Greenpeace veröffentlicht Report zur italienischen Fischereipolitik

(29.09.2012) Unter dem Titel „Italiens blaues Gold“ deckt der Report am Beispiel der dramatischen Situation der italienischen Sardinen- und Sardellen- Bestände in der Adria die restlos verfehlte Fischereipolitik Europas auf.

Im Fokus der Greenpeace-Recherchen stehen die Mittelmeer-Häfen Chioggia und Pila di Porto Tolle in der nördlichen Adria - Heimat der größten italienischen Flotte.
Sardellen (Anchovis) und Sardinen machen den größten Anteil des italienischen Fischfangs aus (21 und 6 Prozent) und sind daher auch als „Blaues Gold Italiens“ bekannt.

„Die unsägliche Situation in Italien ist nur die Spitze des Eisberges – darunter verbirgt sich  eine skandalöse europäischen Fischereipolitik“, kommentiert Greenpeace-Meeresbiologin Antje Helms.

„Ein konsequenter Kurswechsel ist nötig: Statt zerstörerische Fangpraktiken und aufgeblasenen Industrie-Flotten sollten wir eine nachhaltige Fischerei fördern, die kleinen Küstenfischern eine Zukunft bietet.“

Italien gehört zu den größten Fischereinationen der EU und ist der drittgrößte Empfänger von Fischereisubventionen. Trotzdem ist das Land bekannt für seine sehr zögerliche Umsetzung der europäischen Fischereivorschriften. 

Durch das Wachstum der Sardinen-Flotte um 130 Prozent in den letzten vier Jahrzehnten wird erschreckend deutlich, warum die Sardinen- und Sardellen-Bestände inzwischen zusammengebrochen sind: immer mehr Schiffe machten Jagd auf den letzten noch verbliebenen Fischschwärme.

Auch die Zahl der vergebenen Fanglizenzen stieg um 70% an. Der Report belegt anhand von offiziellen EU-Statistiken wie die italienische Regierung systematisch seine viel zu große Fangflotte von einem Flottensegment in das andere verschoben hat – dem wissenschaftlichen Rat zuwider und auf Kosten der adriatischen Fischbestände.

Italien verstößt damit sogar gegen bestehendes EU-Recht, das eigentlich statt Schiffneubauten einen Flottenabbau vorsieht.

Greenpeace stieß bei seinen Recherchen zusätzlich auf Beweise für die massive Verschwendung von gefangenem Sardinen - bei dieser als „Rückwurf“ bekannten Praxis werden von den Fischern Sardinen tonnenweise achtlos wieder über Bord gekippt, um den Marktpreis hoch zu halten.

Rückwürfe werden nicht offiziell gemeldet. Deshalb liegen die offiziellen Fangstatistiken für in der Veneto-Region gefangenen Sardinen und Anchovis weit unter der tatsächlich getöteten Fangmenge. Im Mittelmeer gelten etwa 95 Prozent der Bestände, für die überhaupt Daten vorliegen, als überfischt.

Exzessive Fangkapazitäten, auch als „Überkapazitäten“ bezeichnet, führen zu Überfischung, schaden der Umwelt und machen die Fischerei wirtschaftlich unrentabel.

Weitere Informationen und der gesamte Report zum Download unter: www.greenpeace.at/report-ocean-inquirer-4-zusammenfassung



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