Sea Shepherd startet neue Kampagne im Mittelmeer

(15.10.2018) Zusammen mit der Stiftung zum Schutz der Äolischen Inseln bekämpft Sea Shepherd die illegale, unregulierte und undokumentierte Fischerei (IUU-Fischerei) im Bereich der Äolischen Inseln in Italien.

Sea Shepherds Schiff "Sam Simon" hat zusammen mit der Küstenwache der Äolischen Inseln, Milazzos Revenue, der Zollbehörde sowie den örtlichen Kleinfischern in 178 Stunden 52 Lockbojen (Fishing Aggregating Devices – FADs) samt 100 Kilometern Polypropylen-Leinen beschlagnahmt.

Lockbojen sind auf der Wasseroberfläche treibende, verankerte Plastikhohlkörper, an denen Palmenäste oder ähnliche Materialien befestigt sind, die auf Hochseefische wie ein Magnet wirken, da sie ihnen als Zufluchtsort dienen.


Sea Shepherd Schiff "Sam Simon"

Die "Sam Simon", mit einer Besatzung von 29 Personen aus 11 verschiedenen Ländern, führte in Zusammenarbeit mit dem Maritimen Management der Hafenbehörde von Catania, der liparischen Küstenwache und den italienischen Steuer- und Zollbehörden von Milazzo eine Undercover-Operation im Süden des Tyrrhenischen Meeres durch.

Während der 178-stündigen Patrouille wurden 52 illegale Lockbojen sowie 100 Kilometer Polypropylen-Leinen in äolischen Gewässern konfisziert. Aufgrund von Berichten über verdächtige Fangtätigkeiten werden dort weitere Inspektionen stattfinden. Neben der "Sam Simon" ist auch ein zweites verdecktes Schiff vor den Äolischen Inseln anwesend, um den Behörden illegale Aktivitäten zu melden.

Es wird geschätzt, dass jedes Jahr mehr als 1.500 Lockbojen illegal verankert werden, was ein wesentlicher Anteil der Verschmutzung des italienischen Meeres durch Plastikmüll darstellt und tödlich für Meerestiere wie Unechte Karettschildkröten endet, die sich auf ihrer Wanderung darin verfangen können.

Dies hat zur Folge, dass 2.000 km Polypropylen-Leinen und hunderte Kilo an Kunststoff und Kanistern (oft verschmutzt und mit schädlichen Chemikalien gefüllt) im Meer ausgebracht werden, um als Lockbojen zu dienen.

"Operation Siso" zielt auf den Schutz des empfindlichen Ökosystems der Äolischen Inseln vor IUU-Fischerei ab. Die Kampagne soll auch die tatsächlichen Folgen der Verwendung von Lockbojen im südlichen Tyrrhenischen Meer zeigen und wird von den Kleinfischern von Lipari unterstützt.

Die Äolischen Inseln wurden im Jahr 2000 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt und bilden ein Archipel aus sieben bewohnten Inseln. Sie liegen im südlichen Tyrrhenischen Meer, nördlich von Sizilien – nur 12 Seemeilen vom Kap Milazzo entfernt.

Sie sind alle vulkanischen Ursprungs, und ihre reiche Artenvielfalt bietet eine perfekte Umgebung für Brutplätze vieler wandernder Arten und für Pottwale, Gewöhnliche Delfine, Schnabelwale, Streifendelfine, Rundkopfdelfine und Grindwale.

Die illegalen Lockbojen, die von den Einheimischen als „Cannizzi“ bezeichnet werden, stellen für das Leben im Mittelmeer und für die lokale, legale Fischerei eine Bedrohung dar. Sie sind in den äolischen Gewässern zu dieser Jahreszeit illegal und ihre Nutzung muss zu Beginn der Saison durch den lokalen Managementplan der Äolischen Inseln geregelt werden.

In der zu verwaltenden Zone sind spezifische Bereiche festzulegen, in denen die „Cannizzi“ verankert werden dürfen, und ihre Anzahl (max. 20) ist zuvor zusammen mit der Positionierung und der Nutzung festzulegen.

Die „Cannizzi“ werden den Fischern nach dem Zufallsprinzip zugeteilt und tragen Initialen, die sie erkennbar machen. Um der Tatsache entgegenzuwirken, dass in den letzten Jahren immer früher die Gemeine Goldmakrele gefangen wird, wird außerdem angeordnet, dass die „Cannizzi“ ab dem 15. September ausgebracht werden und dass der Beginn der Fischerei auf Goldmakrelen am 30. Oktober beginnt.“

Jede Lockboje besteht aus 4-6 Kunststoffkanistern mit Palmblättern als schwimmendem Teil und einer bis zu 3000 Meter langen Leine von ca. 3,5 mm Durchmesser, die am Meeresboden verankert ist.

Siso war ein junger Pottwal (8,5 Meter lang), der sich 2017 während seiner Wanderung vor den Äolischen Inseln in einem Treibnetz verwickelte.

Die Küstenwache kämpfte viele Stunden lang, um ihn zu befreien, aber leider konnte er nicht gerettet werden. Siso wurde später tot an der Küste des Kaps Milazzo vom Meeresbiologen Carmelo Isgro gefunden, der die Knochen barg und das Netz, das ihn tötete sowie das Plastik, das sich in seinem Magen befand, als Warnung für zukünftige Generationen aufbewahrte.

„Siso“ war der Name des Freundes, der Carmelo half, den Pottwal zu bergen, ein Freund, der kurz darauf bei einem Autounfall ums Leben kam.

Kampagnenleiter Andrea Morello sagte: „Mit der "Operation Siso" kehrt Sea Shepherd ins Mittelmeer zurück, um Wale zu schützen. Ein Pottwal besuchte uns während der Patrouille zusammen mit zahlreichen Delfinen und Schildkröten und zeigte uns fast den Weg zu den Lockbojen.

"Operation Siso" wird in vollem Umfang von den Kleinfischern Liparis unterstützt, die sich uns angeschlossen haben, um das Gesetz zu verteidigen, was unsere Aktivitäten noch effektiver macht. Ich möchte der Stiftung zum Schutz der Äolischen Inseln dafür danken, dass sie es uns ermöglicht hat, diese Gewässer gemeinsam zu patrouillieren, und ich bin sicher, dass dies erst der Beginn einer dauerhaften Partnerschaft ist.

Die wichtigste Waffe, die wir haben, sind jedoch unsere Spender und die Leidenschaft unserer Freiwilligen. Neptuns Marine wird weiterhin unnachgiebig und konsequent für die Meeresbewohner kämpfen und unseren Erfolg an der Anzahl der geretteten Leben messen.“

Die Stiftung zum Schutz der Äolischen Inseln hat sich dem Schutz der natürlichen Schönheit der Äolischen Inseln und der Förderung eines nachhaltigen Tourismus verschrieben. Sie unterstützt Projekte, die sich auf den Meeresschutz rund die Inseln konzentrieren.

Der Vorsitzende der Stiftung zum Schutz der Äolischen Inseln, Luca Del Bono, sagte: „Ich bin begeistert, dass aus einem unverbindlichen Treffen in Kalifornien eine Zusammenarbeit mit Sea Shepherd entstanden ist, und wir freuen uns auf eine langfristige Partnerschaft zum Schutz des Meeres unserer Inseln. Ich möchte der Organisation und insbesondere Andrea Morello dafür danken, dass sie an unsere Mission glauben.“

Besonders erwähnenswert ist auch Smile Wave, eine Schweizer Stiftung, die sowohl Sea Shepherd als auch die Projekte der Stiftung zum Schutz der Äolischen Inseln unterstützt.



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