EFSA bewertet Auswirkungen des Schmallenberg-Virus in der EU

(14.06.2012) Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat ihre Gesamtbewertung der Auswirkungen von Infektionen mit dem sogenannten Schmallenberg-Virus (SBV) auf die Tiergesundheit, die Tierhaltung und den Tierschutz veröffentlicht.

Nachdem das Virus erstmals 2011 in Deutschland nachgewiesen wurde, hatten bis Mitte Mai 2012 in der EU 3.745 Betriebe SBV gemeldet, wobei in acht Mitgliedstaaten Fälle durch Laboruntersuchungen bestätigt wurden.

Die EFSA kommt zu dem Schluss, dass auf Ebene der Mitgliedstaaten die Auswirkungen dieser Tierkrankheit bei Schafen nicht mehr als 4%, bei Rindern nicht mehr als 2% der Betriebe betreffen.

Im Hinblick auf die Übertragungswege des Virus gibt es keine Hinweise auf andere Wege als die Übertragung vom Muttertier auf die Nachkommen über die Plazenta bzw. die Übertragung durch Vektoren wie etwa die Gnitze Culicoides obsoletus. Die EFSA weist darauf hin, dass jüngste Ergebnisse SBV dort identifiziert haben, wo auch die Culicoides obsoletus-Gruppe nachgewiesen wurde.

Einige Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Culicoides obsoletus-Gruppe in Europa weit verbreitet ist; es sind jedoch umfassendere, harmonisierte Datensätze erforderlich.

Die Behörde untersuchte Tierarten, die besonders anfällig für das Virus sind, und stellte fest, dass SBV bei Rindern, Schafen, Ziegen und einem Bison nachgewiesen wurde. Bei Hirschen wurden SBV-Antikörper nachgewiesen; ansonsten sind keine weiteren betroffenen Tierarten bekannt.

Die EFSA bekräftigt darüber hinaus, dass neue Studien die anfänglich vom Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten vorgenommene Bewertung unterstützen, was bedeutet, dass ein Risiko für Menschen durch SBV sehr unwahrscheinlich ist.

Die Wahrscheinlichkeit, dass SBV den Winter überlebt hat, sich 2012 ausbreitet und Ende 2012, Anfang 2013 erneut manifestiert, ist schwer einzuschätzen, da es an Daten mangelt.

Sollte das Virus den Winter überleben, prognostiziert das geografische Streuungsmodell der EFSA, dass SBV am ehesten zwischen Mitte April und Ende Mai wieder auftreten könnte und dass ein erneuter SBV-Ausbruch wahrscheinlich von ähnlichem Ausmaß wäre wie der des Jahres 2011.

Er würde wahrscheinlich bisher nicht betroffene Gebiete befallen (geht man davon aus, dass die Tiere in zuvor betroffenen Regionen immun sind). Ausgehend von dem Modell, das von der EFSA zur Vorhersage der möglichen geografische Streuung von SBV im Zeitverlauf entwickelt wurde, lägen die am ehesten betroffenen Regionen – im Falle einer erneuten Manifestation des Virus Ende dieses Jahres oder Anfang 2013 – im Süden bzw. Osten der bisher betroffenen Gebiete.

Diese Bewertung der Auswirkungen von SBV sollten mit Vorsicht interpretiert werden, da die gemeldeten Fallzahlen abhängig sind von: bestehenden nationalen Vorschriften hinsichtlich der Verpflichtung, die Krankheit nach ihrer Feststellung zu melden; dem Wissen der betroffenen Akteure; sowie der Diagnosefähigkeit in den einzelnen Mitgliedstaaten. Derzeit liegen keine Daten über die Auswirkungen von SBV auf einzelne landwirtschaftliche Betriebe vor.

In ihren Schlussfolgerungen unterbreitet die EFSA eine Reihe von Forschungs-Empfehlungen, um die Wissenslücken, die durch die umfangreiche Analyse der Behörde auf Grundlage ihrer Datenerhebung und Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten ermittelt wurden, zu füllen.

Die Behörde wird auch weiterhin die in den Mitgliedstaaten erhobenen epidemiologischen Daten überwachen und auswerten und bei Bedarf der Europäischen Kommission und den Mitgliedstaaten weitere Berichte zur Verfügung stellen.

Link: Schmallenberg virus: Analysis of the Epidemiological Data and Assessment of Impact


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