Potenziale in der Tierproduktion Asiens und Osteuropas

(30.01.2018) Die zunehmende Nachfrage nach tierischen Nahrungsmitteln stellt den Agrarsektor vor besondere Herausforderungen. Um den erhöhten Bedarf aufgrund des weltweiten Bevölkerungswachstums und steigenden Wohlstands zu decken, muss die Erzeugung tierischer Produkte und deren Handel intensiviert werden.

Neben einer effizienten Tierhaltung sind auch umwelt- und klimagerechte Aspekte sowie der Tierschutz zu berücksichtigen.

Die damit verbundenen Chancen und Risiken für Asien und osteuropäische Regionen wurden im Rahmen des Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) auf dem Fachpodium „Welchen Beitrag kann die Tierproduktion für die weltweite Ernährungssicherung leisten? Kleinbäuerliche Strukturen und Industrialisierung in Asien und Osteuropa“ diskutiert.


Podiumsgäste Dr. Jean-Louis Peyraud, Dr. Shenggen Fan, Prof. Dr. Martin Petrick, Dr. Olga Trofimtseva und Ralf Strassemeyer (v.l.n.r.).

Hierzu kamen am 19. Januar 2018 knapp 130 internationale Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft in Berlin zusammen.

In der Begrüßungsansprache wies Dr. Arnd Nenstiel, Vorsitzender der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft beim Ostasiatischen Verein e.V. (OAV), auf die besondere Bedeutung der Tierhaltung als einen wichtigen Wirtschaftszweig in vielen Regionen der Welt hin.

Insbesondere in Asien, wo 60 Prozent der Weltbevölkerung leben, sei die steigende Nachfrage an tierischen Produkten deutlich zu spüren. So investieren chinesische wie auch internationale Unternehmen intensiv in die Viehproduktion Chinas, derzeit vor allem in die produzierende und verarbeitende Milchindustrie.

Auch wenn die Erzeugung tierischer Nahrungsmittel einen wesentlichen Beitrag zur Ernährungssicherung leisten könne, seien noch zahlreiche offene Fragen zur Umsetzung sowie zur Rolle von Politik und Wirtschaft zu klären.

Staatssekretär Dr. Hermann Onko Aeikens, Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), sprach in seiner Eröffnungsrede von den aktuell bestehenden bilateralen Kooperationsprojekten mit China und der Ukraine.

Ziel der Vorhaben sei es, die Potenziale dieser Länder in der Tierproduktion zu erkennen und bei der Fehlervermeidung und Weiterentwicklung zu unterstützen.

In diesem Zusammenhang thematisierte er besonders Aspekte zum nachhaltigen und schonenden Ressourcenumgang, Klimawandel, Tierwohl, zu strukturellen und sozialen Folgen, Veränderungen der ländlichen Räume wie auch offenen und fairen Handelsbeziehungen.

In der anschließenden Podiumsdiskussion erläuterte Dr. Olga Trofimtseva, Stellvertretende Ministerin für Agrarpolitik und Ernährung der Ukraine, dass die Ukraine im Bereich Bio- und Ökolandbau in den letzten Jahren große Erfolge verzeichnet habe.

Im Gegensatz dazu sei die Tierhaltung mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion deutlich zurückgegangen. Heute stamme über die Hälfte aller Fleischerzeugnisse der Ukraine noch aus privaten Haushalten und von Kleinbauern.

Die Abwanderung aus den ländlichen Räumen und die geringe inländische Kaufkraft, insbesondere für Rindfleisch, stelle ein zusätzliches Probleme für die Weiterentwicklung des Sektors dar.

Vizeministerin Trofimtseva hob hervor, dass in der Tierproduktion zukünftig mehr Investitionen, die Implementierung von EU-Standards und der Ausbau der Handelsbeziehungen erforderlich seien.

Neben diesen wettbewerbsfördernden Maßnahmen müsse jedoch die Balance zwischen globalen und regionalen Märkten ausgewogen bleiben.

Dr. Shenggen Fan, Generaldirektor des International Food Policy Research Institute (IFPRI), setzte sich in der Diskussionsrunde mit den negativen Folgen durch die zunehmende Tierproduktion auseinander.

Die Auswirkungen auf Klima und Umwelt sowie die hohen finanziellen Ausgaben stellen für die Kleinbauern eine schwierige Situation dar. Nach seiner Einschätzung sei vor allem die Politik gefordert, die Praktiken der Tierproduktion zu beeinflussen und eine gesunde Ernährungsweise durch geringen Fleischkonsum in der Bevölkerung zu unterstützen.

Um die drastische Treibhausgasemission zu reduzieren, seien gezielte Maßnahmen, wie etwa die Besteuerung von emissionsintensiven Nahrungsmitteln, zu treffen.

Auf dem Podium erörterte Dr. Jean-Louis Peyraud, Vorsitzender der Animal Task Force (atf) und Wissenschaftlicher Vizedirektor für Agrarwirtschaft am Nationalen Institut für Agrarforschung Frankreich (INRA), wie die Tierproduktion durch einen zirkulierenden biobasierten Ansatz effizienter gestaltet werden könne. In diesem Kreislauf werden Pflanzen- und Tierprodukte stärker miteinander verknüpft.

Dabei werden auch die Nebenprodukte der Pflanzen als Tierfuttermittel und die entstehende Gülle durch Extraktion wiederum als Pflanzendünger eingesetzt.

Als Vertreter der Wirtschaft war Geschäftsführer Ralf Strassemeyer von Masterrind GmbH, einem international führenden Unternehmen für Rinderzucht, Zuchtrinder-Vermarktung und künstliche Besamung, eingeladen.

Im Rahmen seiner Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit über 8.500 Mitgliedsbetrieben berichtete er, welchen hohen Einfluss moderne Technologien, Betriebsgröße, qualifiziertes Management und Ausbildungsprogramme auf die Produktivität eines Unternehmens in der Tierhaltung habe.

Kleinbauern können unter diesem Konkurrenzdruck zumeist nicht mithalten. So betonte Strassemeyer abschließend, dass in diesem Bereich Unterstützung- und Kooperationsprojekte besonders wichtig seien.

Professor Martin Petrick, Stellvertretender Leiter der Abteilung Agrarpolitik am Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien (IAMO), moderierte die Podiumsdiskussion.

Das Fachpodium wurde von der Arbeitsgruppe Agrarwirtschaft/German Agribusiness Alliance, dem Ostasiatischen Verein e.V. (OAV) und Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft (OA), dem Bundesverband Rind und Schwein e.V. (BRS) in Kooperation mit dem IAMO und dem Deutsch-Chinesischen Agrarzentrum (DCZ) organisiert.





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