Karten zur globalen Verbreitung von Meerestieren

(12.05.2017) Forscher werten Daten zur globalen Verbreitung von Meerestieren aus und entwickeln eine Web-App

Ein internationales Forschungsteam hat Weltkarten zur globalen Verbreitung von Meerestieren miteinander verglichen und Vorschläge erarbeitet, wie sich aus den beiden maßgeblichen Datenbanken, die diesen Karten zugrunde liegen, künftig präzisere Darstellungen als bisher erzeugen lassen.


Daten zu Verbreitungsgebieten sind eine wichtige Grundlage für ökologische Studien sowie für Entscheidungen über Maßnahmen, die das Überleben bedrohter Spezies sicherstellen sollen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben zudem eine Web-App entwickelt, in der Interessierte unter anderem die Karten aus beiden Datenbanken zum jeweiligen Verbreitungsgebiet einer Art übereinanderlegen und vergleichen können – etwa 250 Spezies sind in der App erfasst.

An den Arbeiten, die das Team im Fachjournal PLOS ONE veröffentlicht hat, war die Biologin Dr. Kristin Kaschner von der Universität Freiburg beteiligt.

Vor allem zwei große Projekte sind damit befasst, die Verbreitungsgebiete von Meerestieren auf globaler Ebene darzustellen: Die International Union for Conservation of Nature (IUCN) erstellt Karten, indem sie das Wissen von Expertinnen und Experten für die einzelnen Arten auswertet, wohingegen AquaMaps, ein von Kaschner entwickeltes Projekt, Karten mithilfe von Habitatsvorhersagemodellen erzeugt.

Zusammen erfassen die Datenbanken 24.586 Spezies. Davon kommen 22.889 in AquaMaps und 4.027 in IUCN vor; nur 2.330 sind in beiden enthalten.

Die Vorhersagen zur Verbreitung einzelner Arten können allerdings aufgrund der unterschiedlichen Methodik zum Teil weit auseinanderliegen. Bei vielen gut erforschten Arten stimmen die aus beiden Datenbanken erzeugten Karten in hohem Maß überein.

Bei einigen jedoch sind Unstimmigkeiten zu finden: In den IUCN-Karten wird beispielsweise die Präsenz von Korallen in tiefen Gewässern überschätzt.

Einige der computergenerierten AquaMaps-Karten wiederum, von denen nur 5,7 Prozent von Experten überprüft wurden, zeigen an den Rändern der prognostizierten Verbreitungsgebiete Brüche, die auf Verbesserungsmöglichkeiten für den Algorithmus hinweisen.

„Wir möchten mit unseren Resultaten einen Anstoß geben, die Kooperation zwischen den Experten für bestimmte Tierarten und den Experten für Computermodellierungen weiter zu vertiefen“, sagt Kaschner.

„Ziel ist, allen Akteurinnen und Akteuren aus Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu Fragen rund um den Schutz bedrohter Arten und die Biodiversität in den Meeren eine möglichst gute Entscheidungsgrundlage zu bieten.“

Link: Interaktive Web-App


Weitere Meldungen

Dorsch (Gadus morhua); Bildquelle: Wilhelm Thomas Fiege/CC BY-SA via Wikimedia Commons

Fische könnten aussterben, wenn sie aufgrund steigender Temperaturen ihr Jagdverhalten ändern

Fischarten reagieren auf höhere Temperaturen, indem sie leichter verfügbare Beute jagen. Dieses Verhalten könnte laut Modellrechnungen zum Aussterben von Arten führen.
Weiterlesen

Nur 12 Millimeter lang, aber über 140 Dezibel laut: Danionella cerebrum.; Bildquelle: Senckenberg/Britz

140 Dezibel lauter 12 Millimeter-Mini-Fisch

Ein internationales Forschungsteam mit Senckenberg-Wissenschaftler Dr. Ralf Britz hat die nur etwa 12 Millimeter große Fischart Danionella cerebrum untersucht
Weiterlesen

Millionen Tonnen Plastik landen jährlich im Meer. Die Universität Rostock, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) und Partner aus Dänemark, Schweden und Polen untersuchen die Verschmutzungsquellen in Rostock; Bildquelle: Clean Denmark

Neues internationales Forschungsprojekt will Makroplastik in der Ostsee reduzieren

Plastik stellt eine zunehmende Bedrohung für die Ökosysteme der Ostsee dar. Jährlich gelangen zwischen 4 und 12 Millionen Tonnen Plastik in die Meere, während der Plastikverbrauch weiterhin steigt
Weiterlesen

Prof. Heide Schulz-Vogt, stellvertretende Direktorin des Leibniz-Instituts für Ostseeforschung Warnemünde, Matthew Hebb, Vizepräsident der Dalhousie University in Halifax, Kanada, sowie Prof. Elizabeth Prommer unterzeichneten ein Memoradum of understanding; Bildquelle: Thomas Rahr/Universität Rostock

Universität Rostock, das Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde und die Dalhousie University in Halifax kooperieren in der Meeresforschung

Mecklenburg-Vorpommern ist besonders stark in der Meeresforschung und verstärkt die internationale Zusammenarbeit in diesem prioritären Forschungsbereich
Weiterlesen

Im Hafen Rostock bestimmen Beschäftigte des Instituts für Angewandte Ökosystemforschung (IfAÖ) Organismen auf die herkömmliche Art und Weise.; Bildquelle: BSH

Nicht-einheimische Arten im Wasser schneller erkennen: Behörden testen neue Verfahren

Meist werden nicht-einheimische Arten erst bemerkt, wenn sie sich bereits etabliert haben. Das könnte sich nun ändern
Weiterlesen

Maskenfalterfische (Chaetodon semilarvatus) im Roten Meer; Bildquelle: Maria Dornelas

Große Fische werden kleiner und kleine Fische immer zahlreicher

Organismen werden im Laufe der Zeit weltweit immer kleiner – das liegt zum einen am Austausch der Arten untereinander und zum anderen an Veränderungen innerhalb der Arten selbst
Weiterlesen

Die biologische Vielfalt in Flusssystemen aus 22 europäischen Ländern ist über einen Zeitraum von 1968 bis 2020 deutlich angestiegen – seit den 2010er Jahren stagniert diese Entwicklung aber.; Bildquelle: Senckenberg

Nach anfänglicher Erholung: Artenvielfalt in europäischen Flüssen stagniert

Langzeitstudie zeigt, dass der Aufschwung der europäischen Süßwasser-Biodiversität seit den 2010er Jahren ins Stocken geraten ist
Weiterlesen

Polardorsch; Bildquelle: Alfred-Wegener-Institut

Klimawandel bedroht Polardorschbestände in der Arktis

Der Polardorsch ist der am häufigsten vorkommende Fisch im Arktischen Ozean. Er ist wichtige Nahrungsgrundlage für arktische Meeressäuger und spielt bei der Selbstversorgung der Inuit eine wichtige Rolle
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen