Paper of the Month September 2024: Leptospirose bei Hunden: Neue Erkenntnisse zur Diagnostik durch qPCR
In diesem Monat veröffentlichte Dr. Ion Popescu und sein Team von der Fakultät für Veterinärmedizin in Timișoara eine bedeutende retrospektive Studie zur Leptospirose bei Hunden, die über einen Zeitraum von fast sieben Jahren durchgeführt wurde.
Die Forscher analysierten Fälle von Leptospirose-bedingten Nierenschäden bei Hunden und verglichen dabei zwei diagnostische Methoden: die Immunhistochemie (IHC) und die quantitative PCR (qPCR). Die Ergebnisse der Studie liefern wichtige Erkenntnisse zur besseren Diagnose dieser gefährlichen zoonotischen Krankheit.
Leptospirose: Eine Bedrohung für Mensch und Tier
Leptospirose wird durch pathogene Bakterien der Gattung *Leptospira* verursacht und kann sowohl Tiere als auch Menschen betreffen.
Die Krankheit wird in erster Linie über direkten Kontakt mit Urin, Blut oder Gewebe infizierter Tiere übertragen, kann jedoch auch über kontaminiertes Wasser oder Erde erfolgen. Hunde sind besonders anfällig, da sie häufig in Kontakt mit infizierten Gewässern kommen oder durch Hautläsionen infiziert werden.
Vor allem junge Hunde sind gefährdet, klinische Symptome zu entwickeln, während bei älteren Tieren oft subklinische Infektionen auftreten, die dennoch langfristig schwere Nierenschäden verursachen können.
Die klinischen Symptome der Leptospirose bei Hunden sind vielfältig und reichen von milden Fieberzuständen bis hin zu akutem Nierenversagen, welches eine der gravierendsten und häufigsten Komplikationen darstellt.
Dr. Popescu stellte eine starke Korrelation zwischen hohen Azotämie-Werten und Leptospirose-Infektionen. Diese Erkenntnis unterstreicht die Bedeutung der frühen Erkennung von Nierenschäden bei potenziell infizierten Tieren.
Vergleich der Diagnostikmethoden: Immunhistochemie vs. qPCR
In der Studie wurden 65 Hundeproben mit Nierenschäden aus den Jahren 2016 bis 2023 untersucht, um die Effektivität der Immunhistochemie (IHC) und der qPCR zur Diagnose von Leptospirose zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass die qPCR-Methode insgesamt zuverlässiger ist als die traditionelle IHC.
Während die IHC eine Spezifität von 94,74 % erreichte und bei 42 % der untersuchten Fälle positiv auf Leptospirose reagierte, erbrachte die qPCR bei 45 % der Proben positive Ergebnisse.
Der Vorteil der qPCR liegt in ihrer hohen Spezifität und der Fähigkeit, sogar geringe Mengen an Leptospira-DNA in klinischen Proben nachzuweisen. Dies wird durch die gezielte Amplifikation des *lipL32*-Gens ermöglicht, das nur in pathogenen Leptospira-Arten vorkommt und eine Schlüsselrolle in der Interaktion zwischen dem Bakterium und seinem Wirt spielt.
Ein weiterer wichtiger Befund der Studie betrifft den Impfstatus der Tiere. Hunde, die nicht gegen Leptospirose geimpft waren, wiesen ein deutlich erhöhtes Risiko auf, an der Krankheit zu erkranken. Das berechnete Odds Ratio für nicht geimpfte Hunde betrug 85,5, was auf ein dramatisch erhöhtes Infektionsrisiko hinweist.
Für Tierärzte bietet diese Studie wertvolle Erkenntnisse zur Diagnostik von Leptospirose und deren Zusammenhang mit Nierenschäden bei Hunden. Die qPCR erweist sich als äußerst nützliches Werkzeug für die postmortale Diagnose und kann in Kombination mit anderen diagnostischen Methoden wie der IHC eine höhere diagnostische Genauigkeit bieten.
Angesichts der Tatsache, dass klinische Anzeichen oft fehlen oder unspezifisch sind, ist eine verlässliche Diagnostik entscheidend, um betroffene Tiere schnell und gezielt behandeln zu können.
Die Ergebnisse der Studie bestätigen außerdem die Wichtigkeit von Impfungen gegen Leptospirose, insbesondere in Gebieten, in denen Hunde häufiger mit potenziell infizierten Wasserquellen in Kontakt kommen.
In Regionen mit heißem und feuchtem Klima, das das Überleben der Bakterien in der Umwelt begünstigt, sind regelmäßige Impfungen und präventive Maßnahmen umso entscheidender.
Abschließend zeigt die Studie von Dr. Popescu und seinem Team, dass die Diagnostik von Leptospirose weiter verfeinert werden kann und dass qPCR eine wertvolle Ergänzung zu den traditionellen Methoden darstellt.
Die schnellere und genauere Diagnose ermöglicht eine frühzeitige Intervention und kann helfen, die schweren Folgen der Krankheit, insbesondere Nierenschäden, zu minimieren.
Für Tierärzte, die regelmäßig mit Nierenerkrankungen bei Hunden konfrontiert sind, bieten die Studienergebnisse klare Anhaltspunkte, welche Diagnosetools sie in ihrer Praxis priorisieren sollten, um eine effektive und rechtzeitige Behandlung zu gewährleisten.
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