Gut Aiderbichl setzt wichtige Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität von Pferden

(21.03.2023) Rund 700 Pferde leben auf den Höfen von Gut Aiderbichl, viele unter ihnen sind bereits im fortgeschrittenen Alter.

Sie sollen ihren Lebensabend auf Gut Aiderbichl genießen. Doch was macht das Leben für ein Pferd im fortgeschrittenen Alter lebenswert? Da es derzeit wenige Antworten auf diese Fragestellung gibt, ist das Thema der Tierschutzgemeinschaft ein besonderes Anliegen.

Aus dieser Intention heraus ist, in Zusammenarbeit mit der Sandgrueb-Stiftung, der Vet. Med. Universität Wien und der Vetsuisse-Fakultät in Zürich, das Projekt „Quality of Life“ entstanden.

Ein Teilbereich des Projekts befasst sich gezielt mit dem Verhalten der Pferde.


v.r.n.l; Gut Aiderbichl-Stiftungsvorstand Dieter Ehrengruber mit Univ. Prof. Dr. Florien Jenner, PD Dr. med. vet. Ulrike Auer sowie den Studentinnen Zsofia Kelemen und Laura Manuela Torres Borda, die seit mehr als drei Jahren am Verhalten der Pferde forschen.

Ein Team der Vet. Med. Universität Wien zieht aus dem Verhalten Rückschlüsse auf das Wohlbefinden der Tiere. Ziel ist es, die Lebensqualität von alten und kranken Tieren nachhaltig zu verbessern.

Bedürfnisse der Pferde ändern sich mit zunehmendem Alter

Gut Aiderbichl setzt sich seit über 20 Jahren für den Tierschutz ein. Auf Gut Aiderbichl finden Tiere ein Für-Immer-Zuhause bis an ihr natürliches Lebensende.

Auch rund 700 Pferde genießen hier ihren Lebensabend. Derzeit haben über 150 Pferde auf Gut Aiderbichl das fortgeschrittene Alter von 25 Jahren erreicht. In wenigen Jahren werden bereits über 50 Prozent der Pferde auf Gut Aiderbichl zu den Senioren-Pferden zählen. Wie die Tierschutzgemeinschaft selbst, sind auch viele Pferdehalter mit dem Älterwerden ihres Pferdes konfrontiert. Ähnlich wie beim alternden Menschen, ändern sich dadurch auch oft die Bedürfnisse und Ansprüche des Tieres grundlegend.

Problematisch ist hierbei jedoch die fehlende Datengrundlage. Auf welche Informationen kann sich ein Pferdehalter stützen, wenn er möchte, dass es seinem Tier im fortschreitenden Alter an nichts fehlt?

Vet. Med. Universität Wien kooperiert mit Gut Aiderbichl – Das Alltagsverhalten der Tiere wird erforscht

Auf Gut Aiderbichl möchte man sich diesbezüglich auf aktuelle Studienergebnisse verlassen. Univ. Prof. Dr. Florien Jenner und PD Dr. med. vet. Ulrike Auer arbeiten seit mehr als drei Jahren mit ihrem Team daran, aus dem Verhalten der Pferde Rückschlüsse auf ihren Gesundheitszustand treffen zu können. So wurde bereits herausgefunden, dass gesunde, stressfreie Pferde einen sich stark wiederholenden Tagesablauf aufweisen. Sie verbringen rund 38 Prozent des Tages mit Fressen, 45 Prozent mit Rasten und 17 Prozent des Tages sind sie aktiv.  

Diese Parameter wurden vom Team der Vet. Med. Universität Wien auch als Benchmark festgelegt, um das Wohlbefinden der Tiere individuell zu bewerten.

Sensorhalfter ermöglichen genaue Ergebnisse

Für wissenschaftliche Ergebnisse wurden die Pferde vom Studienteam der Vet. Med. Universität Wien auf Gut Aiderbichl über 5-10 Tage mit Sensor-Halftern ausgestattet.

Diese schränken die Pferde in ihren natürlichen Bewegungsabläufen nicht ein, sammeln aber Daten über das Verhalten der Tiere, genauer gesagt wie lange sie fressen, rasten, sich bewegen und die Liegezeiten.

Zusätzlich wird der Gesundheitszustand der Tiere, ihr Ernährungszustand und ihr Lahmheitsgrad untersucht. Um die soziale Beziehungen der Pferde zu analysieren wird auch die Distanz zwischen den einzelnen Herdenmitgliedern gemessen.

Wichtige Erkenntnisse: Schon einfache Veränderungen führen zu mehr Lebensqualität bei alten und kranken Pferden

Die Ergebnisse zeigen, dass bereits mit kleinen Veränderungen die Lebensqualität der Tiere drastisch erhöht werden kann. Wie für uns Menschen ist auch für Tiere erholsamer Schlaf enorm wichtig für das Wohlbefinden. Pferde können im Stehen zwar dösen, Tiefschlaf aber nur im Liegen erreichen. Die 23-jährige Araberstute “Monoceros” lebt in einem Offenstall. Unter Experten gilt dies eigentlich als ideale Haltungsbedingung. Die Aufnahmen zeigten jedoch, dass die Stute im Beobachtungszeitraum von 10 Tagen nur einmal sehr kurz im Liegen schlief.

Erst durch den Umzug in einen Einzelstall in unmittelbarere Nachbarschaft zu ihrer Herde während der Nacht, änderte sich das Verhalten von “Monoceros” drastisch. Sie verbrachte nun beinahe 3 Stunden im Liegen - mit erholsamem Schlaf.

Das Beispiel zeigt anschaulich, dass alte oder chronisch kranke Pferde andere Ansprüche an ihre Lebensbedingungen haben können, wie junge, gesunde Tiere.

Bereits mit einfachen Veränderungen, können Tierhalter ihren Pferden ermöglichen, ihren Lebensabend wirklich zu genießen. Zusammen mit Gut Aiderbichl arbeitet das Studienteam der Vet. Med. Universität Wien weiter daran, die Lebensqualität nicht allein auf den Höfen von Gut Aiderbichl, sondern für alle Pferde zu steigern.




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