Verwechslung von Dateien: Studie zu Ivermectin und COVID-19 zurückgezogen

(05.11.2021) In der nun zurückgezogenen Studie im Libanon sollte die Wirksamkeit von Ivermectin zur Verringerung der Viruslast von SARS-CoV-2 untersucht werden.

Ursprünglich wurde die Studie im Mai im Journal „Viruses“ veröffentlicht und trägt den Titel „Effects of a Single Dose of Ivermectin on Viral and Clinical Outcomes in Asymptomatic SARS-CoV-2 Infected Subjects: A Pilot Clinical Trial in Lebanon“ (https://www.mdpi.com/1999-4915/13/6/989).

In dieser Studie sollte die Wirksamkeit von Ivermectin, einem von der FDA zugelassenen Medikament, in Bezug auf den klinischen Nutzen und die Verringerung der Viruslast von SARS-CoV-2 bei asymptomatischen Personen, die im Libanon positiv auf dieses Virus getestet wurden, untersucht werden.

Laut dem Abstract wurde eine randomisierte kontrollierte Studie mit 100 asymptomatischen libanesischen Patienten durchgeführt, die positiv auf SARS-CoV2 getestet wurden. Fünfzig Patienten erhielten eine Standardpräventivbehandlung, hauptsächlich Nahrungsergänzungsmittel, und die Versuchsgruppe erhielt eine einmalige Dosis Ivermectin (je nach Körpergewicht), zusätzlich zu denselben Nahrungsergänzungsmitteln wie die Kontrollgruppe.

Die Autoren der Studie, die zeigen sollte, dass Ivermectin zur Behandlung von Patienten mit SARS-CoV-2 geeignet ist, zogen ihre Arbeit zurück, nachdem sie eingeräumt hatten, dass ihre Daten durcheinandergeraten waren.

Ursprünglich waren sie laut Abstract zum Ergebnis gekommen, dass „[scheint] Ivermectin in einer randomisierten Behandlung von asymptomatischen SARS-CoV-2-positiven Personen wirksam klinische Vorteile zu bieten, die effektiv zu weniger Symptomen, einer geringeren Viruslast und weniger Krankenhauseinweisungen führen.

Die Autoren schränkten aber schon damals ein: „Um diese Schlussfolgerung weiter zu untermauern, sind jedoch größere Studien erforderlich.

Im Oktober hegte die BBC in einem Bericht erste Zweifel: „Ivermectin: How false science created a Covid 'miracle' drug“ (https://www.bbc.com/news/health-58170809). Der Bericht ließ nichts an Deutlichkeit offen: „Die BBC kann aufdecken, dass mehr als ein Drittel der 26 Hauptversuche mit dem Medikament zur Verwendung bei Covid schwerwiegende Fehler oder Anzeichen für möglichen Betrug aufweisen. Keine der übrigen Studien liefert überzeugende Beweise für die Wirksamkeit von Ivermectin.

Dr. Kyle Sheldrick, Mediziner und Forscher an der Universität von New South Wales in Sydney, und Mitglied der Gruppe, die die Studien untersuchte, identifizierte gegenüber der BBC folgende Hauptprobleme:

  • die gleichen Patientendaten wurden mehrfach verwendet - für angeblich unterschiedliche Personen
  • die Auswahl der Patienten für die Testgruppen erfolgte nicht zufällig
  • Zahlen, die in der Natur nicht vorkommen können
  • falsch berechnete Prozentsätze

In der Meldung über die Zurückziehung der Studie (https://www.mdpi.com/1999-4915/13/11/2154/htm) heißt es: „Nach der Veröffentlichung wandten sich die Autoren an die Redaktion, weil sie einen Fehler in den für die statistische Analyse verwendeten Dateien festgestellt hatten. Im Rahmen unseres Beschwerdeverfahrens wurde eine Untersuchung durchgeführt, die den von den Autoren gemeldeten Fehler bestätigte. Diese Rücknahme wurde vom Chefredakteur der Zeitschrift genehmigt.




Weitere Meldungen

Henning Wackerhage, Professor für Sportbiologie an der Technischen Universität München; Bildquelle: Andreas Heddergott / TUM

Studie: Einnahme von Taurin verzögert Alterung im Tierversuch

Taurinmangel ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Altern von Menschen und Tieren. Das zeigt eine Studie mit Beteiligung der Technischen Universität München (TUM), die im renommierten Fachmagazin „Science“ erschienen ist
Weiterlesen

Friedrich-Loeffler-Institut (FLI)

Wenn Flughunde altern, verändern sich ihre Immunzellen

Studie von FLI und HIRI enthüllt die Komplexität der Leukozyten in ägyptischen Flughunden und ihre Prägung durch das Alter
Weiterlesen

Sifaka; Bildquelle: Claudia Fichtel

Die Lebenserwartung in Primatenpopulationen wird durch die Überlebensrate der Jüngeren bestimmt

Dass wir das Altern nicht verlangsamen können, zeigt jetzt eine Studie eines internationalen Forscherteams, an dem auch Claudia Fichtel und Peter Kappeler vom Deutschen Primatenzentrum (DPZ) – Leibniz-Institut für Primatenforschung in Göttingen, beteiligt waren
Weiterlesen

Eine Kolonie weiblicher Bechsteinfledermäuse in ihrem Tagesquartier, einem Fledermauskasten in einem Wald bei Würzburg, Deutschland.; Bildquelle: Gerald Kerth

In warmen Sommern geborene weibliche Bechsteinfledermäuse werden größer, sterben jedoch früher

Eine Langzeitstudie Greifswalder Forscher*innen zeigt einen neuen, unerwarteten Effekt des Klimawandels: In warmen Sommern geborene weibliche Bechsteinfledermäuse werden größer
Weiterlesen

Museum für Naturkunde

Steckt in der DNA der Fledermäuse die Antwort für ein gutes Älterwerden?

Eine neue Studie in Nature Communications zeigt, dass das Alter von Fledermäusen basierend auf DNA-Methylierungsmustern mit hoher Genauigkeit vorhergesagt werden kann
Weiterlesen

Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns

Small fish populations accumulate harmful mutations that shorten lifespan

A genetics study in wild turquoise killifish shows that small populations accumulate mutations that shorten lives, helping scientists better understand how lifespan can evolve among populations
Weiterlesen

Prof. Hartmut Geiger leitet das Institut für Molekulare Medizin an der Universität Ulm; Bildquelle: Heiko Grandel

CASIN - Jungbrunnen für alternde Mäuse: Forschende drehen die epigenetische Uhr zurück

Forschende aus Ulm und Barcelona haben betagte Mäuseweibchen "verjüngt". Nach einer nur viertägigen Behandlung mit der Substanz CASIN lebten die Nager deutlich länger als ihre unbehandelten Artgenossen
Weiterlesen

PD Dr. Alexander Eggel, Department for BioMedical Research (DBMR), Universität Bern, und Universitätsklinik für Rheumatologie, Immunologie und Allergologie, Inselspital Bern.; Bildquelle: Alexander Eggel

Alterungsprozesse im Tiermodell rückgängig gemacht

Erhöhte Gebrechlichkeit und Immunschwäche gehören zu den Hauptmerkmalen des Alterns. Forschenden der Universität Bern und vom Inselspital, Universitätsspital Bern ist es nun im Tiermodell gelungen, diese zwei altersbedingten Beeinträchtigungen mit einer neuartigen Zelltherapie zu entschleunigen und teilweise rückgängig zu machen
Weiterlesen


Wissenschaft


Universitäten


Neuerscheinungen