Deutschland: Erstmals Antibiotika aus der Tierhaltung in Pflanzen nachgewiesen

(27.05.2005) In einer vom NRW-Verbraucherschutzministerium in Auftrag gegebenen Studie wurden erstmals Antibiotika, die in der Tierhaltung eingesetzt wurden und durch Gülleausbringung auf Felder gelangt sind, auch in Nutzpflanzen nachgewiesen.

In einem Modellversuch wurde unter praxisnahen Bedingungen kontrolliert mit Antibiotika (Chlortetracyclin, Sulfadiazin und Trimethoprim) belastete Schweinegülle auf Versuchsparzellen ausgebracht, Feldsalat und Winterweizen ausgesät und geerntet.

Noch nach acht Monaten konnten in der Gülle Chlortetracyclin, Sulfadiazin und andere Umwandlungsprodukte nachgewiesen werden. Diese Stoffe wurden auch in Bodenproben der gedüngten Flächen festgestellt.

Die Gehalte nahmen zwar innerhalb von drei Monaten deutlich ab, die Untersuchung der geernteten Pflanzen ergab jedoch, dass Feldsalat und Winterweizen Antibiotika aus dem Boden aufgenommen haben.

So wurde in den Wurzeln, den Grünanteilen und sogar im reifen Korn des Winterweizens Chlortetracyclin gefunden. Die Gehalte lagen zwischen 35 und 69 Mikrogramm Chlortetracyclin je Kilogramm Frischgewicht.

Auch Sulfadiazin war in den Wurzeln nachweisbar. Bislang gibt es für Getreide keine Höchstwerte. Für Lebensmittel, die vom Tier stammen, gilt der Höchstwert von 100 Mikrogramm Chlortetracyclin je Kilogramm Fleisch.

Vor dem Hintergrund der zunehmenden Ausbildung von Antibiotika-Resistenzen sind diese Erkenntnisse als problematisch zu werten. Eine pharmakologisch-toxikologische Bewertung der im Modellversuch erhaltenen Chlortetracyclin-Belastungen wird noch vorgenommen. In der Landwirtschaft wird Gülle von behandelten und unbehandelten Tieren gemeinsam aufgebracht, die daher insgesamt weniger stark belastet sein sollte. Weitergehende Studien sollen Aufschluss darüber geben, ob daraus auch eine geringere Belastung von Nutzpflanzen resultiert.

Die Untersuchung wurde von Professor Manfred Grote von der Universität Paderborn in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Südwestfalen in Soest und der Bundesanstalt für Ernährung und Lebensmittel in Detmold, durchgeführt.

In dem Modellversuch wurden zunächst während der Medikation von Ferkeln Kot und Urin gesammelt und zu Gülle vereinigt. Diese Gülle wurde, wie in der Landwirtschaft üblich in Behältern abgedeckt mit einer Plane, über acht Monate gelagert und dann zur Düngung landwirtschaftlicher Flächen ausgebracht.

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