Mehr Fisch aus nachhaltiger Aquakultur auf den Teller!

(06.11.2018) Fisch und Fischprodukte sind Bestandteile einer ausgewogenen und gesunden Ernährung. In Deutschland kommen jährlich mehr als eine Million Tonnen Fisch und Fischprodukte auf deutsche Teller.

Nur etwa zwei Prozent stammen dabei aus heimischer Aquakultur, weitere 18 Prozent aus der deutschen Hochseefischerei. Der große Rest des in Deutschland verzehrten Fischs wird aus verschiedenen Teilen der Erde importiert.

Fische aus dem Inland statt Seefisch

Öko-Institut e. V. - Institut für angewandte Ökologie Deutsche essen vor allem Seefisch, allen voran Lachs, Alaska-Seelachs und Hering, die zu einem großen Teil aus der marinen Fangfischerei stammen. Das führt unter anderem dazu, dass die Bestände überfischt werden.

Das Öko-Institut empfiehlt daher, die Versorgung mit Fisch aus heimischen Beständen sicher zu stellen.

Dann kämen Fischarten wie Forelle, Zander oder Karpfen auf die Teller, die einen deutlich besseren ökologischen Fußabdruck haben, insbesondere wenn sie aus nachhaltiger Aquakultur stammen.

„Es gilt hier vor allem auch die Verbraucherinnen und Verbraucher davon zu überzeugen, dass heimische Fischarten eine schmackhafte Alternative und gleichzeitig eine ökologisch gute Wahl sind“, fügt Florian Antony, Projektleiter am Öko-Institut hinzu.

„Folgen wir den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung sollte unser Fischkonsum zudem leicht sinken.“

Nachhaltige Aquakultur: Lösung für den Fischkonsum morgen

Das Öko-Institut betont dabei die Vorteile der Aufzucht in heimischer Aquakultur, die einen Beitrag zum nachhaltigen Fischverzehr von morgen leisten kann.

Schon heute liefert insbesondere die Fischzucht in Teichen und Durchflussanlagen qualitativ und ökologisch hochwertige, regional erzeugte Lebensmittel.

Insgesamt wurden in Deutschland von 2012 bis 2016 jährlich rund 20.000 Tonnen Fisch in Aquakultur aufgezogen.

Bei der Fischzucht in Aquakultur besteht ein ökologisch vertretbares Wachstumspotenzial, so die Forscher, das genutzt werden sollte, um die Eigenversorgung mit Fisch zu steigern.

Aquakulturanlagen ausbauen und nachhaltig betreiben

Zentrale Forderung des eigenfinanzierten Projekts des Öko-Instituts: In der Zukunft sollten Aquakulturanlagen, möglichst als Binnen-Aquakultur an Flüssen, Seen und Teichen, erhalten, wo möglich und sinnvoll ausgebaut und konsequent nachhaltig betrieben werden.

Dazu gehört insbesondere, nachhaltig produziertes Fischfutter zu verwenden. Fischfutter ist heute eine der Haupteinflussgrößen bei der Ökobilanz von Aquakulturanlagen.

Kritisch ist vor allem, dass es nach wie vor zu Teilen aus Fischmehl und Fischöl hergestellt wird, welche aus dem Fang von Wildfischen gewonnen werden.

Stattdessen sollten Fische in nachhaltiger Aquakultur verstärkt mit Futtermitteln auf Basis von Mikroalgen, Ölsaaten und ggf. Insektenprotein gefüttert werden. Hierzu ist nach Ansicht der Wissenschaftler am Öko-Institut weitere Forschung und mehr Transparenz notwendig.

Forschungs- und Entwicklungsbedarf für nachhaltige Aquakultur

Zusätzlich sollten weitere Schritte für eine nachhaltige zukünftige Entwicklung der Aquakultur unternommen werden, darunter die weitere Erforschung und Verbreitung von sogenannten Kreislaufanlagen, in denen die Fische in weitgehend geschlossenen Systemen gehalten werden.

Sie zeichnen sich durch einen geringeren Wasserverbrauch und geringeres Eutrophierungsrisiko – also einem zu hohen Eintrag an Nährstoffen in die Gewässer – aus.

Negativ schlägt heute noch ihr hoher Energieverbrauch zu Buche, der in der Zukunft optimiert werden muss bzw. sollten die Anlagen mit erneuerbaren Energien klimafreundlich betrieben werden.

Auch die traditionelle Aufzucht in Teich- und Durchfluss-Aquakulturen könnte moderat ausgebaut werden. Hier gilt es in erster Linie die vorhandene Erfahrung und Kompetenzen von Fachkräften der Fischwirtschaft zu erhalten.

