Tag des Meeres: Halbierung mariner Populationszahlen bedroht Lebensgrundlage von Millionen

(08.06.2016) Überfischung und illegale Fischerei sind Hauptursache für Einbruch der biologischen Vielfalt der Weltmeere

Anlässlich des Welttags des Meeres fordert der WWF Maßnahmen gegen den drastischen Rückgang mariner Populationszahlen und für den Erhalt des ökologischen und ökonomischen Werts der Ozeane.

Im Schnitt hat sich der Bestand von über 5.800 untersuchten Tierbeständen über 1.200 verschiedener Arten von Meerssäugern, Seevögeln, Reptilien und Fischen zwischen 1970 und 2012 halbiert.

Gleichzeitig stellen die Weltmeere Güter und Dienstleistungen im Wert von 2,5 Billionen US-Dollar pro Jahr zur Verfügung und wären damit die siebtgrößte Volkswirtschaft.

„Die Ozeane sind von unschätzbarem ökologischen und ökonomischen Wert für uns Menschen. Fisch ist Einkommens- und Nahrungsgrundlage für über 800 Millionen Menschen weltweit, vor allem in Entwicklungsländern.

Dem drastischen Rückgang der biologischen Artenvielfalt, vor allem verursacht durch Überfischung und illegale Fischerei, muss Einhalt geboten werden,“ fordert Simone Niedermüller, Fischerei-Expertin des WWF Österreich.

Bekämpfung der Überfischung durch Meeresschutzgebiete

Eine der größten Bedrohungen stellt die Überfischung der Ozeane dar. 61,3 Prozent der Fischbestände sind bis an die Grenzen befischt, 28,8 Prozent überfischt. „Der Schutz des marinen Lebensraums und effektives Fischerei-Management müssen Hand in Hand gehen und sind Grundvoraussetzung zur Erholung der Fischbestände,“ so Niedermüller.

Die weltweite Staatengemeinschaft muss ihrer Verpflichtung gerecht werden und bis 2020 10 Prozent, bzw. bis 2030 30 Prozent der Küsten-und Meeresregionen unter Schutz stellen und effektivem Fischerei-Management unterziehen.

„Ein systematisches und globales Netzwerk an Meeresschutzgebieten ist unumgänglich für den Erhalt von Biodiversität und Ernährungssicherheit,“ fordert Niedermüller.

Das kürzlich errichtete Meeresschutzgebiet Tun Mustapha Park in Malaysia, dem größten marinen Park des Landes, weist den Weg in die richtige Richtung: „Das neue Gebiet schützt eine Million Hektar Meer, 250 Korallen- und 360 Fisch-Arten, bedrohte Schildkröten und Mangroven. Der Lebensunterhalt und die Ernährungssicherheit von Tausenden Menschen in der Region kann so langfristig abgesichert werden,“ erklärt Niedermüller.

Bekämpfung illegaler Fischerei – WWF begrüßt Inkrafttreten des Port State Measures Agreement

Nach Schätzungen der FAO verursachen illegale Fischerei-Aktivitäten erheblichen ökologischen und ökonomischen Schaden im Wert von jährlich 10-23 Milliarden US-Dollar. Illegal gefangener Fisch bedroht das marine Ökosystem, die Einkommensgrundlage von rechtschaffenden Fischern und bestraft die Bemühungen von Regierungen, des Handels und von Konsumenten, einen positiven Beitrag zum Schutz der Meere zu leisten.

In diesem Licht begrüßt der WWF das am 5. Juni in Kraft getretene Port State Measures Agreement (PSMA). Das erste verbindliche internationale Abkommen, das die Anlandung illegal gefangenen Fischs in den weltweiten Häfen verhindern soll, ist ein Meilenstein in der Bekämpfung illegaler Fischerei-Aktivitäten.

„Das PSMA ist eine kosteneffiziente Maßnahme, um Schiffen, die illegaler Aktivitäten verdächtigt werden, den Hafenzugang zu verwehren. Mit 60 Ländern – darunter alle EU-Mitgliedsstaaten – an Bord und weiteren zu erwartenden Ratifizierungen, senden die Regierungen ein starkes Warnsignal an Kriminelle, dass sie und ihre Praktiken nicht willkommen sind,“ so Niedermüller abschließend.

Mehr Informationen zu nachhaltigem Fisch und globalen Zusammenhängen des Fischkonsums: www.fishforward.eu



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