World Fish Migration Day: Der millionste Stör wird in die Oder entlassen

(17.05.2016) Wanderfische wie Lachs, Aal und Stör wandern oft tausende von gefahrvollen Kilometern im Meer oder zwischen Salz- und Süßwasser hin und her. Der „World Fish Migration Day“ (WFMD) am 21. Mai soll auf die Probleme von Fischen auf ihren Wanderungen aufmerksam machen.

Zu diesem Anlass laden das Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Nationalpark Unteres Odertal, die Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V., der NABU Deutschland e.V. und die Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV mit Unterstützung des Deutschen Angelfischerverbandes zu einem Symposium ein.

Dabei wird der millionste Stör in die Oder entlassen, Besucher können Störpaten werden.


Ein junger Baltischer Stör wird in seinen ehemaligen Lebensraum entlassen.

Im Fokus der Veranstaltung stehen die aktuellen Ausbaupläne der Oder. An der Oder liegt Deutschlands einziger und Polens größter Auen-Nationalpark. Viele Bereiche im Odereinzugsgebiet werden durch Schutzgebietsverordnungen vor Eingriffen weitgehend bewahrt, um sie als möglichst unveränderten Naturraum zu erhalten und das darin lebende einzigartige Artenaufkommen zu sichern.

Dr. Jörn Gessner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) sieht die Ausbaupläne der Oder kritisch. Der Wissenschaftler koordiniert am IGB das Projekt zur Wiederansiedlung des Baltischen Störs (Acipenser oxyrinchus).

Der Stör war einst in der Oder und den Nebenflüssen heimisch. Dort, in Gewässerabschnitten mit Kies- oder Steinboden, befinden sich seine ursprünglichen Laichgründe und damit auch die Kinderstube des Stör-Nachwuchses. „Das gesamte Entwicklungskonzept und die vielfältigen Maßnahmen zur Erhaltung und zum Aufbau funktionaler Wanderfischgemeinschaften des Lachses, der Meerforelle, des Schnäpels, des Aals oder des Störes werden durch diese Prozesse erschwert, wenn nicht sogar rückgängig gemacht“, so Jörn Gessner.

Ende der 1960er Jahre wurde in der Oder der letzte Baltische Stör gefangen. Fischerei, Gewässerverschmutzung und die Verbauung der Flüsse hatten die einst reichen Bestände ausgelöscht. Seit 1994 versucht das Team aus Fischereibiologen des IGB und Naturschützern der Gesellschaft zur Rettung des Störs (GRS) den wohl ursprünglichsten aller Knochenfische mit viel Aufwand zurückzubringen.

Freisetzungen von Jungfischen, die seit 2006 durchgeführt werden, sollen langfristig den Grundstock einer neuen, sich selbst erhaltenden Population in Deutschland bilden.

Jörn Gessner ist schon gespannt: „Am 21. Mai ist es soweit; wir freuen uns sehr, den millionsten kleinen Stör in der Oder aussetzen zu können, immer in der Hoffnung, dass die Lebensbedingungen, die er dort antrifft, sich verbessern werden“.


Weitere Meldungen

Donau-Stör; Bildquelle: WWF Bulgarien

Wilderei bedroht die letzten Stör-Bestände der unteren Donau

Neue WWF-Analyse zeigt Ausmaß der Wildtierkriminalität gegen die gefährdeten Fische
Weiterlesen

An der Wasserkraftanlage Unkelmühle/Sieg installierte Bypässe.; Bildquelle: Dr. Detlev Ingendahl

Wanderung der Lachse hat begonnen – Die BfG untersucht das Verhalten von Lachsen und anderen Fischen

Seit Ende März schwimmen die „Jung-Lachse“ aus der Sieg, einem Nebenfluss des Rheins, in Richtung Meer. Wehre, Schleusen und Wasserkraftanlagen stehen den Tieren dabei im Weg
Weiterlesen

Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB)

Rettungswege für den Stör: Forschende schlagen Artenschutzmaßnahmen an Staudämmen vor

Störe sind eigentlich Überlebenskünstler, es gibt sie schon seit über 200 Millionen Jahren. Heute sind jedoch alle 26 verbliebenen Störarten vom Aussterben bedroht
Weiterlesen

Laichzähne ; Bildquelle: S. Döring, Senckenberg Weimar

Eine Million Jahre alte Werra-Lachse

Paläontologin Madelaine Böhme hat den ersten Fossilnachweis für Atlantische Lachse erbracht. Die von ihr beschriebenen Fossilfunde von nicht weniger als sechs Lachsen stammen aus der senckenbergischen Forschungsgrabung im thüringischen Untermaßfeld
Weiterlesen

Polizisten lassen einen gewilderten Stör frei; Bildquelle: Evgeniy Polonskiy/WWF

Wilderei bedroht Störe in der Donau

Vier von sechs Störarten in der Donau massiv gefährdet, zwei bereits ausgestorben. 214 Fälle von Wilderei dokumentiert - der WWF bildet Behörden im Kampf gegen Wildtierkriminalität aus
Weiterlesen

14 Jahre alter Stör, der an der Landesfischereianstalt in Born gehalten wird.; Bildquelle: HHU / Christopher Bridges

Geschlechtsbestimmung bei Stören zur nachhaltigeren Kaviarproduktion

Kaviar ist nicht zuletzt deswegen so teuer, weil Störe erst spät geschlechtsreif sind und entsprechend lange gehalten werden müssen.
Weiterlesen

Sterlet (Acipenser ruthenus); Bildquelle: Andreas Hartl, IGB

Genetischer Geschlechtsmarker bei Stören entdeckt

Forschende haben im internationalen Projekt STURGEoNOMICS unter Leitung des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) einen molekularen Marker zur Geschlechtsidentifizierung bei Stören entdeckt
Weiterlesen

Geretteter Riesen-Stör vor seiner Freilassung in die bulgarische Donau; Bildquelle: EAFA Bulgaria

Wilderei auf Beluga-Störe in Donau nimmt zu

Die illegale und vermeintlich lukrative Jagd auf geschützte Wildtiere scheint im Schatten der Corona-Krise zuzunehmen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen