkten Blutungsneigung führte.
Um dem entgegen zu wirken wurde Sangostyptal auf das OP Feld aufgetropft. Nun wurde das linke Ovar vorverlagert. Die meisten Follikel waren schon geplatzt und der verbliebende Inhalte war käsig graugelblich.
Die Gefäßinjektion war hochgradig verstärkt und erforderte mehrere Ligaturen um ein sicheres Absetzen des Organs zu ermöglichen. Das rechte Ovar zeigte ebenso Veränderungen aufgrund einer präovulatorischen Legenot.
Nach gründlicher Spülung des Bauchraums, in welchem sich hochgradig Dottermasse und Entzündungsprodukte befanden, mit angewärmter physiologischer Kochsalzlösung wurde das Peritoneum und die Bauchmuskeln mit einer fortlaufenden Naht mit Monosyn 4/0 verschlossen.
Danach erfolgte der Verschluss der äußeren Haut mit einer liegenden U-naht mit Monosyn 3/0.
Post OP wurde Aurora mit angewärmter NaCl/Gluc 5%, Metacam und Marbocyl s.c. versorgt.
Bereits am nächsten Tag zeigte Aurora eine wesentliche Verbesserung ihres Allgemeinbefindens. Zur optimalen Unterstützung des Stoffwechsel wurde das Tier die nächsten vier Tage mit Infusionen unterstützt.
Die Antibiose mit Marbocyl wurde 14 Tage p.o. verabreicht. Auf Metacam konnte bereits nach drei Tagen verzichtet werden.
Nach Entfernung der Grundursache hat sich der Organismus gut erholt, Appetit, Verhalten und Verdauung haben sich wieder normalisiert.
Nächster Schritt für das ein komplikationsloseres Zusammenleben im Terrarium wird nun wohl die Kastration des Männchens sein!
Mag. Helene Widmann