Modell für die Zukunft der nachhaltigen Aquakultur

Für eine bessere Bewertung der ökologischen Nachhaltigkeit der Aquakultur in Deutschland haben die Experten des Öko-Instituts im Rahmen des Eigenprojekts zudem ein Modell entwickelt, das künftige Entwicklungen des Sektors abbilden kann.

Das Modell „AMOUNT“ (Aquakultur Monitoring Umwelt und Nachhaltigkeit) bildet auf Basis des jährlichen Pro-Kopf-Konsums den Fischbedarf in Deutschland, dessen Produktion in verschiedenen Teilsektoren der Aquakultur und den mit der Fischproduktion verbundenen Ressourcenverbrauch ab.

Es berücksichtigt dabei sowohl die Fischproduktion in Teichen und Durchflussanlagen als auch die Fischproduktion in Kreislaufanlagen.



Weitere Meldungen

Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina

Nachhaltige Aquakultur als Beitrag zur Ernährungssicherheit

Keynote und Podiumsdiskussion am 17. Oktober 2023 in der Brasilianischen Botschaft in Berlin oder via Zoom
Weiterlesen

Projekt PrAEctiC

EU-Projekt PrAEctiCe zur Aquakultur-Forschung

Adaptive integrierte Aquakultur-Forschung zur Lebensmittel- und Ernährungs-Sicherheit in Ostafrika
Weiterlesen

Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU)

Innovative marine Aquakultur für nachhaltige Ernährungskonzepte

Um das Forschungsfeld der marinen Aquakultur weiter voranzutreiben, verstärkt nun das Forschungsteam der GMA – Gesellschaft für Marine Aquakultur mbH
Weiterlesen

Fundamentals of Aquatic Veterinary Medicine

Fundamentals of Aquatic Veterinary Medicine

Covers the competencies necessary to assure the highest quality of aquatic veterinary services - herausgegeben von Laura Urdes,  Chris Walster und Julius Tepper
Weiterlesen

In vielen Ländern Südostasiens reihen sich entlang der Küsten über viele Kilometer die Aquakulturbecken aneinander, wie hier auf Sulawesi in Indonesien.; Bildquelle: Hauke Reuter/Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung

Durch Aquakultur gelangt vom Menschen produzierter Stickstoff in die Nahrungskette

Ausgedehnte Aquakulturflächen entlang der Küsten sind in Südostasien sehr verbreitet. Eine neue Studie zeigt, dass vom Menschen produzierter Stickstoff durch die Einleitung großer Mengen ungeklärter Abwässer ins angrenzende Küstenmeer gelangt
Weiterlesen

Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Thomas Rachel (2.v.r.) übergibt Prof. Dr. Michael J. Schöning (2.v.l.), Leiter des Instituts für Nano- und Biotechnologien, den Förderbescheid für das Projekt 'ARENA'.; Bildquelle: FH Aachen l Sascha Halabut

ForschungsInitiative AquaticPollutants: Krankheitserreger in Seen, Flüssen und im Meer

Krankheitserreger werden immer häufiger in Seen, Flüssen und im Meer nachgewiesen. Durch die Fischzucht können diese Keime in unsere Lebensmittel gelangen
Weiterlesen

Petrischale mit Bakterien aus der Roseobacter-Gruppe. Das Wachstum auf dem Antibiotikum Chloramphenicol wird durch das natürliche 57 kb RepC_soli Plasmid pP72_e ermöglicht, welches zwischen den Bakterien über die Artgrenze hinweg ausgetausc; Bildquelle: DSMZ

Aquakultur als Motor zur Verbreitung von Antibiotikaresistenzen im Ozean

Forschende haben erstmals die Relevanz von Antibiotikaresistenzen in der Gruppe der marinen Roseobacter-Bakterien untersucht
Weiterlesen

1. Reifes Weibchen mit Eierschnüren. 2. Geschlechtsreifes Weibchen ohne Eierschnüre. 3. Unreife Laus. Aufgenommen im Norwegischen Aquakulturzentrum, Brønnøy, Norwegen ; Bildquelle: Thomas Bjørkan

Kampf der Lachslaus:  neues Verfahren soll Fische effektiv und schonend von den gefährlichen Parasiten befreien

Sie ist ein Alptraum für Fischzüchter, richtet Millionenschäden an und macht auch freilebenden Lachsen zunehmend zu schaffen: Auf einer Liste der berüchtigtsten Fischparasiten dürfte die Lachslaus ziemlich weit oben landen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen