Futterverwertung bestimmt die Ökobilanz von Rindfleisch

(07.07.2016) Agroscope hat die Umweltwirkungen von Rindfleisch aus Weidehaltung mit Grossviehmast gemäss Standard des Ökologischen Leistungsnachweises ÖLN und TerraSuisse-Fleisch aus IP-Suisse-Produktion verglichen

Während Terra-Suisse-Rindfleisch durchschnittliche Umweltwirkungen aufwies, lagen jene von Fleisch aus Weidehaltung deutlich höher. Dies ist auf den höheren Futterverzehr wegen extensiver Fütterung und langsameren Wachstums zurückzuführen.

Agroscope Rund ein Drittel der Ration von Schweizer Mastrindern besteht üblicherweise aus Kraftfutter wie Körnermais und Getreide. Rinder aus Weidemastsystemen hingegen ernähren sich hauptsächlich von Gras, das sie im Sommerhalbjahr direkt auf der Weide fressen.

Diese extensive Haltung verbraucht so weniger Kraftfutter, hat aber auch ihre Kehrseite: In einer neuen Studie, die Agroscope im Auftrag von Micarna SA durchführte, wies ein Kilogramm Fleisch aus Weidemast in 14 von 16 untersuchten Umweltkategorien eine höhere Wirkung auf als Fleisch aus Grossviehmast.

Höherer Futterbedarf auf der Weide

Die höheren Umweltwirkungen sind auf den grösseren Futterbedarf aufgrund der extensiven Fütterung und des damit verbundenen langsameren Wachstums zurückzuführen. Während Rinder aus der Grossviehmast nach ÖLN-Standard nach rund 15 Monaten ihr Schlachtgewicht erreichen, brauchen die Weidemasttiere über zwanzig Monate für dasselbe Gewicht.

Dadurch nehmen die Tiere, nicht zuletzt für den Erhaltungsbedarf, insgesamt mehr Futter auf, was zu höheren Ausscheidungen von Nährstoffen führt. Infolge des höheren Futterverzehrs stossen die Tiere zudem mehr Methan aus. Zwar verursachen die Tiere durch ihre extensive Haltung pro Tag weniger Umweltwirkungen. Aber für das eigentliche Endprodukt, ein Kilogramm Fleisch, ist die Produktion mit einer höheren Umweltbelastung verbunden.

Aufzeigen von Verbesserungspotenzialen

Geringe Unterschiede zeigten sich in den Umweltwirkungen von Rindfleisch, das gemäss IP-Suisse-Richtlinien erzeugt und unter dem Migros-Label TerraSuisse verkauft wird, und einer durchschnittlichen ÖLN-Grossviehmast.

Während sich die höhere Tageszunahme der IP-Suisse-Tiere positiv auswirkte, führte der geforderte ständige Zugang zum Laufhof zu erhöhten Ammoniakemissionen.

Die Resultate erlauben es, die Stärken und Schwächen der verschiedenen Systeme zu identifizieren und Verbesserungspotenziale aufzuzeigen. Während bei Weidemastsystemen die Produktivität gesteigert werden sollte, stehen beim TerraSuisse-System Massnahmen zur Emissionsminderung zur Diskussion, etwa in der Tierhaltung oder bei der Gülleausbringung. Und beim Kraftfutter bietet eine aus Umweltsicht optimalere Ration Verbesserungspotenzial.

Differenzierte Betrachtung nötig

Die vorliegenden Ergebnisse bestätigen die in internationalen Publikationen gezeigte geringere Ökoeffizienz von extensiven Rindermast-Systemen im Vergleich zu kraftfutterbasierten Systemen.

Anders sieht es in der Milchproduktion aus: Früher publizierte Vergleiche von grasland- und kraftfutterbasierter Milchproduktion zeigten keinen klaren Vorteil für das eine oder andere System.

Im Vergleich zu Rindfleisch konnten die Produktivitätsverluste bei Milch durch geringere Aufwendungen für die Futterproduktion stärker kompensiert werden.

Zudem wies Schweizer Milch im internationalen Vergleich aufgrund der günstigen Standortbedingungen, insbesondere des guten Graswachstums, und des geringen Kraftfuttereinsatzes günstigere Umweltwirkungen auf als Milch aus den Nachbarländern.

Dies zeigt die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung je nach Erzeugnis (Fleisch oder Milch) von grasbasierter Rindviehhaltung.

Analyse der Umweltwirkungen von Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch

Im Auftrag der Micarna SA hat Agroscope die Umweltwirkungen von unterschiedlich produziertem Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch analysiert.

Ziel war das Aufzeigen von Stärken und Schwächen der jeweiligen Systeme sowie von Verbesserungspotenzialen. Untersucht wurden die folgenden Umweltwirkungen: Energiebedarf, Treibhauspotenzial, Ozonbildungspotenzial, Ressourcenbedarf Phosphor und Kalium, Flächenbedarf, Abholzung, Wasserbedarf, Eutrophierung, Versauerung sowie Öko- und Humantoxizität.

Wirkungen auf die Biodiversität sowie weitere Aspekte der Nachhaltigkeit wie Tierwohl oder ökonomische Aspekte wurden nicht untersucht. Die Resultate für Geflügel- und Schweinefleisch bestätigen die im Bericht „Ökobilanz von Rind-, Schweine- und Geflügelfleisch“ 2012 publizierten Schlussfolgerungen.

Publikation

Veronika Wolff, Martina Alig, Thomas Nemecek, Gérard Gaillard: Schlussbericht Projekt „EnviMeat“: Ökobilanz verschiedener Fleischprodukte – Geflügel-, Schweine- und Rindfleisch. Agroscope, Juni 2016



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