Leben auf dem Land gesünder für Jungvögel

(19.02.2017) Obwohl die Dohle sowohl in der Stadt als auch auf dem Land vorkommt, sind die Bedingungen für die Jungenaufzucht nicht überall gleich, denn europaweit ist ihr Bruterfolg in Städten niedriger.

Eine Studie der Schweizerischen Vogelwarte Sempach zeigt nun, dass junge Dohlen aus der Stadt eine grössere Überlebenswahrscheinlichkeit haben, wenn sie wie ihre Artgenossen auf dem Land gefüttert werden, also mit mehr tierischen Proteinen und weniger menschlichen Essensresten.

Die Dohle ist eine Höhlenbrüterin und nistet gerne in alten Spechthöhlen. Sie hat aber auch die Löcher in Kirchen, Schlössern und anderen von Menschenhand errichteten Bauten besiedelt, was ihr den Spitznamen «Turmdohle» eingebracht hat.


Mit den blauen Augen und der hohen Stimme unterscheidet sich die Dohle deutlich von den anderen Mitgliedern ihrer Familie, den Rabenvögeln.

Aber egal ob Stadtdohle oder Landdohle, der gesellige Rabenvogel brütet in kleinen Kolonien und ernährt sich von Insekten und anderen Wirbellosen, die er auf kurzrasigen Wiesen und Weiden in der Umgebung des Nistplatzes findet.

Als verbreiteter aber spärlicher Brutvogel wird die Dohle als «verletzlich» auf der Roten Liste aufgeführt und gilt als Prioritätsart für das «Programm Artenförderung», das von der Vogelwarte Sempach und BirdLife Schweiz durchgeführt, und vom Bundesamt für Umwelt unterstützt wird.

Dies, weil in der Nähe der Orte, wo die Dohle die Nahrung für ihre Jungen findet, kaum geeignete Brutplätze zu finden sind. Als typischer Rabenvogel ist die Dohle jedoch sehr schlau und hat die Siedlungen für sich entdeckt, wo sie gelernt hat, mit menschlichen Essensresten die hungrigen Schnäbel ihrer Jungen zu stopfen.

Aber ist eine Nahrung basierend aus Essensresten anstatt grosser Insekten überhaupt gesund für die Dohle? Genau diese Frage hat die Forschenden der Vogelwarte Sempach interessiert, als sie den Dohlen in der Stadt Murten zusätzlich natürliche, proteinreiche Nahrung anboten.

Die Dohlenpaare, die diese zusätzliche gesunde Kost erhielten, legten grössere Eier, welche eine höhere Schlüpfrate aufwiesen, im Vergleich zu den Paaren, die nur «Fast Food» frassen.

In einem zweiten Experiment wurde einigen jungen Dohlen aus Murten die gesunde Nahrung bis zum Ausfliegen angeboten. Sie hatten im Gegensatz zu ihren Nachbarn, die ohne zusätzliche Proteinzufuhr aufwuchsen, eine geringere Sterberate.

Um der Dohle in der Schweiz zu helfen, rät Lukas Jenni, Koautor der Studie und Wissenschaftlicher Leiter der Vogelwarte Sempach, deshalb: «Die Förderung der Dohle mit Kästen und anderen Nisthilfen ist besonders in Zonen mit extensiver Landwirtschaft sinnvoll, wo sie genügend natürliche und proteinreiche Nahrung für ihre Jungen findet».

Publikation

Meyrier E, Jenni L, Bötsch Y, Strebel S, Erne B, Tablado Z. Happy to breed in the city? Urban food resources limit reproductive output in Western Jackdaws. Ecol Evol. 2017;00:1–12. doi: 10.1002/ece3.2733.



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