CULTURA-Preis 2016 für Angelfischerei-Forscher Robert Arlinghaus

(26.04.2016) Hinter dem Fischfang mit der Angel verbergen sich dynamische Mensch-Umwelt-Wechselbeziehungen, die es nachhaltig zu entwickeln gilt. Für seine disziplinübergreifende Forschungsarbeit erhält der „Angelprofessor“ den CULTURA-Preis 2016.

Er ist der wissenschaftlichste „Anglerversteher“ Deutschlands: Prof. Dr. Robert Arlinghaus beschäftigt sich seit mehr als fünfzehn Jahren mit den sozialen, ökonomischen und ökologischen Dimensionen der Hobbyangelei.

In seinem Buch „Der unterschätzte Angler“ belegt er die überragende wirtschaftliche und soziale Bedeutung der Angelfischerei in Deutschland.


Vom Schreibtisch zum Fischtank: Als interdisziplinärer Fischereiwissenschaftler arbeitet Robert Arlinghaus im Freiland, aber auch unter kontrollierten Bedingungen im Fischlabor

Volkswirtschaftlich hängen hierzulande vom Hobbyangeln mehr Arbeitsplätze ab als von der gesamten sonstigen Fischwirtschaft. Die meisten Seen und Flüsse werden von Anglern genutzt und gehegt, und auch an der Küste nimmt die Zahl der Hobbyfischer stetig zu.

Am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) und der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) entwickelt das Forscherteam um Robert Arlinghaus Modelle für eine nachhaltige Angelfischerei. Die Forschung findet an der Schnittstellte von Natur- und Sozialwissenschaften statt.

Dies ist in der Umweltforschung selten, aber notwendig, um belastbare Ergebnisse für eine nachhaltige Entwicklung zu produzieren. Mit naturwissenschaftlichen Methoden werden die ökologischen Wirkungen der Angelfischerei auf Fischbestände und Gewässer thematisiert.

Sozialwissenschaftlich beschäftigt sich die Gruppe um Arlinghaus mit der Anglerpsychologie, dem Verhalten der Angler und Bewirtschafter und ethischen Fragen. Grundlagenforschung ist aber nicht ausreichend.

„Unsere Forschungsergebnisse sollen auch in der Praxis ankommen“, stellt Arlinghaus fest. In praxisnahen Projekten, wie dem inter- und transdisziplinären Forschungsvorhaben „Besatzfisch“ (gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung), suchten Arlinghaus und sein Nachwuchsforscherteam gemeinsam mit Angelvereinen und -verbänden nach Möglichkeiten, die kontroverse Hegemaßnahme Fischbesatz nachhaltig zu gestalten.

Für seine wertvollen Praxisakzente wurde das Projekt 2014 von der deutschen UNESCO Kommission als Vorzeigeprojekt der Dekade „Bildung für Nachhaltigkeit“ ausgezeichnet.

Robert Arlinghaus, geboren 1975, ist Professor für Integratives Fischereimanagement an der HU in gemeinsamer Berufung mit dem IGB. Er studierte in Berlin Fischwirtschaft und Gewässerbewirtschaftung und promovierte 2004 in Agrarwissenschaften zur sozialen Dimension eines nachhaltigen Angelfischereimanagements.

Für seine Forschungsarbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Leibniz-Nachwuchswissenschaftler-Preis und dem Exzellenzpreis für Fischereimanagement durch die Amerikanische Fischereigesellschaft und der Jungforschermedaille der Britischen Fischereigesellschaft.

Am 14. Juni 2016 wird Prof. Dr. Robert Arlinghaus in Göttingen mit dem CULTURA-Preis 2016 der Alfred Toepfer Stiftung F.V.S. ausgezeichnet.

Mit dem Europäischen Preis für zukunftsgerechte Landnutzung CULTURA werden seit 2008 europaweit innovative und beispielhafte Arbeitsansätze auf den Gebieten Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie den damit verbundenen Wissenschaften ausgezeichnet.

Der Preis soll die wissenschaftlichen und praktischen Leistungen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit bringen und die Einsicht in den Zusammenhang von wissenschaftlichem Fortschritt, Innovationsleistungen in der Praxis und der Entwicklung des ländlichen Raumes fördern. Der Preis wird jährlich verliehen und ist mit 25.000 Euro dotiert.

Weitere Informationen unter: www.toepfer-stiftung.de/cultura-preis



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