Moderne Rinderanlage in Dummerstorf zur Untersuchung des Kuhbedarfs von morgen

(24.09.2012) Nach einjähriger Bauzeit wird am 29. September 2012 am Leibniz-Institut für Nutztierbiologie (FBN) in Anwesenheit von Dr. Till Backhaus, Minister für Landwirtschaft, Umwelt und Verbraucherschutz Mecklenburg-Vorpommern, die neue Experimentalanlage Rind feierlich übergeben.

Die aus fünf Teilobjekten, einem Lauf-, einem Melk- und einem Abkalbestall, einem Testraum für Verhaltensuntersuchungen sowie einem Sozial- und Versorgungstrakt bestehende Anlage bietet für 70 Wissenschaftler künftig ideale Arbeits- und Forschungsbedingungen.


Die neuen Wiegetröge für Futter und Wasser ermöglichen eine tierindividuelle Futter- und Wasseraufnahme im Lauf- und Abkalbstall.

Die Forscher erhalten beispielsweise mittels Verhaltensbeobachtungen Einblick in die Emotionen und Stimmungen der Tiere und ermitteln, ob und wann sie sich wohlfühlen, um eine tiergerechte Haltung zu gewährleisten.

Darüber hinaus ermöglicht es die gewählte Modulbauweise, verschiedene Szenarien des prognostizierten Klimawandels in Hinsicht auf verschiedene Anpassungsstrategien der Tiere bzw. auf die Minderung der kuhbezogenen Treibhausgasemission zu untersuchen.

Die Gesamtinvestitionskosten des Neubaus belaufen sich auf insgesamt 2,9 Millionen Euro. Er wurde zu gleichen Teilen aus Mitteln von Bund und Land finanziert.

Die Eröffnung findet im Rahmen des „Tages der Offenen Tür“ statt, der mit einem unterhaltsamen Programm für die ganze Familie das Thema „Rind als Forschungsobjekt“ in den Mittelpunkt stellt. Die Vertreter der Medien und die Besucher des Tages der offenen Tür sind recht herzlich zur Eröffnung und Besichtigung der neuen Einrichtung eingeladen.

Das ausführliche Programm zum Tag der Offenen Tür steht online unter https://idw-online.de/pages/de/news489889 zur Verfügung.

„Mit der neuen Versuchsanlage ergeben sich für uns nicht nur an einem attraktiven Standort wesentlich verbesserte Bedingungen, um signifikante Beiträge für die großen globalen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts, der weltweiten Ernährungssicherung und des Klimaschutzes, zu leisten, sondern auch unsere international ausgerichteten Forschungsschwerpunkte an Rindern auf einem hohen Niveau fortzusetzen“, erläuterte Prof. Manfred Schwerin, Vorstand des Instituts.

„Mit dem Neubau des Tagungszentrums 2008, der Übergabe des Modelltierlaboratoriums im vergangenen Jahr und der Eröffnung der Experimentalanlage Rind ist es uns gelungen, das FBN im Vorfeld des 20-jährigen Jubiläums 2013 mit modernster Infrastruktur auf dem Weg zu einem Spitzenforschungsstandort in Europa auszustatten.“

Die Haltung der Tiere erfolgt in einem modernen Laufstall mit Tierstreuliegeboxen und Oberflurentmistung für 60 Milchkühe. Sie werden künftig ausschließlich über Wiegetröge für Futter und Wasser versorgt. Mit ihnen ist es möglich, eine tierindividuelle Futter- und Wasseraufnahme im Lauf- sowie Abkalbestall automatisch zu erfassen. Zur Bildung von
Versuchs-, Leistungs- oder Fütterungsgruppen ist eine Unterteilung der Haltungskapazität möglich.

Der Melkstall bietet Platz für einen mit 2 x 4 Melkplätzen besetzten Autotandem-Melkstand, einem Tierbehandlungsraum für Versuchseingriffe und Probeentnahmen. Weitere integrierte Bestandteile sind Klauenbäder, automatische Wiege- und Separationseinrichtungen im Rücktrieb sowie Tierbehandlungsstände.
Die Melktechnik entspricht dem neuesten Entwicklungsstand.

So ist es möglich, dass im Melkprozess beispielsweise eine automatische Grunddatenerfassung zu den Hauptparametern Milchmenge, Leitfähigkeit und Blutbeimengungen erfolgen kann. Das Körpergewicht und die Aktivität der Kühe werden ebenfalls automatisch erfasst.

Darüber hinaus erfolgt an den Melkplätzen eine Prozesskontrolle anhand von betriebsspezifischen Überwachungsparametern, wie die Erkennung der Euterkrankheit Mastitis über die Leitfähigkeit und Milchmenge.

Der Abkalbestall besteht aus eingestreuten Abkalbeboxen (4 x 3 Tierplätze) mit Wiegetrögen sowie weiteren 14 Tierplätzen für eine versuchsbedingt notwendige Anbindehaltung. Darüber hinaus steht erstmals für bioakustische und verhaltensphysiologische Untersuchungen ein schallisolierter Testraum zur Verfügung.



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