Wie verhalten sich Fische in Fischtreppen?

(13.05.2016) Die großen Flüsse in Deutschland sollen wieder durchgängig werden, insbesondere für Fische. Ein Schritt dorthin sind Fischaufstiegsanlagen an Querbauwerken wie Wehren und Staustufen.

Wie jedoch muss eine solche Anlage konstruiert sein, damit Fische den Einstieg in diese Fischtreppe finden und passieren können? In ethohydraulischen Versuchen werden nun die Bedürfnisse von Fischen erforscht, um diese später beim Bau der Fischaufstiegsanlagen zu berücksichtigen.

Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe.


BfG-Mitarbeiter erfassen das Fischverhalten an der Versuchsanlage

Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) setzten Anfang April die ersten Fische in die Versuchsrinne, um das Aufstiegsverhalten zu beobachten.

Vorher hatten die Ingenieure der BAW in der Versuchsrinne vergleichbare Bedingungen wie in einer realen Fischaufstiegsanlage geschaffen. Die gemeinsame Analyse dieser sogenannten ethohydraulischen Versuche durch die Experten der BfG und BAW bildet einen wesentlichen Baustein für die Bemessung von Fischaufstiegsanlagen.

Durchwanderbare Flüsse sind eine wesentliche Voraussetzung für intakte Fischpopulationen und damit für den guten Zustand der Fließgewässer. Diese langfristig in einen guten ökologischen Zustand zu bringen, ist das Ziel der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL).

Ein wesentlicher Schritt hierzu ist der Bau von Fischaufstiegsanlagen an den Stauanlagen der Flüsse, die den Fischen Wanderungen zu ihren Laich-, Aufzucht- und Nahrungsgebieten ermöglichen.

Derzeit plant die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung (WSV) an über 40 Stauanlagen neue Fischaufstiegsanlagen.

Diese Planungen stellen Ingenieure und Biologen häufig vor große Herausforderungen, denn den Einstieg in eine Fischaufstiegsanlage zu finden, ist für Fische oft schwierig. Zum einen ist die Einstiegsöffnung der Fischaufstiegsanlage im Vergleich zur Breite der gesamten Stauanlage sehr klein, insbesondere an den großen Flüssen.

Zum anderen erzeugen Turbinen in den Wasserkraftanlagen oder der Überfall an großen Wehren starke Turbulenzen, die Fische irritieren können.

Dazu erläutert der Leiter der Projektgruppe Ökologische Durchgängigkeit im Referat Tierökologie, Dr. Matthias Scholten: „Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend.

Diese muss sich von der turbulenten Strömung im Unterwasser einer Stauanlage absetzen und den Fischen den Weg zum Einstieg weisen.“

Insbesondere an den großen Flüssen reicht hierfür der Durchfluss in der Fischaufstiegsanlage nicht immer aus. In Folge dessen kann es erforderlich werden, kurz oberhalb des Einstiegs zusätzliches Wasser in die Fischaufstiegsanlage hinzuzugeben.

Doch wieviel Wasser braucht man, um für Fische eindeutige hydraulische Signale zur Auffindbarkeit zu senden? Wie kann das Wasser in eine Fischaufstiegsanlage zugegeben werden, ohne die Passierbarkeit für Fische zu verschlechtern?

Hier setzen nun die gemeinsamen Versuche der Fischexperten der Bundesanstalt für Gewässerkunde (BfG) und der Experten für Hydraulik der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) an: Denn nur im Labor können Fische in ihrem Verhalten im Zusammenhang mit den erzeugten Strömungen beobachtet werden.



Weitere Meldungen

An der Wasserkraftanlage Unkelmühle/Sieg installierte Bypässe.; Bildquelle: Dr. Detlev Ingendahl

Wanderung der Lachse hat begonnen – Die BfG untersucht das Verhalten von Lachsen und anderen Fischen

Seit Ende März schwimmen die „Jung-Lachse“ aus der Sieg, einem Nebenfluss des Rheins, in Richtung Meer. Wehre, Schleusen und Wasserkraftanlagen stehen den Tieren dabei im Weg
Weiterlesen

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Rettungswege für den Stör: Forschende schlagen Artenschutzmaßnahmen an Staudämmen vor

Störe sind eigentlich Überlebenskünstler, es gibt sie schon seit über 200 Millionen Jahren. Heute sind jedoch alle 26 verbliebenen Störarten vom Aussterben bedroht
Weiterlesen

Laxelerator; Bildquelle: Ralph Eikenberg/TU Braunschweig

Projekt MigRamp: Fischwanderungen auf Sohlengleiten

Fische wandern. Nicht nur Lachse, auch Äschen, Groppen und Flussbarsche ändern immer wieder ihren Aufenthaltsort. Zum Beispiel auf der Suche nach Nahrung, nach einem Ort zum Laichen oder zum Überwintern
Weiterlesen

Einsetzen von Fangnetzen, den soggenannten Hamen, zum Fangen von Fischen, die die Kraftwerksanlage passiert haben.; Bildquelle: A. Heddergott / TUM

Gibt es fischverträgliche Wasserkraftwerke?

Auch moderne Wasserkraftwerke schützen Fische nicht immer besser als konventionelle. Neben der Technologie spielen auch der spezifische Standort des Kraftwerks und die dort vorkommenden Fischarten beim Fischschutz eine Rolle
Weiterlesen

Bundesanstalt für Gewässerkunde

Fischaufstiegsanlagen auf dem Prüfstand

Die BfG entwickelt einen neuen Methodenstandard zur Bewertung der biologischen Funktion von Fischwanderhilfen
Weiterlesen

Damit Fische den Einstieg einer Fischaufstiegsanlage finden können, ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Ausbildung einer Leitströmung entscheidend; Bildquelle: Bundesanstalt für Wasserbau (BAW)

BAW und BfG starten Laboruntersuchungen zum Fischaufstieg in einer neuen Versuchsanlage der BAW

Das Verhalten von Fischen in unterschiedlichen Strömungsmustern zu verstehen, ist das Ziel der Untersuchungen in einer neuen Versuchsanlage an der Bundesanstalt für Wasserbau (BAW) in Karlsruhe
Weiterlesen

Maifisch bei des Passage der neuen Fischaufstiegsanlage Koblenz; Bildquelle: BfG

Nach über 60 Jahren erster Maifisch in der Mosel

Am 10. Juli 2013 wurde erstmalig ein Maifisch in der neuen Mosel-Fischtreppe Koblenz beobachtet. Der elektronische Fischzähler der Bundesanstalt für Gewässerkunde dokumentierte den Aufstieg vom Rhein in die Mosel
Weiterlesen

Nach dem Auslesen des implantierten Chips geht es für diesen Fisch zurück in die Freiheit; Bildquelle: Michael Hils/BfG

Bundesanstalt für Gewässerkunde markiert Fische an Staustufe Koblenz

Eine Woche lang hat die Bundesanstalt für Gewässerkunde unterhalb der Staustufe Koblenz Fische gefangen, markiert und wieder freigesetzt. Die Maßnahme ist Teil einer großangelegten Untersuchung zur Durchgängigkeit von Bundeswasserstraßen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen