VET-MAGAZIN logo
Wie „Supergene“ bei Fischen helfen, neue Arten zu entwickeln
LIB, Hannes Svardal
Liegespuren mit Hautabdrücken von frühen Säugetierverwandten
Lorenzo Marchetti
Salamander leiden unter steigenden Temperaturen
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Wo Biber Dämme bauen, steigt die Zahl wasserlebender Tierarten
UDE / Sara Schloemer
Wo Biber Dämme bauen, steigt die…
Waldfledermäuse suchen Zuflucht in Siedlungen
Carolin Scholz/Leibniz-IZW
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr bei Fledertieren
Zoharby via Wikimedia Commons
Neue Einblicke in die antivirale Abwehr…
Zauneidechsen fühlen sich an Bahngleisen wohl
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN
Wie Haie das Ende der Dinosaurier überstanden
NHM Wien, Iris Feichtinger
Wie Haie das Ende der Dinosaurier…
Marderhund (Nyctereutes procyonoides)
Dorian D. Dörge/Goethe-Universität Frankfurt
Allgemein

Forschungsverbundprojekt ZOWIAC „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“

Waschbär, Marderhund, Mink und Goldschakal sind in Deutschland und Europa nicht heimisch, verbreiten sich aber immer stärker.

. . .

Wie diese invasiven und gebietsfremden Arten die biologische Vielfalt bedrohen und welche Krankheiten sie auf Menschen oder Tiere übertragen können, untersucht jetzt das Forschungsverbundprojekt ZOWIAC „Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren“ der Goethe-Universität Frankfurt und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung.

Das Projekt wird gefördert von Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), der Senckenberg Gesellschaft, dem Landesjagdverband Hessen e.V. und dem Landesjagdverband Bayern - Bayerischer Jagdverband e.V.

Immer mehr exotische Tiere und Pflanzen werden durch den Menschen bewusst nach Europa eingeführt oder unbewusst aus ihrem Verbreitungsgebiet eingeschleppt. Allein in Deutschland sind mehr als tausend invasive, gebietsfremde Arten (IAS = invasive alien species) registriert.

Invasive Arten führen zu erheblichen Veränderungen von Artengemeinschaften und Ökosystemen und gelten weltweit als eine der wichtigsten Bedrohungen für die biologische Vielfalt. Weil sie Krankheiten übertragen oder als Zwischenwirte für Erreger dienen können, gefährden sie sowohl die Gesundheit von Menschen als auch von Haus-, Nutz- und Wildtieren.

Die EU-Kommission schätzt die durch IAS entstehenden wirtschaftlichen und gesundheitlichen Schäden in Europa auf jährlich 9,6 bis 12,7 Milliarden Euro. Im Zuge der Globalisierung und der ansteigenden Bevölkerungs- und Besiedlungsdichte erlangen invasive Arten auch eine zunehmende Bedeutung in Städten.

Zu den sich in Europa immer weiter ausbreitenden Arten zählen die beiden als invasiv bewerteten Raubsäuger Waschbär (Procyon lotor) und Marderhund (Nyctereutes procyonoides) sowie der Mink (Neovision vison) und der in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland immer häufiger auftauchende Goldschakal (Canis aureus).

Durch ihr breites Nahrungsspektrum und ihre hohe Anpassungsfähigkeit sind diese Tiere in der Lage fast alle natürlichen Lebensräume zu besiedeln. Sie stehen u.a. im Verdacht, für den Rückgang von zahlreichen, mitunter auch bedrohten, einheimischen Arten wie z.B. Fledermäusen, verschiedenen Amphibien und Reptilienarten oder bodenbrütenden Vögeln mit verantwortlich zu sein.

Zudem wird untersucht, ob ihr Vordringen in städtische Gebiete die Übertragung von Krankheitserregern auf Menschen und Tier, sogenannte Zoonosen, begünstigt.

Eine mit dem Waschbären nach Europa eingeschleppte Zoonose ist der Waschbärspulwurm (Baylisascaris procyonis), dessen Eier über den Kot der Tiere verbreitet werden. Dies stellt insbesondere in Städten, in denen Waschbären anthropogene Nahrungsressourcen und Räumlichkeiten nutzen, eine potentielle Gefährdung für die menschliche Gesundheit dar.

Waschbären dienen außerdem als Reservoirwirte für Coronaviren, Lyssaviren (Tollwut), canine Staupeviren und dem West-Nil-Virus. Das Erregerspektrum des Marderhundes ähnelt dem des Waschbären, zusätzlich gilt er als Endwirt des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis).

Der Mink ist eine der am häufigsten verbreiteten gebietsfremden Säugetierarten weltweit und gilt als Überträger einer Vielzahl von Zoonosen wie Leptospirose, Trichinellose und Toxoplasmose. Auch der Goldschakal beherbergt Zoonoseerreger. Einige von ihnen, wie der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus), der Hundespulwurm (Toxocara canis) oder Trichinen können große Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben.

Das Verbundprojekt ZOWIAC wird essentiell dazu beitragen, aktuelle, fundierte und abgesicherte Daten zu erarbeiten, um das von Waschbär, Marderhund, Mink und Goldschakal ausgehende Gesundheitsrisiko für die Bevölkerung sowie Nutz- und Haustiere und die Auswirkungen auf heimische Arten und Ökosysteme besser abschätzen zu können, sagt der Projektleiter Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. Es soll eine systematische Überwachung der am häufigsten assoziierten Krankheitserreger durchgeführt werden.

Ferner werden insbesondere räumliche Aspekte, d.h. etablierte Populationen in städtischen und ländlichen (Agrar/Wälder/Gewässer) Gebieten, Populationen an den derzeitigen europäischen Verbreitungsgrenzen sowie aus den Ursprungsgebieten (Nordamerika, Asien) betrachtet.

Durch Besenderung einzelner Individuen sollen tägliche Bewegungsmuster herausgearbeitet werden. Metabarcoding von Magen- und Kotproben werden detailliert Aufschluss über das Nahrungsspektrum und die Parasitenfauna bieten, um mögliche Auswirkungen auf die Biodiversität und das Zoonosepotenzial besser abschätzen zu können.

Verschiedene Populations- und Umweltparameter werden zur Erstellung von Ausbreitungsmodellen gesammelt und genutzt, um die Ausbreitung und das Vorkommen der gebietsfremden Raubsäugetiere auch unter sich verändernden Klimaveränderungen aufzeigen zu können, führt Klimpel weiter aus.

Da der zukünftige Erfolg bei der Eindämmung von negativen Einflüssen der IAS maßgeblich vom Verständnis und der Beteiligung der Öffentlichkeit abhängig sein wird, sollen alle relevanten Gruppen und Akteure mit eingebunden werden. Neben den Kooperationspartnern aus der Wissenschaft und aus Jagdverbänden und entsprechenden Ministerien werden auch Bürger in das Forschungsprojekt mit einbezogen (Citizen Science).

Als Basis für diesen Austausch werden eine App sowie eine Online-Kommunikationsplattform entwickelt, die Daten generiert und über die aktuellen Forschungsergebnisse informiert.

Da ZOWIAC wildtierökologische und gesundheitliche Forschungsaspekte einschließt, wird das Projekt auch Ergebnisse liefern, die Grundlagen für Entscheidungen der zuständigen Ministerien und Behörden im Umgang mit invasiven und gebietsfremden Raubsäugetieren in Deutschland und Europa sein können.

. . .

Weitere Meldungen

Neuigkeiten aus der Wissenschaft

Eine Kohlmeise blickt mit ihrem linken Auge zu einem Stimulus
Universität Konstanz, Comparative Cognition and Sociality Lab
Die bei uns heimischen Feuersalamander sind eine der vielen Arten, die auf ausreichend Feuchtigkeit angewiesen sind.
Daniel Rosengren/Zoologische Gesellschaft Frankfurt
Rinderstall
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Neue Verordnung zu MKS: Importverbot für tierische Produkte aus Ungarn gezielt angepasst

Importverbot gilt ab 14. April 2025 nur mehr für Regionen mit Schutz- oder Sperrzonen - Maßnahmen zum Schutz der Tiergesundheit bleiben aufrecht

Schloss Jelgava - Lettische Universität für Biowissenschaften und Technologie
Pudelek (Marcin Szala) via Wikimedia Commons

Hardenberg Institute vermittelt Veterinär-Studienplätze

Das Hardenberg Institute vermittelt Studieninteressierte aus Österreich und Deutschland an akkreditierte Veterinär-Fakultäten im EU-Ausland

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet
Daniel Zupanc

Neues Artenschutzhaus für geschmuggelte Tiere im Tiergarten Schönbrunn eröffnet

Im Tiergarten Schönbrunn wurde am 11. April 2025 das neue Artenschutzhaus eröffnet

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

ÖTT-Tagung 2025: 20 Jahre Tierschutzgesetz – wo stehen wir?

Die 15. Tagung der Plattform Österreichische Tierärztinnen und Tierärzte für Tierschutz (ÖTT) findet am 8. Mai 2025 online statt.

Grenzübergang Loipersbach – Ágfalva
Steindy via Wikimedia Commons

Maßnahmen gegen Maul- und Klauenseuche: Grenzübergänge vorübergehend geschlossen

Erhöhte Biosicherheitsmaßnahmen für Betriebe, Importstopp für pflanzliche Futtermittel aus betroffenen Regionen, Abstimmung zwischen Behörden läuft gut

KATZENMEDIZIN #23
just4vets

KATZENMEDIZIN #23

Die aktuelle Ausgabe des Fachmagazins für Tierärzt:innen, KATZENMEDIZIN #23, ist soeben erscheinen

Vetmeduni Vienna
Thomas Zimmel/VET-MAGAZIN

Vetmeduni Vienna verschiebt den Tag der offenen Tür

Als Vorsichtsmaßnahme wegen der in der Slowakei und in Ungarn ausgebrochenen Maul- und Klauenseuche (MKS) wird der Tag der offenen Tür in den September 2025 verschoben

Österreichische Tierärztekammer

Tierärztekammer fordert dringende Maßnahmen zur Bekämpfung der Maul- und Klauenseuche (MKS)

MKS-Ausbrüche in der Slowakei und Ungarn weiterhin nicht unter Kontrolle

Präparat von Melina Haring: Kragenechse (Chlamydosaurus kingii), Präparat/Professional, Gewinn: 2. Rang (rote Schleife)
NHM Wien, Wilhelm Bauer

Fünf Erfolge der Präparator*innen für das NHM Wien

Im Februar 2025 fand zum 14. Mal die "European Taxidermy Championships", die Europameisterschaft der Präparator*innen, in Salzburg statt

Teile diesen Bericht auf:

Werbung via Google
Werbung via Google

Buchtipps Buchtipps Buchtipps

Tierarztpraxis gründen und betreiben
Tierarztpraxis gründen und betreiben
(11. Jun. 2025) Der Leitfaden für die Selbstständigkeit in der Tiermedizin…
Suchterkrankung beim Hund
(3. Jun. 2025) Suchterkrankung beim Hund - gibt es das? Offenbar…
Wildtierfindlinge in der Tierarztpraxis
(27. Mai. 2025) Grundlagen der Wildtierhilfe, praktische Anwendung, tierärztliche Versorgung -…
The Equine Distal Limb
(22. Mai. 2025) An Atlas of Clinical Anatomy and Comparative Imaging-…
Tiergestützte Interventionen in der Psychiatrie
(16. Mai. 2025) Grundlagen, Methoden und Praxis der tiergestützten Interventionen in…
Laser Therapy in Veterinary Medicine: Photobiomodulation
(9. Mai. 2025) A comprehensive, up-to-date reference to the clinical applications…

Internationale Veranstaltungen Int. Veranstaltungen Internationale Veranstaltungen

SIVEMAP 2025
SIVEMAP 2025
(31. Mär. 2025) Die SASAP (Serbian Association of Small Animal Practitioners)…
EVECC-Kongress 2025
(1. Mär. 2025) Der 22. European Veterinary Emergency and Critical Care…
FECAVA EuroCongress 2025 in Antwerpen
(17. Feb. 2025) FECAVA lädt Sie vom 3. bis 6. September…
Yaboumba Weltkongress 2025
(17. Feb. 2025) Der XV. Internationale Kongress für Medizin und Chirurgie…
Webinar zum World Veterinary Dermatology Day…
(13. Jän. 2025) Die World Association for Veterinary Dermatology lädt am…
Hill's Global Symposium 2024
(20. Okt. 2024) Hosted by Hill's Pet Nutrition on Oct. 24-25…

Preise und Stipendien Preise und Stipendien Preise und Stipendien

FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
FECAVA-Laboklin-Reisestipendium 2025
(19. Mär. 2025) Die Tiermedizin kennt keine Grenzen und FECAVA und…
Bewerbungsfrist für den IGN-Forschungspreis für artgemäße…
(13. Mär. 2025) Der Forschungspreis der Internationalen Gesellschaft für Nutztierhaltung (IGN)…
Felix Wankel Tierschutz-Forschungspreis geht an Studienteam…
(10. Mär. 2025) Alle zwei Jahre zeichnet die Tierärztliche Fakultät der…
Ausschreibung des Herbert-Stiller-Förderpreis für tierfreie Forschung
(6. Mär. 2025) Ärzte gegen Tierversuche fördert tierversuchsfreie Forschungsvorhaben mit 20.000…
Raubtiere vs. Bauern: Ceva Wildlife Research…
(3. Mär. 2025) Der Ceva Wildlife Research Fund unterstützt ein Projekt…
MSD und die FVE fördern 34…
(7. Feb. 2025) MSD Tiergesundheit und der Europäische Tierärzteverband (FVE) zeichnen…